Schwimmen Schwimmen: Wunderknabe Phelps mit geglückten Experimenten

Indianapolis/dpa. - Die Experimente des schwimmenden Superstarssind geglückt. Auf erfolgsabonnierte Strecken verzichten, dafür mehrAugenmerk auf die Freistildistanzen legen, lautete das von MichaelPhelps bei den US-Trials für die Weltmeisterschaften im Juli inMontreal bravourös umgesetzte Motto. Mit seinem Sieg in persönlicherBestzeit über 100 m Freistil am Montag (Ortszeit) schloss sich derKreis seines beispiellosen Vorhabens, nachdem der Teenager am selbenAbend im Natatorium von Indianapolis über 200 m Lagen in 1:57,44Minuten auch vom Olympia-Zweiten Ryan Lochte (1:58,40) nicht zuschlagen war. Nur der sechsfache Olympiasieger selbst war bislangschneller.
Der 19 Jahre alte Wunderknabe aus Baltimore kann damit bei dem WM-Championat (24. bis 31. Juli) so wie bei den Olympischen Spielen inAthen, wo er neben sechs Gold- noch zwei Bronzemedaillen erschwamm,in fünf Einzelrennen und drei Staffel-Wettbewerben starten. Ob er dastun wird, entscheidet er erst nach der sechstägigen WM-Qualifikation.In den Vortagen hatte Phelps über 100 m Schmetterling (51,34Sekunden), 200 m (1:46,44) und 400 m Freistil (3:47,79) gesiegt. Aufdie geplanten Starts über 200 m Rücken und 400 m Lagen verzichtete erebenso wie auf die 200 m Schmetterling. In den beiden letztenDisziplinen hält er als Olympiasieger und Weltmeister auch dieWeltrekorde.
«Mir reicht es. Ich werde jetzt wieder trainieren und mich ganzauf Montreal konzentrieren. Ich habe mehr gezeigt, als ich erwartethatte», bilanzierte Phelps bestens gelaunt nach seinen fünf Siegen invier Tagen, wobei er die beiden letzten Erfolge binnen 35 Minutenerkämpfte. Besonders zufrieden war er über die 100 m Freistil, wo er5/100 Sekunden unter seinem vor 14 Monaten aufgestellten Rekord lag.«Das zeigt, dass ich auf dem richtigen Weg bin. Ich fühle mich schonwieder viel stärker und besser», sagte Phelps. Gewendet hatte erallerdings nur als Siebter mit acht Zehntelsekunden Rückstand aufLandesrekordhalter Jason Lezak, den er aber durch einen rasantenEndspurt noch um 9/100 Sekunden abfangen konnte.
Die größten Schwächen seines Musterprofis, der mehr als eineMillion Dollar jährlich verdient, liegen noch immer auf den ersten 50Metern, sagte Phelps-Trainer Bob Bowman: «Vor allem beim Auftauchennach dem Start kann er noch viel Zeit gut machen». Der Coach zeigtesich überrascht, wie fit sich sein Schützling nach den Turbulenzen inder nacholympischen Zeit schon wieder präsentierte.
Bei den Kurzbahn-Weltmeisterschaften im Oktober in Indianapolishatte Phelps am zweiten Tag wegen Rückenproblemen seinenStartverzicht erklärt. Gut zwei Monate setzte er anschließend mit demTraining aus. Seine größte Sorge war, dass ihn das gleiche Schicksalereilt wie seine ältere Schwester, die wegen Rückenschmerzen ihreSchwimmkarriere beenden musste.
In der Zwangspause ertappte ihn auch noch die Polizei beimAutofahren unter Alkohol (0,9 Promille) und inhaftiert ihn. Am 29.Dezember wurde er zu einer 18-monatigen Bewährungsstrafe verurteilt.Außerdem muss er über 100 Stunden gemeinnützige Arbeit leisten. «SeitAthen hatte ich eine Menge ups and downs. Es war sehr schwierig,wieder in den gewohnten Rhythmus zu kommen. Doch jetzt ist der alteMichael wieder zurück», sagte Phelps, der nach zweijähriger Auszeitsogar wieder die Schulbank drückt.