Schwimm-WM Schwimm-WM: Hannah Stockbauer weist den Weg
Barcelona/dpa. - Mit Leitfigur Hannah Stockbauer und erfreulichen Zukunftsaussichten nehmen Deutschlands Schwimmer Olympia in Angriff. Die 21-Jährige eroberte beim Schlussakkord der Weltmeisterschaften in Barcelona über 800 m Freistil ihren dritten Titel und ist mit fünf Mal Einzel-Gold Deutschlands erfolgreichste WM-Teilnehmerin. Die ungekrönte Schwimm-Königin des «Palau Sant Jordi» steht jetzt sogar über Größen wie Michael Groß und Kornelia Ender. Sie weist den Weg und ist Kopf eines deutschen Teams, das Athen trotz mancher Tiefschläge mit einem ausgeprägten Wir-Gefühl und voller Zuversicht ansteuern kann. Cheftrainer Ralf Beckmann: «Die Visitenkarte DSV hat weiter an Bedeutung und Anerkennung gewonnen.»
Am Sonntag musste Beckmann noch eine bittere Pille schlucken: Die Männer-Lagenstaffel sorgte für das zweite peinliche Vorlauf-Aus, die Zweitbesetzung Toni Helbig, Mark Warnecke, Johannes Dietrich und Torsten Spanneberg schwamm sich in indiskutablen 3:41,33 Minuten aus dem Finale. «Das war der herausragende Tiefpunkt», sagte Beckmann. Bundestrainer Manfred Thiesmann wurde drastisch: «Sehr Scheiße.»
Trotz der Peinlichkeit war das Weltrekordfestival für Beckmann als Sportdirektor des Deutschen Schwimm-Verbandes (DSV) «die Meisterschaft der ganz großen Namen» inklusive Hannah Stockbauer: «Sie hat Unwahrscheinliches geleistet.» US-Boy Michael Phelps wurde zum Serien-Rekordler und stahl Australiens Superstar Ian Thorpe die Schau. Der größte Jubel galt Alexander Popow: Der «Zar» aus Russland wurde mit 31 Jahren zum zweiten Mal nach 1994 Doppel-Weltmeister im Freistil-Sprint.
Ein unwiderstehlicher Schlussspurt hat Hannah Stockbauer zu einem der Topstars des Schwimmsports gemacht. «Einfach Augen zu und geballert» - so machte die Fränkin über 800 m Freistil auf der letzten Bahn aus einem Rückstand noch den Triumph. Drittes Finale, dritter Sieg, fünftes Einzel-Gold bei einer WM. «Das war eines der härtesten Rennen, die ich je hatte», sagte sie nach dem Krimi gegen Diana Munz aus den USA: «Echt Wahnsinn!» Sie war «baff und sprachlos, stolz darauf, besser zu sein als Michael Groß». Jetzt ein kurzer Urlaub, und am 13. August beginnt das «Unternehmen Gold» in Athen.
In die Kategorie «Wahnsinn» gehört auch die Weltrekordentwicklung über 100 m Schmetterling. Binnen zwei Tagen pulverisierten der Ukrainer Andrej Serdinow, Phelps und am Ende dessen Landsmann Ian Crocker die 51,81 Sekunden des Australiers Michael Klim, Crocker wurde schließlich in 50,98 Weltmeister. Das erträumte Gold war für Deutschlands Rekkordjäger Thomas Rupprath weg: «Das war der Hammer. Ich konnte nur staunen.» Die Flut der Rekorde kam bei Beckmann als Drohung und Herausforderung an: «Das sind klare Zeichen für Athen: Nächstes Jahr muss noch schneller geschwommen werden, um in die Medaillenränge zu kommen.»
Am Start der Lagenstaffel schwamm Einzel-Weltmeisterin Antje Buschschulte, zweite DSV-Powerfrau neben Hannah Stockbauer, in 1:00,33 Minuten nationalen Rekord über 100 m Rücken, doch dem DSV- Quartett blieb wie 1998 und 2001 nur Rang vier.
Nach Platz 6 über 50 m Schmetterling und verpasster Medaille auf der doppelten Distanz blies Rupprath zum Abschluss zur Attacke. Der Europarekordler qualifizierte sich als Erster für den Endlauf über 50 m Rücken, kämpfte um Alles oder Nichts. Und kündigte «Gold und Silber» an. Denn Steffen Driesen, Zweiter der Semifinals, lag ebenfalls auf Kurs in Richtung Siegerpodest. Nicole Hetzer schwamm über 400 m Lagen als Zweitbeste in den Endlauf.