Segeln-America's Cup Segeln-America's Cup: Absagenserie gefährdet Zeitplan

Auckland/dpa. - Erst Flaute, nun Sturm und die Angst vor Terroranschlägen. Das vierte Rennen beim Segel-Klassiker America's Cup vor Auckland zwischen Titelverteidiger «New Zealand» und Herausforderer «Alinghi» ist am Dienstag bereits zum fünften Mal verschoben worden und bringt den Zeitplan völlig durcheinander. Zudem sind mehrere Drohbriefe aufgetaucht, in denen mit Anschlägen während der letzten Rennen gedroht wird.
Wie die neuseeländische Polizei am Dienstag berichtete, sind an diplomatische Vertretungen der USA, Großbritanniens und Australiens in der neuseeländischen Hauptstadt Wellington Drohbriefe geschickt worden. Eines der Schreiben enthielt eine kleine Menge des hochgiftigen Cyanids. In den Briefen wurde mit Anschlägen während der Segelrennen gedroht, falls die Irak-Krise eskaliert. Auch die neuseeländische Tageszeitung «The New Zealand Herald» erhielt einen gleich lautenden Drohbrief. Hinweise auf politische Extremisten gebe es aber nicht, teilten die Behörden mit. Vielmehr wird vermutet, dass der Absender der Schreiben «eine geistig verwirrte Person» sei. Polizei und Veranstalter haben Teilnehmer und Zuschauer des America's Cup zu erhöhter Wachsamkeit aufgerufen.
Währendessen ist für die beiden Segelteams aus Neuseeland und der Schweiz das Wetter das bestimmende Thema. Zwar hatten auch die Wetter-Teams beider Mannschaften starke Winde für Dienstag prognostiziert, «doch das war kein Freibrief für eine frühe Absage», meinte «Alinghi»-Sportdirektor Jochen Schümann (Penzberg) und übte damit Kritik an der Wettfahrtleitung um Harold Bennett (Neuseeland): «Man hätte auch bis mittags warten können.» Abgesagt wurde das Rennen aber schon um 08.30 Uhr: «Es war ein verlorener Tag», meinte der gebürtige Berliner verärgert.
Beim Training im Hauraki Golf konnten die Crew tatsächlich nicht mehr als Winde zwischen 15 und 22 Knoten (vier bis fünf Beaufort) messen. Das sind optimale Bedingungen für ein Rennen. «Unsere Jungs waren draußen und haben prima trainiert», berichtete «Alinghi»- Chefdesigner Rolf Vrolijk. Der 55-jährige Hamburger fügte grinsend hinzu: «Der aktuelle Lieblingswitz hier in Auckland ist die Behauptung, die Kiwis würden sich schnell eine neue Yacht bauen und brauchten dafür ein paar Tage Zeit.»
Die kritisierte neuseeländische Wettfahrtleitung verwies auf den offiziellen Wetterdienst. Im Falle eines Unfalls wäre angesichts der amtlichen Sturmwarnung der Veranstalter für mögliche Schäden haftbar gemacht worden, lautete das Argument von Chef Bennett. «Die Boote könnten bei solchen Windverhältnissen in zwei Teile brechen», meinte der Neuseeländer. Ein Szenario, dem man mit der Absage aus dem Weg gehen wollte. Schümann hatte sogar Mitleid mit dem Renndirektor. «Der wird doch von den eigenen Leuten im Stich gelassen», meinte der dreifache deutsche Olympiasieger.
Um eventuell am Mittwoch, dem offiziell vorgesehenen Ruhetag, zu segeln, musste die Wettfahrtleitung das Einverständnis beider Teams einholen. Alinghi Challenge willigte sofort ein, Team New Zealand lehnte ab. Angesichts der schlechten Wetterprognosen musste die Wettfahrtleitung aber ohnehin den Mittwoch als Renntag streichen.
Das vierte Rennen kann nun frühestens am Donnerstag ausgetragen werden. Die Schweizer führen mit 3:0. «Alinghi» fehlen noch zwei Punkte zum ersten Cup-Triumph eines europäischen Teams in der 152- jährigen Geschichte des America's Cup.