1. MZ.de
  2. >
  3. Varia
  4. >
  5. Sebastian Sylvester gewinnt WM-Titel der IBF

Sebastian Sylvester gewinnt WM-Titel der IBF

20.09.2009, 10:10

Neubrandenburg/dpa. - Als Sebastian Sylvester Box-Weltmeister geworden war, hatte er nur noch eine Sorge. «Ich habe noch nicht mal meine Verlobte angerufen», zeigte der frisch gekürte Champion im Mittelgewicht nach Version des Weltverbandes IBF sein schlechtes Gewissen

Sylvesters Herzensdame bleibt seinen Kämpfen traditionell fern und sie war auch nicht im mit 5000 Zuschauern ausverkauften Jahnsportforum von Neubrandenburg dabei, als der Greifswalder seinen Kontrahenten Giovanni Lorenzo (Dominikanische Republik) nach Punkten besiegte, damit Nachfolger von Ex-Weltmeister Arthur Abraham wurde und den WM-Gürtel in Deutschland hielt. Abraham hatte durch seinen Aufstieg ins Super-Mittelgewicht diesen Titelkampf erst ermöglicht.

Dabei fiel Sylvesters Sieg deutlicher aus, als es das knappe 2:1- Punktrichterurteil vermuten lässt. Das war dem Schützling von Trainer Karsten Röwer nach zwölf gutklassigen Runden jedoch egal. «Natürlich wäre mir ein 3:0 lieber gewesen, aber was soll's - ich bin Weltmeister», jubelte der 29-Jährige in der nächtlichen Pressekonferenz. Im Ring hatte er gegen seinen drei Monate jüngeren, unangenehm zu boxenden Gegner über weite Strecken Vorteile. Lediglich in den ersten beiden Runden verbuchte der unkonventionell fightende Lorenzo ein leichtes Plus.

Danach änderte der taktisch hervorragend eingestellte Neubrandenburger Publikumsliebling seine Marschroute. «Ich habe ihm vor der dritten Runde gesagt, dass er weniger, aber dafür konzentrierter schlagen soll», erläuterte Röwer, zu dessen ersten telefonischen Gratulanten Trainerkollege Fritz Sdunek aus Los Angeles gehörte. Wie Sylvester die Anweisungen umsetzte, beeindruckte nicht nur die Fans, sondern vor allem den Gegner.

«Es war ein harter und schwerer Fight, ich gratuliere Sebastian«, erwies sich der enttäuschte Lorenzo als fairer Verlierer. «Giovanni hätte mehr zum Körper schlagen müssen», nannte sein Trainer Rafael Farrait, ein ehemaliger Pfarrer, eine Ursache für die zweite Niederlage seines Boxers im 29. Profikampf. Dagegen punktete Sylvester immer wieder mit der Rechten, setzte aber auch die Linke mehrfach wirkungsvoll ein.

Umso unverständlicher war das 111:116-Urteil von Punktrichterin Valerie Dorsett (USA), das die Gemüter erhitzte. «Ich weiß nicht, vielleicht hat sie nebenbei was anderes gemacht», mutmaßte Weltmeister-Vorgänger Abraham, der sich freute, «dass der Titel bei Sauerland Event geblieben ist». Spätestens in einem halben Jahr muss der neue Weltmeister seinen Titel das erste Mal verteidigen.