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Rostock Rostock: Veolia entsorgt die Hansa-Kogge

Von Sven Wierskalla 23.11.2011, 16:53

Berlin/Rostock/dapd. - Fußball-Zweitligist Hansa Rostock gerätnach den Ausschreitungen rund um das Spiel gegen den FC St. Pauli(1:3) unter Druck. Trikotsponsor Veolia (Abfallwirtschaft) kündigteseinen Rückzug nach der laufenden Saison an, weil die regelmäßigenAusschreitungen auch die Reputation des Sponsors gefährdeten. ImGespräch mit der Nachrichtenagentur dapd bestätigte Veolia-SprecherTobias Weitzel, dass auch ein früherer Ausstieg nicht ausgeschlossensei: «Weitere Ausschreitungen in der laufenden Saison können dazuführen, dass wir den Sponsoring-Vertrag sofort kündigen. DieVertragsgestaltung erlaubt das.»

Zugleich kritisierte Joachim Masuch, Präsident desLandesfußballverbandes Mecklenburg-Vorpommern, Hansa ungewöhnlichoffen. Der Verein müsse sich bewusst sein, dass er als Veranstalterdie Fürsorgepflicht für die für die Zuschauer habe: «Beim FC Hansasehe ich nicht, dass man mit allen Möglichkeiten dafür eintritt»,sagte Masuch am Mittwoch bei NDR 1 Radio MV.

Der Verein wehrte sich am Mittwoch gegen Kritik an seinemFanbeauftragten Joachim Fischer. «Er macht seinen Job. Mit ihm habenwir in den vergangenen zwei Jahren einiges erreicht», sagte HansasVorstandsvorsitzender Bernd Hofmann. «Er soll unsere Botschaftentransportieren, ist aber nicht für die Sicherheit zuständig.» InMedien war über Kritik am Fanbeauftragten berichtet worden, die inPolizeikreisen hinter vorgehaltener Hand geäußert worden sein soll.Demnach soll Fischer im Falle von Gewalttätigkeiten nichtausreichend mit der Polizei zusammenarbeiten.

Zwtl.: Gewalttäter mit Fanprojekten kaum zu erreichen

Bei der Rostocker Polizei, die dem Land Mecklenburg-Vorpommernunterstellt ist, werden Schwierigkeiten bei der Zusammenarbeit mitdem Fanbeauftragten nicht bestätigt. «Die Zusammenarbeit derRostocker Polizei mit der Fanszene ist vielschichtig», sagteSprecherin Yvonne Hanske. «Unter anderem gibt es im Vorfeld derSpiele Sicherheitsgespräche mit dem Verein, dem Stadionbetreiber unddem Fanbeauftragten über alle Modalitäten beim Spiel. Dabei gibt esauch mal unterschiedliche Ansichten, das halte ich aber für nichtungewöhnlich.» Rostocks Fanbeauftragter Fischer wollte sich aufdapd-Anfrage nicht zu den Berichten äußern.

Hansa Rostock erwartet ein weiteres mal Strafen vom DeutschenFußball-Bund (DFB) und steht weitgehend hilflos vor dem Problem. Ineiner Stellungnahme gleich nach dem Skandal-Spiel flehte der Klubdarum, «uns Vereine mit diesem gesamtgesellschaftlichen Problemnicht allein zu lassen.» Am Mittwoch appellierte Hansa-Chef Hofmannnoch einmal: «Wir brauchen Hilfe von der Gesellschaft.»

Zwtl.: Hansa erstattet Anzeigen gegen ermittelte Tatverdächtige

Inzwischen will der FC Hansa juristische Schritte gegen dieGewalttäter vom vergangenen Wochenende einleiten. Allein bei denAusschreitungen nach Spielende hat es am Samstag 13 Verletztegegeben. «Wir werden gegen diese Leute Strafanzeige stellen und mitallen juristischen Mitteln vorgehen, die uns zur Verfügung stehen»,sagte Vorstandschef Hofmann. Weitere Maßnahmen hat der Verein nochnicht eingeläutet, behält sie sich aber vor. «Wir wollen uns aktivmit allen Beteiligten beraten und haben deshalb um ein Treffen mitInnenminister Lorenz Caffier, der Staatsanwaltschaft und der Polizeiin der kommenden Woche gebeten.»

Polizei und Verein haben inzwischen vier mutmaßliche Täterermittelt. Neben strafrechtlichen Sanktionen sollen Täter auchStadionverbote erhalten.

Vom DFB droht den Rostockern eine harte Strafe. Möglich ist nebeneiner hohen Geldstrafe auch ein Spiel unter Ausschluss derÖffentlichkeit. «Ich gehe davon aus, dass frühestens Ende dieser,aber eher Anfang nächster Woche ein Urteil feststeht», sagteHofmann.