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Radsport Radsport: T-Mobile tritt im Leerlauf und Gerolsteiner holt auf

Von Andreas Zellmer 04.06.2004, 14:32

Kulmbach/dpa. - Der Platzhirsch lahmt. Die Mannschaft mit demgrößten Etat, den höchsten Erwartungen und den teuersten Fahrernsteht bei der Deutschland-Tour bisher mit leeren Händen da. ObwohlTeam-Manager Walter Godefroot die Fahrt von Karlsruhe nach Leipzigzur Chefsache und zur «wichtigsten Rundfahrt nach der Tour de France»erklärte, tritt T-Mobile auf der Stelle. Im nationalen Prestige-Kampfhat das Gerolsteiner-Team, in diesem Frühjahr ohnehin besseraufgelegt als der eigentliche Branchenführer aus Bonn, die Nase vorn.

Michael Rich gewann das Zeitfahren zum Auftakt und trug einen Tagdas Gelbe Trikot. T-Mobile hat dagegen nur die unerwartet starkeVorstellung des Kapitäns Jan Ullrich nach fünfwöchiger Trainings-Klausur zu bieten. Damit tröstet sich auch Teamchef Mario Kummer, demes nicht so leicht fällt, zu begründen, warum er nach den ersten vierTagen ohne Etappensieg und Führung in einer Wertung «einerseitszufrieden» ist.

Er will das Kunststück fertig bringen, auf den bisherdrittplatzierten Ullrich «null Druck» auszuüben. Gleichzeitig geht eslaut Kummer darum, «nichts zu verschenken». Also lastet auf demOlympiasieger, der die Deutschland-Tour eigentlich nur alsSprungbrett für die in einem Monat beginnende Tour de France nutzenwollte, unerwartet viel Verantwortung. Aber er stellt sich derSituation.

«Einen dritten Platz verschenkt man nicht. Bei der schweren Berg-Etappe nach Oberwiesenthal am Samstag werde ich noch Mal um alleskämpfen», sagte Ullrich, der vor der 5. Etappe nur 18 Sekunden hinterdem Überraschungs-Spitzenreiter Patrik Sinkewitz aus Fulda liegt.Sein persönliches Fazit fällt nach Platz zwei im Zeitfahren und mitder Tuchfühlung zum Gelben Trikot «sehr gut» aus. «Für die Tour deFrance habe ich ein gutes Gefühl», sagte der T-Mobile-Kapitän.

Erkennbar unglücklich im T-Mobile-Lager schien am Donnerstag ErikZabel zu sein, der zum Monatsbeginn wieder an die Spitze derWeltrangliste gerutscht war. In den bisherigen beiden Massensprintshatte er keine Chance. Im Ziel der 4. Etappe in Landshut war er sounglücklich eingeklemmt, dass er sogar nur 20. wurde. «Ich kann michnicht erinnern, in einem Massensprint jemals solch einen Platz belegtzu haben. Diese blamable Platzierung nehme ich auf meine Kappe»,meinte Zabel, der in den vergangenen fünf Jahren auf 12 Etappensiegebei der Deutschland-Tour zurückblicken kann.

Ihm fehle irgendwie die Frische, bekannte der ehrgeizige Berliner,dessen unglückliche Niederlage in San Remo vom März noch immer tiefsitzt und ihn «wohl nie wieder verlassen wird». Im ersten Weltcup-Rennen schien er den fünften Sieg in der Tasche zu haben und jubeltezu früh. Oscar Freire nutzte den Sekundenbruchteil der verfrühtenEuphorie und schnappte Zabel den Sieg weg. «2004 ist ein komischesJahr für mich», sagte der in seiner Karriere 190 Mal erfolgreicheProfi aus Unna, der in dieser Saison sechs Siege feierte.

Ein wenig niedergeschlagen gab Zabel, sechsfacher Gewinner desGrünen Trikots und zwölffacher Etappengewinner in Frankreich, amDonnerstag in Bad Göggingen im Mannschafts-Quartier Ausblick auf dieTour: «Wunderdinge sind von mir nicht zu erwarten.» Aber vielleichtstapelt er schon ein wenig tief, denn im nächsten Atemzug sagte er:«Optimal wäre die Situation der Vuelta 2003: Petacchi gewinnt fünfEtappen und ich zwei und das Punkte-Trikot.»