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Radsport Radsport: Milde für Jörg Jaksche dank Kronzeugenregelung

Von Benjamin Haller 19.09.2007, 16:52
Der Ansbacher Radprofi Jörg Jaksche ist vom Anti-Doping-Ausschuss des österreichischen Radsport-Verbandes für ein Jahr gesperrt worden.
Der Ansbacher Radprofi Jörg Jaksche ist vom Anti-Doping-Ausschuss des österreichischen Radsport-Verbandes für ein Jahr gesperrt worden. dpa-Zentralbild

Wien/Hamburg/dpa. - Der geständige Dopingsünder Jörg Jaksche istdank der Kronzeugenregelung mit einer milden Strafe davongekommen.Der Anti-Doping-Ausschuss des Österreichischen Radsportverbandessperrte den Ansbacher Profi wegen des Gebrauchs von EPO undWachstumshormonen sowie wegen Blutdopings für ein Jahr und folgtedamit den Vorstellungen der Jaksche-Verteidigung. Die Sperre läuftrückwirkend bis zum 2. Juli 2008 und sei wegen der«Kronzeugenregelung» relativ gering ausgefallen, sagte derAusschussvorsitzende Gernot Schaar am Mittwoch in Wien. Dasdreiköpfige Gremium war für den Fall zuständig, da Jaksche wegenseines Tiroler Wohnsitzes mit österreichischer Lizenz fährt.

Nun kann Jaksche, der nach seinem Doping-Geständnis ohne Team ist,sogar auf die Teilnahme an der kommenden Tour de France hoffen, dieam 5. Juli 2008 in Brest beginnt. Der 31-Jährige hatte Ende Juni ineiner umfangreichen Beichte im Nachrichtenmagazin «Spiegel»zugegeben, seit 1997 jahrelang gedopt zu haben und das Doping-Problemals flächendeckend im Radsport beschrieben. «Es ist pervers, aber dasDoping-System ist gerecht, weil alle dopen. Radsport ohne Doping istnur gerecht, wenn wirklich niemand mehr dopt», hatte Jaksche gesagt.Die Details des Interviews habe Jaksche im Wesentlichenwiedergegeben, «nur noch detaillierter», sagte Schaar derösterreichischen Nachrichtenagentur APA.

In Wien wurde - wie von Jaksche und seinem Anwalt Michael Lehnererhofft - die im Code der Welt-Anti-Doping-Agentur WADA vorgeseheneKronzeugenregelung angewandt. Diese ermöglicht eine Halbierung desdrohenden Strafmaßes von zwei Jahren. Mitte Juni hatte deritalienische Verband bei Ivan Basso diese Regelung abgelehnt und denGiro-Sieger von 2006 mit der Maximalsperre von zwei Jahren belegt, daer nur ein lückenhaftes Teilgeständnis abgelegt hatte. Im FallJaksche muss noch der Weltverband UCI entscheiden, ob er das Urteilanerkennt. «Wenn die UCI eine offizielle Mitteilung erhält, wird siedie Sache prüfen und entscheiden, ob sie das Urteil akzeptiert»,sagte UCI-Sprecher Enrico Carpani der Deutschen Presse-Agentur dpa.

Das Geständnis von Jaksche, der am Donnerstag in Berlin gemeinsammit dem Doping-Experten Werner Franke an einer Buchvorstellungteilnehmen wird, hatte den Radsport in seinen Grundfestenerschüttert. Der Arztsohn aus Franken hatte im «Spiegel» schwereVorwürfe gegen die UCI erhoben und die heutigen Teamchefs Bjarne Riis(CSC), Gianluigi Stanga (Milram) sowie den früheren Telekom-ManagerWalter Godefroot zumindest der Mitwisserschaft beschuldigt.

Kurz vor der Tour de Suisse im Juni 1997 habe er zum ersten MalEPO gespritzt, sagte Jaksche, der auch mit dem Doping-Arzt EufemianoFuentes zusammenarbeitete und die Existenz von ihm gelagerterBlutbeutel bestätigte. Von 2005 an habe er sich verbotenenEigenbluttherapien unterzogen. Bis zu seinem Geständnis fuhr Jakschefür das italienisch-russische Zweitliga-Team Tinkoff. Seine größtenErfolge als Radprofi feierte er 2004 mit dem Sieg beim KlassikerParis-Nizza und der Mittelmeer-Rundfahrt.