Sachsen-Pokal Sachsen-Pokal: Spieler und Fans flippen im Stadion aus
Leipzig/dpa. - Spieler mit bengalischen Fackeln, zerstörterRasen, angekokelte Tornetze und ungebremster Fan-Sturm: Das Chaos umdas Finale des Fußball-Sachsen-Pokals zwischen Dynamo Dresden II unddem VFC Plauen erlebte am Mittwochabend nach dem Schlusspfiff seinentraurigen Höhepunkt. «Ich bin froh, dass das Finale überhaupt überdie Bühne gegangen ist. Es sind ganz viele Fehler gemacht worden, diewir auswerten müssen. So ein Theater wird es nicht mehr geben», sagteKlaus Reichenbach, Präsident des Sächsischen Fußball-Verbandes (SFV).
Die kurzfristige Absage des eigentlich für Grimma geplantenEndspiels und die Verlegung ins Zentralstadion aus Sicherheitsgründenhatte allen Beteiligten nicht gut getan. «Der Termin zum Saisonendewar alles andere als glücklich und es wird ihn auch nicht mehr geben.Das nächste Endspiel ist am 16. Mai 2010 und wird damit am gleichenTag wie in Sachsen-Anhalt und Thüringen stattfinden. Wir kooperierenda mit dem MDR und können die Veranstaltung so auch viel besservermarkten», sagte Reichenbach.
Mit Entsetzen musste er mit ansehen, welche Szenen sich nach dem2:1-Erfolg der Dresdener nach Verlängerung auf dem Spielfeldabspielte. Dynamo-Torhüter Benjamin Kirsten rannte mit BengalischenFeuern zu den Fans und animierten diese zum ausgeflippten Feiern. Inihrem Wahn sprangen Anhänger von den 3,50 Meter hohen Tribünen in denInnenraum des Zentralstadions. Die viel zu wenigen Ordner wurdenüberrannt. Nach der Pokalübergabe schnappten sich Fans die Trophäeund rannten damit durch das Stadion. Währenddessen saßen DresdnerSpieler auf dem Feld, traten große Stücke aus dem Rasen heraus undbewarfen sich damit. Die Fans folgten dem Beispiel. Auch ein Tornetzwurde angezündet. Es war der negative Höhepunkt einer Final-Farce, ander vor allem der SFV und Dynamo als eigentlicher Gastgeber einengroßen Anteil hatten.
Wo künftig das Pokal-Finale ausgespielt wird, will dasVerbandspräsidium beraten. «Wir werden die Spielordnung ändern, damites dieses Chaos nicht mehr gibt», betonte der Reichenbach. Vom Chefder Betreibergesellschaft des Zentralstadions, Winfried Lonzen, liegtdem Verband ein Angebot vor, das Endspiel für immer in der WM-Arenadurchzuführen. «Das muss man prüfen, auch die Kosten. Überlegenswertist auch der Vorschlag, das Heimrecht einfach zu tauschen, wenn sichder unterklassige Verein nicht in der Lage sieht, die Bedingungen andie Sicherheit zu erfüllen. Irgendwohin zu ziehen, wie Dynamo jetztnach Grimma, bringt nichts», sagte Reichenbach.
Sollte das Zentralstadion permanenter Austragungsort werden,müsste der Verband als alleiniger Ausrichter auftreten, so wie er esjetzt auch tun musste. Wegen bestehender Verträge mit Sponsoren hattees Dynamo abgelehnt, in Leipzig die Ausrichter-Rolle zu übernehmen.
Geklärt werden muss vor allem auch die Sicherheitsfrage. «Dass dieLeute da runter springen, kann man nicht ahnen. Das ist immerhin einvon der FIFA abgenommenes Stadion. Wahrscheinlich brauchen wir einenLöwenkäfig für bestimmte Anhänger», sagte Reichenbach. Die zehnOrdner vor dem Dynamo-Block waren überfordert, die Polizei schrittnicht ein, da es keine Eskalation oder Gewalt gab.
Ärger in Form einer Rechnung droht Dynamo von Lonzen. «Derherausgerissene Rasen und das angekokelte Tornetz sind nichthinnehmbar», schimpfte der Stadionchef, der sich auch eine Zivilklagegegen Dynamo-Torhüter Benjamin Kirsten vorbehält. «Bei uns bekommtjeder Stadionverbot, der Feuerwerkskörper zündet. Und dann rennt derSpieler hier mit einem Bengalo durch das Stadion und wiegelt die Fansdamit erst richtig auf. Das muss auch vom Verband diskutiert werden»,forderte Lonzen. Dynamo reagierte sofort. Am Donnerstag erhielt derTorhüter eine Abmahnung, wurde vereinsintern für drei Pflichtspielegesperrt und muss 4000 Euro Geldstrafe wegen extremvereinsschädigendem Verhalten zahlen. «Das ist ein Affront gegensämtliche Bemühungen des Vereins, auf das Fanverhalten positiveinzuwirken», hieß es in einer Dynamo-Stellungnahme
Der sportliche Aspekt blieb nach dem Spiel weitgehend imHintergrund. Die jungen Dynamos gewannen 2:1 nach Verlängerung durchdie Tore von Paul-Max Walther (36., 92.) bei dem Gegentreffer vonCarsten Paulick (80.). Die Spieler bekommen dafür eine Siegprämie,Dynano 100 000 Euro für das Erreichen der 1. DFB-Pokal-Runde. «Schönwäre es, zunächst einen machbaren Gegner zu haben, um dann in der 2.Runde einen Kracher zu bekommen. Da ist dann das Stadion fertig und32 000 Zuschauer könnten das Spiel erleben», sagte Dynamo-CheftrainerRuud Kaiser, der das Spiel verfolgte und sich über den Coup derAmateure freute. Im DFB-Pokal tritt dann seine Profi-Mannschaft an.