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Rudern Rudern: Deutsche Ruder-Frauen auf dem Siegersteg

Von Heinz Büse 22.08.2004, 15:58

Athen/dpa. - Für die Frauen gab es Medaillen im Minutentakt, beiden Männern nur lange Gesichter. Das so genannte schwache Geschlechthat dem Deutschen Ruderverband (DRV) auf dem See in Schinias voreinem unerwarteten Schlag ins Wasser bewahrt. Zwar blieb der alsolympischer Erfolgsgarant bekannte DRV mit zwei Gold- und zweiSilbermedaillen im Soll, ging aber im männlichen Bereich erstmalsseit Jahrzehnten leer aus. «Solch' schmerzhaften Enttäuschungen sindbei solch' wichtigen Rennen die Regel. Aber wir können uns imVergleich der nationalen Sportverbände noch immer gut sehen lassen»,sagte Verbands-Sportdirektor Michael Müller.

Auch der Deutschland-Achter verpasste die Chance zur Ehrenrettungder Männer. Das einstige Paradeboot kam nicht über einen vierten Ranghinter den USA, den Niederlanden und Australien hinaus. Nachpassablem Start musste die Crew von Trainer Dieter Grahn dem hohenAnfangstempo Tribut zollen. Die Enttäuschung über die geplatztenMedaillenträume stand Schlagmann Michael Ruhe (Hameln) ins Gesichtgeschrieben: «Eigentlich ist dieser Achter besser als der vierte Rangaussagt. Aber es war nicht mehr drin.»

Mehr Verlass war erneut auf die von Jutta Lau trainierten Frauen.Wie schon am Samstag stachen auch 24 Stunden später ihre Trümpfe.Rechtzeitig zum Saisonhöhepunkt präsentierte sich der Frauen-Doppelvierer um Schlagfrau Kerstin El-Qualqili (Potsdam) in famoserForm. Sichtlich bewegt nahm die kurzfristig vom Zweier in den Viererbeorderte Kathrin Boron (Potsdam) ihre insgesamt vierte Goldmedaillein Empfang. «Obwohl wir erst vor sieben Wochen zum ersten Malzusammen gerudert sind, haben wir uns schnell gefunden und sind einsuper Rennen gefahren», meinte sie.

Noch souveräner war Katrin Rutschow-Stomporowski einen Tag zuvorzum Sieg gerudert. Die in diesem Jahr ungeschlagene Berlinerin ließihren hoch dekorierten Konkurrentinnen nicht den Hauch einer Chance.Mit dem in einem olympischen Einer-Finale bisher unerreichtenVorsprung von 3,8 Sekunden besiegte sie sowohl die Olympiasiegerinvon Sydney, Ekaterina Karsten (Weißrussland), als auch WeltmeisterinRumyana Neykowa (Bulgarien). «Von dieser Goldmedaille habe ich bisherimmer nur geträumt. Nun ist dieser Traum wahr geworden.»

Die Silbermedaillen im schweren und leichten Doppelzweier rundetendie Erfolgsstory im weiblichen Skull-Bereich ab. Das Duo BrittaOppelt/Peggy Waleska (Berlin/Dresden) musste sich nur demTopfavoriten aus Neuseeland knapp geschlagen geben. «Keiner war indiesem Jahr so nah dran an den Neuseeländerinnen. Ich bin absolutglücklich mit dieser Medaille», sagte Oppelt.

Ähnlich gut war die Stimmung bei den Leichtgewichten: Im letztenRennen ihrer erfolgreichen Karriere feierte Weltmeisterin ClaudiaBlasberg (Dresden) zusammen mit ihrer Partnerin Daniela Reimer(Potsdam) den zweiten Platz hinter Rumänien wie einen Sieg. «Wahnsinn- das war das geilste Rennen, was wir haben konnten», sagte Reimer.Lediglich der Frauen-Achter fiel negativ auf: Ein Jahr nach demWeltmeistertitel in Mailand blieb für das Team von Trainer RalfHoltmeyer nur Rang fünf.

Die unerwartete Schwäche der Männer kostete den DRV allerdingseine bessere Medaillenausbeute als in Sydney mit zwei Mal Gold,einmal Silber und drei Mal Bronze. Was sich schon mit dem Halbfinal-Aus von Einer-Goldhoffnung Marcel Hacker angekündigt hatte, setztesich am Wochenende fort. Mehr noch als der Auftritt des Achtersmachte der des Doppelvierers zu schaffen. Der Serien-Weltmeister dervergangenen Jahre kam lediglich als Fünfter ins Ziel: «Vielleichthaben wir uns zu viel Ballast aufgeladen und haben deshalb nie insRennen gefunden», sagte Crew-Mitglied Marco Geisler (Ratzeburg).