Radsport Radsport: Jens Voigt verteidigt Gelbes Trikot

St. Anton/Österreich/dpa. - Im Ziel der sechsten Etappe im mondänen österreichischenWintersportort St. Anton verwies der Mecklenburger aus Berlin denVortagessieger Levi Leipheimer (USA) mit einer Sekunde Rückstand aufden zweiten Platz. Zusammen mit der Zeitgutschrift für den Tagessiegschraubte Voigt seinen Vorsprung im Gesamtklassement vor dem 38,2Kilometer langen Zeitfahren am (morgigen) Dienstag in Bad Säckingenauf 24 Sekunden vor Leipheimer, dem Gesamtsieger von 2005.
«Leipheimer war mein gefährlichster Gegner. Schwer zu sagen, obich die Tour jetzt gewinnen kann. Es kann morgen reichen - es ist einflacher Kurs. Als ich das Kilometerschild 1000 Meter vor dem Zielgesehen habe, konnte ich auf den Tagessieg hoffen. Irgendwie konnteich dann gewinnen», sagte der CSC-Profi Voigt, der sich auf dem 5,5Kilometer langen anstrengenden Schlussanstieg nicht abschütteln ließund verbissen kämpfte. Für Leipheimer «ist Voigt jetzt Favorit aufden Gesamtsieg».
Die Etappe hätte beinahe mit einer noch größeren Sensation als demHusarenritt des 34-jährigen Voigt geendet: Die beiden Ausreißer ErikZabel, seit über einem Jahrzehnt einer der besten Sprinter der Welt,und der deutsche Zeitfahrmeister Sebastian Lang hatten lange ZeitBerg-Spezialisten und Klassementsfahrer die Show gestohlen. Erstsechs Kilometer vor dem Ziel des 196,6 Kilometer langen Abschnittszwischen Seefeld und St. Anton wurden sie eingeholt. Sie fuhren 186Kilometer allein an der Spitze.
Der Milram-Kapitän und der Profi aus dem Gerolsteiner Team hattensich mit Erfolg als Bergfahrer versucht. Kurz nach dem Start warensie Mitglieder einer vierköpfigen Spitzengruppe, die schnell einengroßen Vorsprung herausfuhr. Bei der schwierigsten Passage des Tages,dem Anstieg zum 1873 Meter hohen Alpenpass Hahntennjoch, lösten sichZabel und Lang von ihren Begleitern, mit denen sie ihren Vorsprungauf 11:15 Minuten vor dem Verfolgerfeld geschraubt hatten. Am Gipfelder 17 Kilometer langen Steigung hatten die beiden Ausreißer noch7:45 Minuten Vorsprung auf den Träger des Gelben Trikots.
Vor ihnen lagen nur noch 68 Kilometer und die Schlussteigung nachSt. Christoph am Arlberg. 55 Kilometer vor dem Ziel hatten sie immernoch 6:01 Minuten Vorsprung. Lang und Zabel begannen langsam, von derSensation zu träumen. Doch im Finale machten die Verfolger ernst, unddie Ausreißer mussten sich geschlagen geben. Sechs Kilometer vor demZiel wurden die beiden von den ersten Angreifern am Schlussanstiegauf 1762 Meter gestellt - Zabel und Lang reichten sich dennochfreudestrahlend die Hände. Bis auf große Anerkennung für überraschendbewiesene Kletter-Qualitäten blieben Zabel immerhin die Zähler imKampf um das rot-weiße Punkte-Trikot, das ihm jetzt keiner mehrnehmen kann. Lang eroberte das Bergtrikot.
Wie im Vorjahr ist die Deutschland-Tour nicht das bevorzugtePflaster für den einheimischen Branchenführer T-Mobile, der ohne die«Tour de France-Helden» Andreas Klöden, Matthias Kessler und SergejGontschar antrat. Bereits am Vortag hatten die mit Hoffnungengestarteten Patrik Sinkewitz und Linus Gerdemann ihre Chancen auf denGesamtsieg durch große Rückstände auf der einzigen Steigung des Tageseingebüßt. Auch am Montag fuhren die beiden hinterher. «UnsereLeistungen hängen sicher auch mit gewissen Unsicherheiten im Teamzusammen», sagte Noch-Manager Olaf Ludwig, der im Zuge der radikalenUmwälzungen zum 31. Oktober vom Bonner Unternehmen gekündigt wurde.
«Es ist nur fair, dass mich Jens diesmal zurückgeholt hat. Wie ofthabe ich ihn noch zu T-Mobile-Zeiten kurz vor dem Ziel geschnappt undseine Ausreiß-Versuche zunichte gemacht. Hätten wir am Schlussanstiegnoch vier Minuten Vorsprung gehabt, hätte es klappen können. Aberdann wurde es immer weniger, und wir wurden gestellt», sagte Zabel imZiel, wo er auf Voigt noch über fünf Minuten verlor.