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Rügen Rügen: Störtebeker und Kumpane im XXL-Format

Von UTE NICKLISCH 01.07.2010, 17:18

Halle/MZ. - Rund 8 000 Tonnen Sand und die in fantastische Skulpturen verwandelt - wie ist so etwas vorstellbar? Doch was da im großen Ausstellungszelt in der Nähe von Sagard auf Rügen für das Sandskulpturen-Festival aufgetürmt ist, ist kein gewöhnlicher Sand. Der sogenannte Flusssand besteht aus speziellen scharfkantigen Körnern, hat einen hohen Lehmanteil von etwa 15 Prozent und ermöglicht damit das Aneinanderhaften der einzelnen Körner. "Ungefähr 3 000 Tonnen davon brachten wir aus Holland mit", sagt Huib Joor, der Leiter des Festivals, an dem sich immerhin 55 Künstler aus der ganzen Welt beteiligen, "der Rest stammt hier von Rügen."

Die besonderen Eigenschaften des Flusssandes ermöglichten letztlich erst den Bau von Sandskulpturen wie beispielsweise das Piratenporträt von Klaus Störtebeker im XXL-Format. Doch das ist nur ein Bestandteil des riesigen Sandpanoramas. Ob aus China, Russland, Italien oder Kanada, jeder der beteiligten Künstler kreierte eine andere Szene aus den Geschichten um den wohl bekanntesten Seeräuber der Ostsee. Darum dreht sich die gesamte Ausstellung.

Zu sehen ist beispielsweise auch ein gewaltiges Relief zum Leben in der Hansestadt Stralsund gegen Ende des 14. Jahrhunderts. Filigran gefertigt ist die Sankt Marien Kirche zu erkennen und auch andere für die damalige Zeit typische Gebäude. Dazu kommen Szenen von Seeschlachten, monumentale Burgen, wuchtige Kanonen - das Reich der Vitalienbrüder komplett aus Sand. Jiri Genzer aus Polen hat die wild feiernden Piraten gestaltet. Lebensecht mit Weinkrügen, Mädchen und beim Kartenspiel, so dass der Besucher meint, den Kneipenlärm zu hören. Schon seit 35 Jahren arbeitet der Bildhauer und Architekt an Projekten dieser Art. Dabei muss es nicht immer Sand sein, selbst Eis und Schnee hat er schon gestaltet und auch in Holz, Stein und Bronze hinterließ er seine Handschrift.

Doch um beim Sandskulpturen-Festival mitzuwirken, muss niemand ein ausgebildeter Bildhauer sein. Insgesamt hatten die Künstler zwei Wochen Zeit, um die unförmigen Sandblöcke in die Kunstwerke zu verwandeln, die nun auf 5 000 Quadratmetern noch bis zum 26. September zu sehen sind. Damit auch der stärkste Regenguss bis dahin keinen Schaden anrichten kann, ist mehr als die Hälfte der Ausstellungsfläche überdacht. Das hat dem Festival gleich noch einen Rekord eingebracht, gilt es doch so als weltweit größtes Indoor-Event in diesem Jahr.

Das Ausstellungsgelände liegt im Jasmar Resort Rügen in Sagard, Ortsteil Neddesitz. Es ist täglich von 10 bis 18 Uhr geöffnet, der Eintritt kostet 7,50 Euro (Erwachsene) bzw. 5,50 Euro (Kinder).