Regionalliga Regionalliga: Rolle rückwärts beim FC Sachsen
Leipzig/dpa. - Der Jubiläums-Trainerwechsel der Regionalliga- Nord in dieser Saison dürfte als einer der kuriosesten in die Geschichte eingehen. Weniger die Tatsache, dass Sachsen Leipzigs Harry Pleß als zehnter Fußball-Lehrer in der laufenden Spielzeit vorzeitig seine Koffer packen muss, ist dabei bemerkenswert. Vielmehr die Personalie seines Nachfolgers: Jürgen Raab, der nach dem siebenten Spieltag wegen Erfolglosigkeit beim Aufsteiger beurlaubt wurde, soll den drohenden Abstieg in letzter Sekunde verhindern.
In Fußball-Leipzig ist man derzeit Kummer gewöhnt. Die Insolvenz des VfB war schon schlimm genug. Der sportliche Niedergang des FC Sachsen dürfte aber noch größeren Schaden anrichten. «Was in Leipzig passiert, ist indiskutabel», ließ sich sogar Sachsens Ministerpräsident Georg Milbradt (CDU) zu einer Einschätzung des Leistungsvermögens der kickenden Messestädter hinreißen. Wie so viele denkt er wohl in erster Linie an die WM-Arena Zentralstadion, die nach Lage der Dinge in der nächsten Spielzeit, wenn überhaupt, viertklassigen Fußball sieht.
Der FC Sachsen hatte sich nach dem Aufstieg selbst zu hoch angesiedelt. «Hoffnungsträger des Fußballs in Mitteldeutschland» stand auf den Fahnen der Leutzscher. Das Ziel, bis zur Fußball-WM 2006 in die 2. Bundesliga aufzusteigen, war klar formuliert. Doch die Kluft zwischen Traum und Wirklichkeit war von Beginn an zu groß, die meisten Spieler in grün-weiß sind nicht regionalligatauglich. Was Raab in seiner Amtszeit bis September noch als «individuelle Fehler eines Neulings» ausgemacht hatte, änderte sich bis heute nicht. Auch die von Pleß in der Winterpause verpflichteten Akteure fanden bis jetzt kaum Bindung.
Für den nach wie vor nicht auf finanziellen Rosen gebetteten Traditionsverein ist Raab die billigste Lösung. Immerhin steht er noch bis 2006 auf der Gehaltsliste des Clubs. Und dass der frühere DDR-Nationalspieler aus Jena sein Handwerk als Trainer versteht, ist auch bekannt. Seinen neuen, alten Job bezeichnete Raab selbst als «Himmelfahrtskommando». «Aber ich will auf jeden Fall arbeiten - und sehe eine wenn auch kleine Chance auf den Klassenerhalt», sagte er in einem Interview.
Das Schicksal der Leipziger kann sich wohl schon am Ostersonntag beim Spiel gegen den KSV Uerdingen entscheiden. Dort muss ein Sieg her, egal wie. Und auch in Braunschweig und gegen Wattenscheid zählen nur volle Erfolge, soll bei einem Rückstand von derzeit sieben Zählern auf einen Nichtabstiegsplatz das «Wunder von Leipzig» Realität werden.