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Schutz-Software Schutz-Software: Keine Chance für bösen Nachwuchs

05.12.2007, 08:43
Zugang nur per Passwort: Mit Hilfe spezieller Programme wie «Parents Friend» können Eltern genau bestimmen, auf welche Programme ihre Kinder Zugriff haben. (Foto: dpa)
Zugang nur per Passwort: Mit Hilfe spezieller Programme wie «Parents Friend» können Eltern genau bestimmen, auf welche Programme ihre Kinder Zugriff haben. (Foto: dpa) Parents Friend

Bonn/München/dpa. - Ob es sich um Gewaltdarstellungenhandelt, denen die jungen Netz-Nutzer beim Herumklicken begegnen,oder um Pornografie: «Man muss Kinder vor gefährlichen Inhaltenschützen», sagt Axel Kossel von der in Hannover erscheinendenZeitschrift «c't». Einen Teil der Schutzarbeit kann spezielleSoftware übernehmen. Aber auch die Eltern sind gefragt.

Vor allem Eltern, die selbst nicht allzu viel Interneterfahrunghaben, könnten auf die Idee kommen, ihren Kindern aus Angst vormöglichen Bedrohungen das Surfen schlichtweg zu verbieten. Doch davonhalten weder Erziehungswissenschaftler noch Onlinesicherheitsexpertenetwas. Es sei «wichtig und richtig», Jungen und Mädchen Gelegenheitzu geben, sich mit Hilfe des Internets Medienkompetenz zu erarbeiten,sagt zum Beispiel Matthias Gärtner vom Bundesamt für Sicherheit inder Informationstechnik (BSI) in Bonn.

Deshalb gilt es zu verhindern, dass der Nachwuchs beim Surfen imNetz an Inhalte gelangt, die für seine Altersgruppe - und oft auchfür Erwachsene - nicht geeignet sind. Eine Möglichkeit bieten hierProgramme zum Herunterladen oder auf CD-ROM wie «Kindersicherung» oder «SafetyKid», die mit sogenannten Whitelists arbeiten.

In diese Listen können die Eltern Seiten eintragen, die das eigeneKind nutzen darf, erklärt Kossel. «Sobald das Interesse am Internetwächst, ist diese Methode aber nicht mehr geeignet.» Denn dannbekommen die Kinder automatisch mit, dass es in der digitalen Weltnoch viel mehr zu entdecken gibt als die Seiten, die die Elternerlauben - und das sollte man ihnen nicht komplett verwehren.

Neben den «weißen» gibt es «schwarze Listen» - Blacklists genannt.Entsprechende Programme spüren gewaltverherrlichende, rechtsextremeoder pornografische Inhalte auf und sperren sie. Die in die Softwareintegrierten und nach Angaben der Hersteller ständig aktualisiertenListen haben aber zwei Nachteile: «Sie können nie alles sperren, denntäglich kommen Tausende neue Seiten dazu», sagt Kossel. Zudem sperrendie Systeme oft unnötig viel - etwa Aufklärungsseiten oder solche, indenen sich Worte wie «Sex» aus Buchstaben in anderen Begriffenzusammenfügen.

«Einigermaßen zuverlässig arbeiten die Angebote der Provider wieetwa AOL oder T-Online», sagt Axel Kossel. Die Telekom-Software zumBeispiel ist allerdings nur für die eigenen Kunden und muss nach demDownload unter www.t-online.de/kinderschutz-software freigeschaltetwerden. Dann können die Eltern für jedes Kind ein Profil anlegen.Dabei wird zwischen drei Altersgruppen unterschieden: 6 bis 11, 12bis 15 und 16 bis 17 Jahre.

Der T-Online-Filter sei gründlich, ohne übermäßig viel zu sperren,sagt Kossel. Außerdem ermöglicht er neben einer Black- und einerWhitelist, einen «ICRA-Filter» hinzuzuschalten. Mit seiner Hilfekönnen Eltern die Nutzung von Chaträumen oder auch Tauschbörsenverbieten. Darüber hinaus lassen sich bestimmte Zeitspannenfestlegen, die der Nachwuchs maximal im Internet verbringen darf.

Neben Software zum Kaufen und den Angeboten der Provider gibt eskostenlose Programme im Netz - eines davon vom BSI: «Parents' Friend»lässt sich unter www.bsi-fuer-buerger.de herunterladen. Der«Elternfreund» ermöglicht, bestimmte Webseiten zu sperren, Programmemit Passwörtern zu belegen, Systemeingriffe zu verhindern undZeitlimits zu setzen. Das Programm arbeitet unsichtbar im Hintergrundund hat einen integrierten Schutz gegen Manipulationsversuche.

Auch der Sicherheitssoftware-Hersteller McAfee aus München hateine Freeware im Angebot. Der «Site Advisor» (www.siteadvisor.com)beurteilt Webseiten auf ihr Gefährdungspotenzial für Kinder undJugendliche hin. Angebote, die er dabei als unbedenklich einstuft, erhalten einen grünen Haken - Bedenkliches versieht er mit einemroten Kringel.

Eine weitere Variante ist Überwachungssoftware, die im Hintergrundläuft und über die Seiten Buch führt, die der Nachwuchs aufruft. Dannliegt es an den Eltern, den Kindern klarzumachen, dass Heimlichtuereikeinen Sinn hat. Der «Parents' Friend» zum Beispiel hat eine solcheFunktion. Daneben gibt es zahlreiche entsprechende Programme aus denUSA wie die «Netnanny» oder den «Cybersheriff». Entsprechend sind sielaut Kossel auf englischsprachige Seiten zugeschnitten.

Absolut zuverlässig funktioniere jedoch kein Programm, sagt AxelKossel. Das liegt laut McAfee-Sprecherin Isabell Unseld auch daran,dass viele Kinder ihre Eltern bei den Internetkenntnissen lockerüberholt haben. Deshalb ist es für sie oft nicht allzu schwer, dieprogrammierten Barrieren zu umgehen oder die Passwörter der Elternauszuspionieren und dann die Beschränkungen aufzuheben. «Man darfsich nicht allein auf Software verlassen», sagt auch Matthias Gärtnervom BSI. Vielmehr empfehlen die Experten den «Familien-PC», an demEltern und Kinder gemeinsam surfen.