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Santana Santana: «Der Übernatürliche» ganz natürlich

19.11.2001, 11:37
Carlos Santana
Carlos Santana dpa

San Rafael/dpa. - Mit dem typischen Filzhut - ohne Kopfbedeckung oder Stirnband ister selten zu sehen - stellt sich Santana in einem kleinen,unscheinbaren Gebäude seinen Gesprächspartnern. Hier regelt daszehnköpfige «Santana-Management» die Geschäfte der Gitarrenlegende.Ein Hinterzimmer dient als Probenraum für den Star und seine Band.Die Wände sind mit Tausenden von Eintrittskarten, Fotos undvergoldeten Platten bunt bedeckt.

Er freue sich auf den Tourstart in Europa, sagt Santana. Dieeuropäischen Fans schätze er, «weil sie besser zuhören» und ihn ohneZwischenrufe neue Stücke spielen lassen. Seinem bisherigen Erfolgs-Konzept will der Gitarrenvirtuose bei den Konzerten treu bleiben.«Farben, Gefühle und besonders afrikanische Rhythmen faszinierenmich», sagt er. «Es wird anders als "Supernatural" sein, dochgleichzeitig ist der Klang ähnlich, und die Zuhörer werden etwasVertrautes wiedererkennen.» Neben seinen Stamm-Musikern hat Santanahochkarätige Künstler nach Europa eingeladen, darunter dieNewcomerin Alicia Keys und Seal. «Ich muss nicht alle Songsschreiben, ich spiele nur Gitarre und singe ein wenig», sagtSantana. «Mein Talent ist die Team-Arbeit mit Musikern, Produzentenund Technikern.»

Gerahmte Eintrittskarten vom Woodstock-Festival am 15. August1969 hängen im Santana-Büro an einem Ort, wo man begehrteMemorabilien am wenigsten vermutet - in der Toilette. Woodstockbedeutete den großen Durchbruch für die Band, die zuvor mit ihremungewöhnlichen Latino-Rock vor allem Hippies in San Franciscobegeisterte. Dem legendären Festival folgten Alben wie «Abraxas» und«Santana» und Hits wie «Black Magic Women» und «Oye Como Va». Bisheute hat der Rockstar über 50 Millionen Alben verkauft undunzählige musikalische Trends überlebt.

Seinen Erfolg schreibt er vor allem dem Einfluss von Frauen inseinem Leben zu. Er habe eine «unglaubliche Ehefrau», eine«mächtige» Mutter, vier «liebe» Schwestern und zwei Töchter, die ihnständig herausforderten. «Meiner Meinung nach wäre es für MichaelJackson, Prince oder Eric Clapton sehr gesund, auf Frauen zu hören.Dies hat mich in einen besseren Menschen, einen besseren Musiker undeine stärker spirituelle Person verwandelt.»

Seit 1973 ist Carlos Santana mit Ehefrau Deborah verheiratet.Durch ihre «Milagro»-Stiftung unterstützen sie unterprivilegierteKinder in aller Welt. Ein Teil der Einnahmen aus Platten- undKartenverkäufen fließt in Projekte wie Schulen in Haiti undWaisenhäuser in Mexico. «Ich kenne den Geruch von Armut, Orte ohnefließendes Wasser und Elektrizität», sagt er. Mit sechs Geschwisternwuchs der Sohn eines Mariachi-Violinisten in der mexikanisch-kalifornischen Grenzstadt Tijuana auf. Als Teenager entdeckte erseine Liebe zur Gitarre und zur Blues-Musik von B.B.King und JohnLee Hooker. In den 60er Jahren zog er nach San Francisco.

Der Platten-Millionär spricht noch heute mit tiefer Überzeugungvon Engeln, Erleuchtung, göttlichem Licht und den übernatürlichenKräften der Menschen. Die Musik von John Coltrane und Bob Marleyrege ihn «spirituell an», sagt Santana, ebenso wie Spaziergängedurch den Wald und gute Bücher.