Radsport Radsport: Höllentrip mit Schokolade
Weißenfels/Zeitz/MZ. - "Killerwaden" sind hart im Nehmen, sie haben Ausdauer und sie können strampeln. Wenn nötig, 24 Stunden am Stück und auch noch brutal schnell. Das haben jetzt Oliver Romahn (25), Matthias Helbig (30), Ralf Schmidt (40) und Steffen Papke (40) bewiesen.
Als Vierer-Team "Killerwade" trat das Radsportquartett aus Droyßig, Zeitz, Weißenfels und Oberlödla (Altenburger Land) jüngst bei der vierten Auflage der Veranstaltung "Rad am Ring" auf dem Nürburgring an. Beim 24-Stunden-Rennen belegte es mit 31 zurückgelegten Runden Rang 19. "Das ist ein Spitzenergebnis", schätzt Romahn ein. Denn insgesamt trugen sich 454 Teams in die Ergebnislisten ein. "Unter die Top 20 zu kommen, davon haben wir vielleicht geträumt, geglaubt, es zu schaffen, haben wir allerdings nicht", sagt Romahn, der in Grana (bei Zeitz) ein Fitness-Studio leitet. Umso größer ist der Stolz auf das Erreichte. Die "Killerwaden" haben während des Rennens gut 700 Kilometer auf der berüchtigten Nordschleife, die Kenner die Grüne Hölle des Nordens nennen, zurückgelegt.
Eine Runde misst 22 Kilometer. Und sie macht den Radsportlern das Leben keineswegs leicht. Im Gegenteil: Pro Runde muss ein Höhenunterschied von 500 Metern überwunden werden. So summierten sich für die "Killerwaden" die Höhenmeter auf gut 15 000. Zahlenmäßig betrachtet fuhren sie beim Rennen beinahe zwei Mal auf den Mount Everest (8 848 Meter). Vom Meeresspiegel aus.
Der brutalste Anstieg bringt es auf 18 Prozent Steigung. "Da muss man sich voll konzentrieren, um das Tempo nicht zu sehr absacken zu lassen oder gar schieben zu müssen", meint Romahn, der auf dem Rennrad seit langem Erfahrungen sammelt. Wie seine Teamgefährten auch hatte er vor dem Wettkampf auf dem Nürburgring in diesem Jahr bereits rund 10 000 Kilometer in den Beinen.
Das Team aus der Elster-Saale-Region wechselte jede Runde den Starter. "Eine richtige Entscheidung", wie Romahn im Nachhinein einschätzt. "Wären wir immer zwei Runden gefahren, wäre die zweite sicher verhältnismäßig langsam gewesen. Da wäre die Kraft rausgewesen und wir hätten am Ende gewiss nicht so weit vorn gelegen", meint der Athlet, der schon mehrfach die Großglockner-Hochalpenstraße per Drahtesel bezwungen und an Radmarathon-Veranstaltungen ebenso teilgenommen hat wie an verschiedenen Radrennen. Die Teammitglieder waren pro Runde zwischen 42 und 50 Minuten mit Volldampf unterwegs. Mit Ein- und Ausfahren auf der Rolle kamen sie auf gut 200 Kilometer pro Mann.
An Schlaf war auch in der Nacht nicht zu denken. "Der Puls war viel zu hoch, kam nie unter 100 Schläge pro Minute", erinnert sich der Mann aus Droyßig. Außerdem wäre die Zeit viel zu knapp gewesen, schließlich mussten sich die Sportler nach Schweiß treibender Fahrt waschen und natürlich die verbrauchten Kalorien nachfüllen. "Cola und Schokolade hielten uns bei Laune", sagt Romahn und nennt Helbigs Freundin Beate Gondek als gute Seele, die sich als Betreuerin der "Killerwaden" annahm. Und seien die Sportler in der Nacht dann "kurz vor dem Wegtrudeln" gewesen, mussten sie schon wieder zum Warmfahren auf die Trainingsrolle.
Lagen die "Killerwaden" nach der ersten Runde des am Samstagnachmittag gestarteten Rennens auf Rang 44, fanden sie sich in der Nacht sogar einmal auf Platz 16 wieder. Die größte Herausforderung war laut Romahn, sich für jede Runde zur Höchstleistung zu motivieren. Stets mussten die Rennradler an ihr Limit gehen - nicht nur bergauf, auch bergab. Da brachten es die Fahrer auf ihren schmalen Reifen schon einmal auf 100 Kilometer pro Stunde.
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