Schwimm-WM Schwimm-WM: Die goldene Schonkost des Überraschungssieger

Montréal/MZ. - In diesem ganz speziellenFall wurden auch die Frontfrauen der ausländischenFernsehstationen tätig. Die Vorzeigedamen,die sonst immer nur ihre heimischen Schwimmeroder internationale Superstars wie MichaelPhelps oder Grant Hackett abfangen, hattenmitbekommen: Den kräftigen Kerl musst du dirgreifen. Der ist was Besonderes.
Und da kam Mark Warnecke, der Mann mit derunglaublichsten Geschichte dieser WM, auchschon daher geschlurft. Plauderte erst einwenig mit der wilden Rothaarigen vom italienischenFernsehen und gleich darauf mit der apartenBlondine von der BBC. Und beiden Damen mussteer natürlich vor allem beschreiben, wie sichdas anfühlt: Im stattlichen Sportleraltervon 35 noch Weltmeister im Brustschwimmenzu werden. Warnecke ahnte auch: "Ich werdeeinige Zeit brauchen, um das zu verarbeiten."
Dabei kannten die TV-Interviewerinnen vermutlichgar nicht all die anderen hübschen Detailsund Anekdoten aus dem Leben ihres Gegenübers,die dessen sensationellen Triumph so wunderbarabrunden. Dass er seit Jahren mit großer LeidenschaftAutorennen fährt, Arzt im zweiten Anerkennungsjahrist und in seinem Hotelzimmer derzeit aufdem Laptop jeden Morgen 200 bis 300 Mailsvon Menschen vorfindet, die sein Diätpulverbestellen wollen. Das Pülverchen, das dergebürtige Bochumer seit einem halben Jahresslöffelweise einnimmt und seitdem gewaltigabnimmt, ohne sein Training drosseln zu müssen.
Allerdings, darauf besteht der Mediziner,der sich seit zehn Jahren mit Ernährungsoptimierungund Diäten beschäftigt: "Das ist kein Diätpulver,das ist ein reines Aminosäureprodukt." VieleJahre schon sei er "ein Fan von Aminosäuren",beteuert Warnecke. Ein Journalist aus Österreichwill wissen, welchen Tipp der "Herr Doktor"seiner Frau geben könne, die habe 25 KiloÜbergewicht. Warnecke schaut kurz auf undschlägt dem Mann dann vor: "Wenn Sie IhreKarte bei mir durchziehen und zehn Euro abdrücken,dann können wir darüber reden." Bei der anschließendenÜbersetzung ins Englische erspart er es sichaber, die Natur der deutschen Praxisgebührnäher zu erläutern, sondern belässt es beider einfachen Erklärung: "Ich bin Arzt, alsomuss er für meinen Rat zahlen."
Nach dem Triumph, gepaart mit Warneckes bunterVita, besteht jetzt aber auch Hoffnung aufneue Sponsoren, die dem Senior-Weltmeisterihr Geld geben wollen. Im Moment prangen aufseinem Käppi immerhin schon zwei Firmennamen- ein Bierbrauer und ein Autohaus. Die Wagenverkäuferhatten im vergangenen Jahr eine Million EuroPrämie für einen Olympiasieg Warneckes ausgesetzt.Ins Schwitzen kamen die Verantwortlichen nicht:Der angehende Chirurg qualifizierte sich nichtfür Olympia. Sein Geheimnis diesmal: das bescheidenePensum: "Vier Kilometer, zwei Stunden. ProTag." Dafür trainiert er umso mehr im Kraftraumund schluckt Aminosäuren.
Ganz abgesehen davon hat ein Brocken wie ermit ganz anderen Dingen zu kämpfen. Aktuell18 Kilo hat Warnecke durch seine Diät seitWeihnachten abgenommen, stolze 116 Kilo woger damals. "Und mit 116 Kilo wäre ich nichtan den Start gegangen." Der simple Grund:"Die Blöcke zum Reinspringen werden ja immerzierlicher. Da hätte ich mich gar nicht mehrdrauf getraut."
