Rallye Rallye: Stählerne Rösser erobern Tagebau
Hohenmölsen/MZ. - Motorenlärm erfüllt die Luft im Hohenmölsener Freizeitpark Pirkau. Rennfahrer lassen die Pferdestärken ihrer Fahrzeuge spielen und warten ungeduldig auf ihren Start. "Eigentlich wollte ich bei der Rallye Paris-Dakar starten. Weil diese jedoch ausfiel, freuen wir uns nun alle über das Rennen hier in Mitteldeutschland", erzählt Christina Meier.
Die Deutsche aus dem Norden gehört zu den Berühmtheiten im Feld und ist zugleich die einzige weibliche Starterin. "Schon meine Urgroßmutter fuhr Motorrad, danach mein Vater und mit 16 Jahren bin ich heimlich auf Feldwegen gefahren", plaudert sie aus dem Nähkästchen. Sie liebt die Off-road-Touren, fernab von jeder befestigten Straße, querfeldein über unebenes Gelände, Berge hinab und hinauf. "Meist fahre ich im Stehen, dann kann man besser balancieren", verrät sie.
Der Start ist hinter dem einstigen Dorf Großgrimma, danach geht es sechs Runden quer durch den Tagebau - jeweils 210 Kilometer in zwei Wertungsläufen. Die schnellsten Fahrzeuge schaffen 170 Kilometer pro Stunde auf der Schotterpiste. Die Rennfahrer kommen auch aus den Niederlanden, Bulgarien, Polen, Österreich und Tschechien. Sie starten auf Motorrädern, Quads, Pkw und Lkw. "Die Tour ist anspruchsvoll, nur leider zu kurz", sagt Christina Meier nach dem Prolog. Ein Rennen in Italien liegt gerade hinter ihr. Am kommenden Wochenende startet sie in Marokko. Und im Alltag nimmt sie als Finanzbeamtin Betriebsführungen unter die Lupe.
Quasi ein Lager im Fahrerlager haben sich 30 Thüringer errichtet. Mit fünf Wohnwagen, Zelten, Werkstattwagen, Quads und natürlich vier Jeeps für das Rennen ist der Club aus Mühlhausen angereist. "Wir möchten mit zwei Autos unter den ersten zehn landen", gibt Peter Anhalt das Ziel aus. Über den Winter wurden die Fahrzeuge verbessert, eine neue Doppelstoßdämpferanlage eingebaut, das Fahrwerk erneuert. Das Rennen durch den Tagebau ist die erste Feuertaufe. Im "normalen" Leben arbeiten die Motorfreaks als Rechtsanwalt, Bau-Sachverständiger, Schuhhändler und Kfz-Mechaniker. Denn vom Renngeschehen kann noch niemand leben. "Im Gegenteil, wir stecken viel Geld in die Autos, und zahlen Startgebühren", sagt Anhalt. So gesehen sei es schon ein teures Hobby.
Die umstehenden Zuschauer staunen. "Wir wollen mal echte Rennautos live sehen", sagen Sebastian Freund und Christoph Kramer aus Zeitz. Dann fachsimpeln sie mit den Autobauern. Aus Spaß reisten Christian Richter und seine kleine Crew aus Hamburg an. Er verkauft sonst Küchen, sein Beifahrer ist Triebwerksmechaniker bei der Lufthansa. "Wir wollen nur das Ziel erreichen", formuliert Richter. Während das am Freitag noch problemlos möglich war, am Sonnabend aufgrund anhaltender Nässe schon schwieriger wurde, fordert der Schnee am Sonntag großes Fahrvermögen. "Wir haben die Länge der Strecke halbiert, manch steile Auffahrt gestrichen. Sicherheit geht vor", sagt Rennleiter und Organisator Karsten Mahlo.
Trotzdem habe es am Sonnabend einen schweren Unfall gegeben. Bei einem tschechischen Lkw sei ein Reifen geplatzt, das Fahrzeug habe sich überschlagen. Der Fahrer musste ins Krankenhaus. Am Fahrzeug entstand laut Rennleitung Totalschaden. Von diesem Unfall abgesehen, ziehen die Organisatoren jedoch eine positive Bilanz. "Es soll im nächsten Jahr eine zweite Auflage geben", kündigt Mahlo an.