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Segelfliegen Segelfliegen: Karow ist der Souverän am Himmel

Von Karl Morgenstern 10.08.2003, 15:24

Leszno/Polen/dpa. - Der Bayer aus Hamburg ist wieder im siebten Himmel: Vier Jahre nach seinem Triumph in Bayreuth wurde der 37- jährige Holger Karow am Samstag im polnischen Leszno abermals Segelflug-Weltmeister in der offenen Klasse. Bei den 28. Titelkämpfen ließ der Flugkapitän der Deutschen British Airways (DBA) in der Formel-1-Klasse des Segelflugs, in der es so gut wie keine baulichen oder finanziellen Beschränkungen gibt, der Konkurrenz kaum eine Chance. Karow, der in Fischbek bei Hamburg das Segelfliegen lernte und nun im bayrischen Ergolding lebt, bescherte damit dem Deutschen Aero-Club (DAeC) in der 66-jährigen WM-Geschichte den zwölften Titel.

Karow war nicht der einzige Flieger aus «Old Europe», der sich einen Titel bei der WM in Leszno sicherte. Genauso souverän wie er gewann der 41-jährige österreichische Flugkapitän Wolfgang Jannowitsch den Titel in der neu geschaffenen 18-Meter-Klasse. Er holte damit zum ersten Mal seit 1968, als Harro Wödl gleichfalls in Leszno Weltmeister geworden war, einen Titel für die Alpenrepublik. Champion der Standardklasse wurde Andrew Davis (Großbritannien), der 1993 bereits Weltmeister gewesen war. Einziger Sieger aus Übersee war der in London lebende Neuseeländer John Coutts, der in der 15-Meter- Rennklasse triumphierte und Nachfolger von Werner Meuser wurde, der vor zwei Jahren im südafrikanischen Mafikeng gesiegt hatte.

   Außer Karow flog niemand der anderen sechs deutschen WM-Piloten auf die Medaillenränge. Trainer Holger Back, der 1991 in Uvalde in Texas Vize-Weltmeister geworden war, bekannte: «Schade. Es war eine durchwachsene Meisterschaft für uns. Der Erfolg Holger Karows überstrahlt natürlich alles. Aber es wäre auch in den anderen Klassen mehr möglich gewesen.» So war Karow bei seiner vierten WM-Teilnahme erneut die Leitfigur der Nationalmannschaft. In Leszno führte er bereits nach dem zweiten Wettflug und vergrößerte seinen Vorsprung kontinuierlich Tag für Tag.

Meist haben es die Konkurrenten schwer, seinem Kurs zu folgen, zumal der «große Schweiger» seine Position am Himmel auch nicht durch überflüssigen Funkverkehr verrät. Er steht inzwischen mit 3800 Segelflugstunden zu Buche. Dazu kommen 6000 Motorflugstunden. Seit 1995 ist der dreimalige deutsche Meister Berufspilot, seit drei Jahren Kapitän. Karow, der Ruhe und Selbstvertrauen ausstrahlt, genießt überall hohes Ansehen. Bei seiner Fluglinie ist er Vertrauensmann der Piloten in Sicherheitsfragen und arbeitet auch in entsprechenden internationalen Gremien mit.

Karow ist oft nach Parallelen zwischen beruflichem und Segelfliegen gefragt worden. Seine Antwort: «Es gibt drei wesentliche Punkte: erstens Sicherheit; zweitens: ökonomisch fliegen - das bedeutet im Segelflug, den besten Weg finden. Und drittens: so fliegen, dass sich die Passagiere wohl fühlen.» Der Weltmeister ergänzte aber: «In meinem Nimbus bin ich natürlich der einzige 'Passagier'.»