Schwimmen Schwimmen: DSV hat keine Angst vor tiefem Wasser

Berlin/dpa. - Einschaltquoten von über 30 Prozent, im TV-Wettstreit die Formel 1bezwungen, in Europa mit 15 EM-Titeln souveräner Regent - jetzt solles nach vorn gehen. Noch in Berlin meldeten sich die ersten neuenSponsoren, die sportlichen Erfolge sichern auch die finanzielleGrundlage, «bis 2004 müsste da alles in ruhigen Gewässern laufen»,glaubt Christa Thiel. Die Vermarktung über die Hamburger Agentur SMSist bis 2006 mit einem jährlichen Betrag von bis zu 300 000 Eurogesichert. Ein Zuschlag für die Ausrichtung der Weltmeisterschaften2007 brächte dem DSV zusätzliche Vermarktungsmöglichkeiten.
Mit Franziska van Almsick und dem Nationalteam ist es dem Verband,der lange Jahre Negativ-Schlagzeilen produzierte, in der Hauptstadtin nicht erwarteter Manier gelungen, sich in den Vordergrund derdeutschen und europäischen Sportlandschaft zu drängen: «Wir haben unsnicht nur für den Schwimmsport-Interessierten präsentiert. Der DSVwird jetzt sportpolitisch entsprechend betrachtet», sagteRechtsanwältin Christa Thiel und reihte sich keck in die Reihe hinterFußball und Formel 1 ein.
«Das wird ein Transrapid», meinte Thiel über ihre Organisation,die durch ihre künftige Rolle als Vizepräsidentin des DeutschenSportbundes (DSB) noch mehr Gewicht und Einfluss bekommen soll. DieFunktionärs-Quereinsteigerin denkt auch darüber nach, sich um Ämterim europäischen Dachverband LEN oder im Weltverband FINA zu bewerben.In beiden Organisationen ist der DSV zu wenig präsent - und das willFrau Thiel ändern: «Man muss doch einfach Visionen haben, Ideen, esmuss einfach Drive drauf sein.» Diesen «Drive» verspürt der DSV seitBerlin verstärkt, nicht zuletzt durch den Besuch bei BundeskanzlerGerhard Schröder, der sich persönlich um eine neue Stelle für diearbeitslose Turm-Europameisterin Anke Piper kümmern will.
«Wir sind unseren eigentlichen Planungen voraus», fasste ChefcoachRalf Beckmann den sportlichen Teil zusammen. Das gilt für alle,speziell aber für Franziska van Almsick, die bei ihrem Nationalteam-Comeback auf Anhieb die Führungsrolle übernahm - und keine Neidervorfand. Beckmann machte der Mannschaft klar, dass der Schwimmsportnur dann auf Dauer eine Chance hat, wenn er durch Gesichterpräsentiert wird. «Franzi» ist ein solches Gesicht, wie früherMichael Groß. Die Weltrekordlerin ohne Probleme, der DSV ohnenennenswerte Sorgen - die Schwimmer schwimmen sich frei.