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Schifffahrt Schifffahrt: Die Königin der Meere

Von Hilke Segbers 08.01.2004, 16:38

Halle/MZ. - Und standesgemäß wurde sie am Donnerstag im Hafen von Southampton auch von einer Königin getauft: von Queen Elizabeth, ihres Zeichens auch die Zweite.

Die "Queen Mary 2" ist ein Luxusliner der Superlative. Sie ist mit 345 Metern das längste und mit 41 Metern das breiteste jemals gebaute Passagierschiff. Gut 870 Millionen Euro Baukosten machen es auch zum bisher teuersten. Und das höchste Schiff ist die Queen ebenfalls: Mit 72 Metern vom Kiel bis zum Schornstein ragt sie sogar höher in den Himmel als die Freiheitsstatue im Hafen von New York - würde diese nicht auf einem Sockel stehen.

3 000 Arbeiter haben knapp zwei Jahre lang auf der Werft in Saint-Nazaire in Frankreich an dem 30 Knoten schnellen Liner gebaut und dabei 52 000 Tonnen Stahl zusammengeschweißt, 2 500 Kilometer elektrische Kabel verlegt, 250 000 Quadratmeter Teppichboden und 500 Kilometer Rohrleitungen. Mehr als 250 Tonnen Farbe wurden verstrichen sowie 2 000 Bäder, 5 000 Treppen und 80 000 Lampen installiert. Bei allen Rekorden gibt es aber auch einen Wermutstropfen. Vor zwei Monaten kam es im Trockendock zu einem Unfall. Beim Einsturz einer Landungsbrücke des Ozeanriesen wurden 15 Menschen in den Tod gerissen.

"Die "Queen Mary 2" könnte genügend Elektrizität erzeugen, um damit ihren Heimathafen Southampton mit Strom zu versorgen", sagt der Pressesprecher von Cunard Deutschland in Hamburg, Ingo Thiel. Immerhin ist das eine Stadt von 200 000 Einwohnern. Für eine "Grand Dame" recht laut ist das Schiffshorn: Es ist 18 Kilometer weit zu hören. Wer gerade versunken in den 8 000 Büchern der Bordbibliothek stöbert, eines der 5 000 Kunstwerke an Bord betrachtet oder durch das Museum mit Exponaten der mehr als 165-jährigen Geschichte von Cunard und der Linienschifffahrt schlendert, wird ganz hübsch zusammenzucken.

Auf der sechstägigen Reise zwischen Southampton und New York, die die "Queen Mary 2" bald regelmäßig absolvieren wird, kann es einem Passagier ohnehin fast nicht langweilig werden. Mehr als 1 800 Quadratmeter groß ist das Wellness- und Fitnesszentrum über zwei Decks mit Thalassotherapie-Pool, Sprudelbädern und Wasserfällen. Es gibt eine Minibrauerei für Durstige, zehn Restaurants für Hungrige - vom eleganten "Queens-Grill" bis hin zum "Lido Cafe" - sowie ein "College of the Sea" für Lernwillige. Dort können sich die Gäste als Koch versuchen, am Computer üben oder Fotografieren lernen. Ein Höhepunkt für Hobby-Astronomen ist das weltweit erste Planetarium an Bord eines Schiffes.

Irgendwann sind aber auch die unternehmungslustigsten Reisenden müde und streben ins Bett: 1 310 Kabinen gibt es für 2 620 Passagiere. Knapp drei Viertel der Suiten, Kabinen und Apartments sind mit einem Balkon ausgestattet. Die kleinste - eine Zweibett-Innenkabine - ist 18 Quadratmeter groß. Die Suiten haben 47 Quadratmeter, einen Balkon sowie einen großen Wohnbereich. Den meisten Platz bieten die mehr als 200 Quadratmeter großen Duplex-Apartments.

Der erste Kapitän des Schiffes ist für Cunard-Gäste ein alter Bekannter: Ronald W. Warwick (63) ist seit 1990 Master der "Queen Elisabeth 2". Schon sein Vater William E. Warwick war Offizier an Bord der "Queen Elisabeth" und der "Queen Mary" und ab 1968 der erste Master der "Queen Elisabeth 2". Warwick junior befehligt heute eine rund 1 250-köpfige Mannschaft.

Die "Queen Mary 2" löst mit ihrer Jungfernfahrt, die am 12. Januar startet, den legendären Transatlantikfahrer "Queen Elisabeth 2" ab. Die liebevoll "QE2" genannte alte Dame der Linienschifffahrt wird künftig von Cunard als reines Kreuzfahrtschiff eingesetzt. Auch die "Queen Mary 2" wird neben den geplanten rund 20 Transatlantiktouren pro Jahr Kreuzfahrten durch die Weltmeere machen. Im Sommer etwa durch Europa. Doch bei allen Superlativen, einen Rekord wird die neue Königin der Meere ihrer Vorgängerin vorerst nicht abnehmen können: Die "Queen Elisabeth 2" vermeldete kürzlich fünf Millionen gefahrene Seemeilen.

«Queen Mary 2» (Grafik: dpa)
«Queen Mary 2» (Grafik: dpa)
dpa