Sachsen Sachsen: In 80 Minuten um die Welt
Halle/MZ. - Auf leicht hügeligen 4,6 Hektar davor liegt den Gästen die Welt mit einigen ihrer bekanntesten Bauwerke buchstäblich zu Füßen. "Willkommen in der Miniwelt Lichtenstein", strahlt die 38-Jährige mit einladender Geste hin zu Freiheitsstatue und Berliner Fernsehturm.
"Bei Jules Verne hieß das einst in 80 Tagen um die Welt. Bei uns geht das heute sehr viel schneller. In 80 Minuten haben Sie berühmte Bauwerke wie den Pariser Eiffelturm, den Tower von London und die Oper von Sydney aus nächster Nähe gesehen und dazu sogar noch fünf der sieben antiken Weltwunder", verspricht Heike Wenzel.
Die Weltreise auf rollstuhlgerechten Wegen startet ganz beschaulich bei den Windmühlen, die auf Knopfdruck ihre Flügel drehen. Und hier gibt es gleich die ersten Informationen zum sächsischen Landschaftspark unweit von Hohenstein-Ernstthal. Auf einer Fläche, so groß wie sechs Fußballfelder, sind 111 Modelle zu sehen. Im Maßstab 1:25 - nach Zeichnungen oder Fotos errichtet und teils aus den gleichen Materialien wie die Originale - bieten sie ein detailgetreues Abbild der echten Bauwerke, die auf fünf Kontinenten verstreut sind. Darunter sind auch viele Sehenswürdigkeiten aus Deutschland wie die Dresdner Frauenkirche, das Völkerschlachtdenkmal von Leipzig, das Wernigeröder Rathaus oder der Berliner Fernsehturm, mit 14,50 Metern der höchste Nachbau im Park. Daneben nimmt sich das einen halben Meter hohe Modell von Schloss Sanssouci doch recht winzig aus.
Von hier bis zur Athener Akropolis sind es nicht mal fünf Gehminuten. Doch das schafft keiner der jährlich über 100 000 Lichtenstein-Gullivers. Immer wieder lassen die Mini-Kunstwerke am Weg den Schritt stocken. Man vertieft sich in die imposante Konstruktion des Schiffshebewerks Niederfinow, versucht die Buddhas zu zählen am Borobudur-Tempel von Java (108 sind es - an jeder Seite) und die vielen Bildtafeln. Eine Kostprobe, mit welcher Akribie die Modellbauer der Miniwelt - in der Sommersaison zählt die kleine GmbH 20 Angestellte - ans Werk gegangen sind, gibt es auch bei der Burg Eltz, die im Original in einem Seitental der Mosel steht. Am Nachbau - immerhin 5,50 Meter lang, 2,50 Meter breit und 2,50 Meter hoch - brachten fünf Modellbauer 122 000 Dachschindeln aus Glimmerschiefer an und verbauten 70 000 Schiefersteine. "15 Monate hat das gedauert", sagt die Marketingchefin und erzählt, dass der Klebstoff zuvor in Mikrowelle, Kühlschrank und Wanne getestet wurde. Schließlich stehen die Miniaturen ja bei Wind und Wetter im Freien.
Und sie müssen gelegentlich auch restauriert werden. Wie letztlich das fast vier Meter lange Segelschulschiff "Gorch Fock". Inzwischen dreht es schon wieder mit Kutter- und Schlepper-Nachbauten seine Runden auf dem Teich. Bald ist die Göltzschtalbrücke dran. Über das knapp 23 Meter lange imposante Bauwerk fährt gerade ein Minizug, während nur einen Steinwurf entfernt auf dem Flughafen München ein Airbus A 310 abhebt. Auch andere bewegliche Modelle kann man in Aktion erleben wie die Harzquerbahn oder den Rasenden Roland, die über die 500 Meter lange Strecke dampfen. Nach so viel Bewegung ist es wieder an der Zeit, die nächsten Miniaturen unter die Lupe zu nehmen. "Dazu springen wir jetzt über den Großen Teich", lacht Heike Wenzel und schon steht sie mit den Besuchern am fast sieben Meter hohen Marmor-Obelisken von Washington. Dahinter grüßt die Freiheitsstatue. Und am Ende des Weges thront das Weiße Haus. Nur eine Drehung entfernt zieht der achteckige Felsendom von Jerusalem mit herrlichen Ornamenten die Blicke auf sich. Und die Inschriften, die zwei Modellbauer gemalt haben, sind so perfekt, dass sie kürzlich von arabischen Besuchern gelesen werden konnten.
Auch die Chinesische Mauer steht in Lichtenstein - jedoch nur als acht Meter langes Teilstück aus Sandstein. Sie als Ganzes aufzubauen, selbst als Miniatur, ging nicht. "Die Mauer würde von hier bis Dresden reichen", begründet Heike Wenzel. Gerade fertig ist die Pyramide von Gizeh, beklebt mit 84 000 Kalksteinen. Der begehbare Nachbau - neun Meter im Geviert und sechs Meter hoch - wurde als erstes Modell vor Ort gebaut. Ein Transport aus der Werkstatt in St. Egidien, in der sieben Modellbauer arbeiten, wäre unmöglich gewesen. "Das Modell wiegt immerhin zehn Tonnen", erklärt die gelernte Erzieherin.
Wen die Weltreise auf den Geschmack gebracht hat, der kann im Planetarium des sächsischen Landschaftsparks auch gleich noch einen Abstecher in den Minikosmos unternehmen, Anmeldung empfehlenswert. Wahlweise können die Besucher unter der zwölf Meter im Durchmesser großen Kuppel eine fiktive Reise durch das All erleben, zu einem Zauberriff in 800 Meter Tiefe abtauchen oder eine Pink-Floyd-Musik-Show genießen.
Die MZ verlost drei Familienkarten für Miniwelt und Minikosmos. Karte bis 25. Juli 2007 an: MZ, 06075 Halle, Kennwort: Miniwelt.