Rangelei mit dem viertem Schiedsrichter Rangelei mit dem viertem Schiedsrichter: DFB fordert harte Strafe im Präzedenzfall Reimann

Frankfurt/Main/dpa. - Willi Reimann droht nach seiner Rüpel- Attacke eine harte Strafe, auch wenn sich Eintracht Frankfurt mit Händen und Füßen dagegen wehrt. Der Kontrollausschuss des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) forderte in dem Präzedenzfall der 41-jährigen Geschichte der Fußball-Bundesliga für den Frankfurter Trainer ein Innenraumverbot für fünf Spiele, sowie 25 000 Euro Geldstrafe. Dies lehnte die Eintracht am Montag ab, «weil ich das Strafmaß zu hoch finde», sagte Frankfurts Anwalt Christoph Schickhardt der dpa. Nun kommt es an diesem Mittwoch (17.30 Uhr) zur mündlichen Verhandlung vor dem DFB-Sportgericht unter dem Vorsitz von Rainer Koch aus Poing.
Reimann hatte beim 0:2 im Bundesligaspiel am Samstag bei Borussia Dortmund den vierten Schiedsrichter Thorsten Schriever (Otterndorf) zwei Mal geschubst und mit seinem Angriff auf einen Unparteiischen für ein Novum in der Bundesliga gesorgt. Aus dem Sonderbericht von Schiedsrichter Hermann Albrecht (Kaufbeuren) und des attackierten Schriever hätte sich ein gravierender Tatvorwurf gegen Reimann ergeben, erklärte der Sportgerichts-Vorsitzende Koch. «Deshalb liegt ein Fall grundsätzlicher Bedeutung vor.» Zudem sei es nach Aktenlage durchaus möglich, dass ein befristetes Verbot zur Ausübung der Trainertätigkeit als Fußball-Lehrer zu verhängen sei, meinte Koch.
Eintracht-Anwalt Schickhardt schloss einen größeren Konflikt mit der Sportgerichtsbarkeit nicht aus. Man müsse vernünftig bleiben und den Vorfall richtig einordnen. «Reimann hat den vierten Schiedsrichter mit der flachen Hand zwei Mal geschubst und nicht geschlagen oder geboxt», sagte der Anwalt. «Es spricht alles für Willi, außer die Tat», meinte Schickhardt mit Blick auf Reimanns bisheriges Auftreten während seiner langjährigen Trainer-Laufbahn. 35 Jahre tadellosem Verhalten stehe ein einmaliges Fehlverhalten gegenüber. «Im normalen Leben kriegt jeder bei so etwas Bewährung. Und hier will man nun ein Exempel statuieren», befürchtet Schickhardt.
Nicht ohne Grund. Denn «dafür gibt es bisher keinen einschlägigen Präzedenzfall in der Rechtsprechung des DFB-Sportgerichts», stellte Koch klar. Bislang hatte noch kein Trainer einen Unparteiischen tätlich angegriffen. Spieler wie Dortmunds Sebastian Kehl (2003) sowie die ehemaligen Profis Axel Kruse (1993) und Timo Konietzka (1966/67) waren für ähnliche Vergehen 6 und 10 Wochen sowie ein halbes Jahr gesperrt worden.
Allerdings hatte sich Reimann auch nach seiner Tat, die durch eine Gelb-Rote Karte gegen Frankfurts Henning Bürger ausgelöst worden war, anfangs wenig einsichtig gezeigt und sogar Schriever die Schuld gegeben. Erst am Tag darauf folgte nach Beratung mit dem Vorstands- Vorsitzenden Heribert Bruchhagen per Pressemitteilung des Vereins die offizielle Entschuldigung des Trainers, den Schiedsrichter Albrecht nach 40 Minuten in die Katakomben verbannt hatte.
Rückendeckung erhielt der Eintracht-Coach auch von seinem ehemaligen HSV-Weggefährten Felix Magath. «Jetzt über einen Mann den Stab zu brechen, der den vierten Schiedsrichter geschubst hat - ich finde, man kann es auch übertreiben», meinte der Trainer des VfB Stuttgart in der «ARD-Sportschau». Magath: «Man sollte hier ein Auge zudrücken.» Dagegen sprach der beim DFB für das Schiedsrichterwesen zuständige ehemalige FIFA-Referee Hellmut Krug in einem Interview mit der «Frankfurter Rundschau» (Montagausgabe) von einem unglaublichen Verhalten. «Selbst international ist mir kein ähnlicher Fall bekannt.»
