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Radsport Radsport: Tour-Nominierung spannend

Von Andreas Zellmer 04.06.2002, 14:08
Der deutsche Radprofi Erik Zabel im weißen Trikot des Gesamtführenden fährt am Dienstag (04.06.2002) in Tauberbischofsheim auf der zweiten Etappe der Deutschland-Tour über 186,6 Kilometer von Tauberbischofsheim nach Pforzheim. Bis zum Sonntag (09.06.) führt die vierte Auflage der Tour in sieben Etappen über 1.146,3 Kilometer von Wiesbaden nach Stuttgart. dpa/lby
Der deutsche Radprofi Erik Zabel im weißen Trikot des Gesamtführenden fährt am Dienstag (04.06.2002) in Tauberbischofsheim auf der zweiten Etappe der Deutschland-Tour über 186,6 Kilometer von Tauberbischofsheim nach Pforzheim. Bis zum Sonntag (09.06.) führt die vierte Auflage der Tour in sieben Etappen über 1.146,3 Kilometer von Wiesbaden nach Stuttgart. dpa/lby dpa

Tauberbischofsheim/dpa. - Bei der kleinen Tour übt Erik Zabel fürdie große. Der Auftakt war schon vielversprechend: Der Spitzenreiterder Weltrangliste gewann die erste Etappe der Deutschland-Tour inTauberbischofsheim, konnte sich dabei auf bewährtes Teamwork stützenund wünschte sich für den Juli: «Von mir aus könnte es in Frankreichso weiter laufen». Gut vier Wochen vor Beginn der Tour de France inLuxemburg kann Zabel, der am Montag seinen achten Saisonsieg perfektmachte, mit gutem Gewissen sein siebentes Grünes Trikot in Folgeanpeilen. Wer ihm dabei im Team Telekom helfen darf, ist zur Zeit diespannendste Frage.

Die Tour-Absage von Jan Ullrich eröffnet völlig neueMöglichkeiten. «Wir haben keinen Kapitän. Jan ist nicht zu ersetzen.Deshalb werden wir bei uns im Team eine neue Taktik bei der Tourerleben. Nicht das Gesamtklassement - Etappensiege sind unser Ziel.Dafür sind bei uns außer Erik auch Winokurow, Aldag, Wesemann,Guerini, warum nicht auch Julich und Bölts gut», meinte TeamsprecherOlaf Ludwig und nannte fast ein komplettes Tour-Team, das erstwährend der Tour de Suisse in drei Wochen benannt werden soll.

Zabel hielt am Montag nach seinem Erfolg in der FechterstadtTauberbischofsheim ein kleines Plädoyer für Danilo Hondo, der nachseinem Zwangsstopp in der ersten Giro-Woche wegen des Todes seinerMutter vor der Tour-Premiere stehen könnte. «Auf ihn kann ich michhundertprozentig verlassen, genau wie auf Gian-Matteo Fagnini. Danilohat bei der Luxemburg-Rundfahrt super gearbeitet, und ich habe eineEtappe gewonnen. In Tauberbischofsheim gab er mir als letzterWindschatten. Wenn es nach mir ginge, wäre er in unserem Tour-Team»,betonte der Super-Sprinter.

Der kleine Ritterschlag durch den «Sportler des Jahres» war Hondogar nicht so recht. Der Cottbuser sähe in einer Berufung in dasneunköpfige Tour-Aufgebot auch ein kleines persönliches Risiko: «Dortwürde man mich doch nur als Anfahrer für Zabel wahrnehmen.» Hondo, inder Telekom-Erbfolge erster Mann der Sprintergarde hinter dem31-jährigen Zabel, könnte in der Tour ähnlich vom Chef lernen wieZabel ab 1994 von Ludwig.

Eine andere Variante des weiteren Saisonverlaufs würde demzweifachen Giro-Etappengewinner des Vorjahres allerdings vermutlichbesser gefallen. «Die Weltmeisterschaft im Oktober in Belgien reiztmich. Sie hat immer eigene Gesetze und ich wäre dort nichtautomatisch nur für Erik da. Vor der WM könnte ich die Vuelta fahrenund dort versuchen, Etappen zu gewinnen», meinte Hondo. Er wollteschon im Vorjahr in Spanien auf eigene Faust fahren wollte, wurdeaber in den Dienst von Zabel gestellt.

Eine Tour ohne Ullrich ist für Zabel ein zweischneidiges Schwert.Im Vorjahr musste er sich den Interessen des Toursiegers von 1997 einMal mehr unterordnen - und fuhr als «Einzelkämpfer» die beste Tourseiner Karriere (drei Etappensiege/Grünes Trikot). Diesmal wird erunter Umständen in Fagnini und Hondo zwei direkte Helfer an die Seitebekommen und muss diese Eskorte dann rechtfertigen.

Aber der tollkühne Sprinter hat keine Angst vor der Verantwortung.«Die Orientierung wird klarer sein. Wir sind schwerer auszurechnen,weil wir mehrere Kandidaten für Etappensiege haben. Ich bin zweiTouren ohne Jan gefahren, und sie sind für mich und das Team gutgelaufen», erläuterte er. 1995 trat Telekom in einem Mixed-Team mitZG Mobili aus Italien an und Zabel gewann seine ersten beiden Tour-Etappen. 1999 ging er bis auf das Grüne Trikot leer aus - GiuseppeGuerini «rettete» mit seinem Sieg in L'Alpe d'Huez die Mannschaft.