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Sanft vom Himmel geschwebt

Von Claus Blumstengel 20.08.2006, 17:03

Zerbst/MZ. - Viel kleiner erschien sie den Zuschauern als die Flugmodelle, die 2 500 Meter unter ihr kreisten, war die Passagiermaschine zwischen den Schäfchenwolken kaum auszumachen. Plötzlich löste sich ein Punkt von dem Flugzeug, stürzte ungebremst zur Erde, zehn, zwanzig Sekunden lang. Peter Hildebrand hielt den Atem an. "Das da oben ist meine Frau", erklärte er seine Aufregung.

Nur mal schauen, wollten Gabi und Peter Hildebrand beim ersten "Fly In" des Flugsportclubs, des Fallschirmsportclubs und des Modellflugclubs auf dem Flugplatz in Zerbst. Als dann Tandem-Master Rico Brauer aus Bienenfarm bei Brandenburg auf den freien Platz am Tandem-Schirmpaket neben sich wies, überlegte die unternehmungslustige Dessauerin nicht lange, zumal beim Tandem-Sprung im Unterschied zum Einzelsprung eine kurze Einweisung genügt, wie Vereinsvorsitzender Gerald Bürgel erklärte. Bürgel hat übrigens an diesem Sonnabend seinen 900. Fallschirmsprung absolviert.

1 000 Meter waren Gabi Hildebrand und Rico Brauer nun der Erde schon näher gekommen und man sah inzwischen deutlich, dass die beiden kopfüber in die Tiefe stürzten. Da öffnete sich endlich die leuchtend rote Fallschirmseide und aus dem rasend schnellen Fall wurde ein sanftes Schweben. Der Ehemann am Boden atmete hörbar auf und zückte den Fotoapparat.

"Es war wunderbar", rief Gabi Hildebrand, nachdem der Tandem-Master sie von den Seilen befreit hatte. Den 100 Kilometer weiten Ausblick habe sie aber erst genießen können, als sich der Fallschirm geöffnet hatte. Der freie Fall, das sei schon ein unbeschreibliches Gefühl gewesen, meint sie und versichert: "Ich würde das noch einmal machen." Ihr Mann Peter hat vor einigen Tagen die Pilotenprüfung abgelegt. In dieser Woche will das Ehepaar zum ersten Mal gemeinsam mit einer "Katana" von Zerbst nach Ballenstedt fliegen. Für Gabi Hildebrand sei der Fallschirmsprung am Sonnabend praktisch ein Test auf Flugtauglichkeit gewesen, erklärte ihr Mann. Während der Tandem-Master den Fallschirm wieder vorschriftsmäßig packte, wartete schon Marcel Kühn aus Möhlau auf seinen Sprung, für den seine Kumpel zum Geburtstag zusammengelegt hatten. Die waren natürlich gespannt, "ob der sich das wirklich traut". Als er sich auf den Sprung vorbereitete meinte seine Freundin Katja Klemm: "Ich würde das auch gern mal machen." Vielleicht eine Idee für den nächsten Geburtstag?

"Das schöne Wetter, gute Sicht, viele Gäste, besser kann es gar nicht sein", schwärmte der Vorsitzende des Flugsportvereins Zerbst, Roland Prokop.

Dabei waren er und die 35 Mitglieder der drei Vereine am Vortag bei der Vorbereitung noch pitschnass geworden und fürchteten die erste gemeinsame Veranstaltung würde ins Wasser fallen. Doch nun reichte der Parkplatz kaum, waren der amtierende Kreishandwerksmeister Prokop und seine Vereinskameraden beinahe ständig in der Luft, um den Besuchern auf Rundflügen die Gegend vom Fläming bis zur Elbe zu zeigen mit einem sagenhaften Rundblick bis Berlin und zum Brocken.

Nicht allein Hunderte interessierte Laien hatten den - ohne Beschilderung nicht ganz einfach zu entdeckenden - Weg zum ehemaligen Militärflugplatz bei Zerbst gefunden. Der Fallschirmsportverein Sangerhausen war eben so zahlreich vertreten wie die Vereinsfreunde aus Wernigerode sowie die Dessauer Fallschirm- und Flugsportler. "Wir sind mit acht Sportlern und zwei Schülern hier", informierte der Vorsitzende des Dessauer Fallschirmsportvereins, Peter Henkel. Man komme schon deshalb gern auf den Zerbster Flugplatz, weil der als Sonderlandeplatz gilt, auf dem keine Flugpausen eingehalten werden müssen.

Der Fallschirmsportverein Zerbst im Internet: www.fallschirmsportzerbst.de.vu