Schwimmen Schwimmen: Michael Phelps schwimmt erstmals wieder nach Sperre
Hamburg/Charlotte/dpa. - Beim GrandPrix von Charlotte im US-Bundesstaat North Carolina springt der 23-Jährige von diesem Donnerstag an über fünf Strecken ins Wasser.Anfang Februar war Phelps wegen eines Fotos, das ihn während einerCollege-Party beim vermeintlichen Gebrauch einer Marihuana-Pfeifezeigte, vom amerikanischen Schwimmverband für drei Monate suspendiertworden. «Es war ein dummer Fehler, den ich für den Rest meines Lebensmit mir rumschleppen werde», hatte der achtmalige Olympiasieger vonPeking wieder und wieder beteuert. Seinen für 2012 geplantenRücktritt sofort zu vollziehen, war inmitten des Skandals nur kurzein Gedanke: «Ich liebe das Schwimmen zu sehr.»
Nach dem weltweiten Wirbel um seine Person und der langenTrainingspause ist die Schwimm-Gemeinde gespannt auf die sportlicheForm des Ausnahme-Athleten. «Ich schwimme einige anständige Zeiten imTraining, aber ich weiß nicht, wie ich das in einem Wettkampfumsetze», sagte Phelps. Charlotte dürfte somit mehr zum Einschwimmendenn als erster Fingerzeig für die Weltmeisterschaft Ende Juli in Romtaugen.
Der Rauch um das Wasserpfeifen-Foto hat sich verzogen, gebliebenist für Phelps eine andere Einstellung. «Ich denke, ich binentspannter als jemals zuvor in meinem Leben. Ich sehe einige Dingegelassener, vielleicht weil ich älter und erfahrener werde», sagte ervergangene Woche. Folgen hatte das von Phelps eingeräumte«Fehlverhalten» kaum: Nur ein großer Sponsor verlängerte denauslaufenden Vertrag nicht, der Weltschwimmverband FINA und sogar dasInternationale Olympische Komitee IOC sahen Phelps' Vorbildfunktionnur wenig beschädigt.
Nach dem Coup von Peking hatte sich der Amerikaner mit vielenDingen beschäftigt, der trainingsintensive Schwimmsport war ersteinmal weit weg. «Es war wahrscheinlich das erste Mal, dass ich wieein Kind sein konnte», sagte Phelps, der mit sechs Jahren dasSchwimmen begann. Während andere ihre Erfahrungen desErwachsenwerdens sammelten, nahm der 15-jährige Michael 2000 daserste Mal an Olympischen Spielen teil. Das süße Party-Leben abseitsder monotonen Kachelzählerei war für ihn keine vertane Zeit: «Dasvergangene Jahr war etwas, was ich mir mein ganzes Leben gewünschthabe. Ich habe irgendwann nachgedacht, dass es noch andere Interessenund Ziele gibt.»
Phelps kämpft nach eigenen Angaben mit einer «post-olympischen»Depression. «Wir wissen dann einfach nichts mit uns anzufangen.» Nachden sechs Goldmedaillen 2004 hatte der Amerikaner bereits mit einerTrunkenheitsfahrt samt kurzer Verhaftung für Aufsehen neben demBecken gesorgt. Er steht nun mehr denn je unter Aufsicht, jederweitere Fehltritt würde wohl erneut sofort öffentlich werden undnicht ohne Konsequenzen bleiben. Sein Trainer Bob Bowman rät seinemSchützling dringend zu mehr Vorsicht: «Michael muss sich nun Jedemmit Skepsis nähern, das ist traurig und ein sehr hoher Preis.»