Schach Schach: Finaler Griff zum Gold ist taktische Geheimoperation
HALLE/MZ. - Auch auf drängende Nachfrage. "Keine Chance, das ist nicht nur meine Entscheidung. Auch die Damen haben mich gedrängt, sie nicht zu verraten", sagt Jürgen Luther. Das klingt nach Geheimoperation - und ist es irgendwie auch.
Vor dem Finale der Schach-Bundesliga herrscht taktischer Ausnahmezustand. Nichts soll den Griff zum Gold gefährden. Schließlich kann der USV Volksbank Halle an diesem Wochenende die Deutsche Meisterschaft gewinnen. Und unbedingt hilfreich ist es, wenn die Spielerinnen der Gegner allenfalls ein Ahnung und keine Gewissheit haben, auf wen sie sich vorbereiten müssen. Da ist Schweigen oberstes Gebot. Dass USV-Spielerinnen, die nicht in Halle wohnen, privat untergebracht werden - auch Claudia Eckhardt gibt Kolleginnen eine Schlafgelegenheit - ist ebenso von Vorteil. Obwohl dies vorrangig der Tatsache geschuldet ist, dass der Etat lediglich bei Auswärtstouren Pensionskosten hergibt.
Dennoch wirkt die Heimlichtuerei für Außenstehende arg übertrieben. Schließlich ist die Ausgangsposition glänzend, der zweite Titel nach 2007 zum Greifen nah: Die USV-Frauen gehen als Tabellenführer in die letzten Strategie-Gefechte an den Brettern. Mit Siegen über die Teams des SV Wolfbusch und von Medizin Erfurt bleiben sie vorn. Die Aufgabe erscheint lösbar: Wolfbusch ist Drittletzter, Erfurt steht am Tabellenende. Hauptkonkurrent und Titelverteidiger OSC Baden-Baden, den die Hallenserinnen zuletzt vor knapp 14 Tagen bezwungen hatten, muss ein schwereres Programm bewältigen: Er spielt gegen Königshofen, das Halle die einzige Saisonniederlage beigebracht hatte.
Trotzdem warnt USV-Mannschafts-Leiter Jürgen Luther: "Unsere Gegner sind angeschlagen und kämpfen gegen den Abstieg, den sie durchaus noch verhindern können. Das macht sie gefährlich." Außerdem stünden seine Frauen so kurz vor dem Ziel unter gehörigem mentalen Druck. "Ich hoffe, dass sie nicht die Nerven verlieren", sagt Luther - selbst unter höchster Anspannung stehend.
Doch er ist sich sicher: "Unsere Mädels haben sich intensiv vorbereitet, Stärken und Schwächen ihrer potentiellen Gegenüber genauestens studiert", sagt Luther und so glaubt er: "Da ein Restrisiko bleibt, liegt unsere Titelchance bei 90 Prozent." Gelingt der Triumph, ist eine große Party geplant. Was? Wo? "Da wird sich unser Sponsor bestimmt etwas einfallen lassen", glaubt Luther - ohne mehr zu wissen. Auch das ist eine Heimlichkeit des Wochenendes.
Halle gegen Wolfbusch, Sonnabend, 14 Uhr; gegen Erfurt am Sonntag, 9 Uhr, im Volksbank-Gebäude,Joliot-Curie-Platz in Halle. Der Eintritt ist frei.