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Radsport Radsport: Filippo Simeoni packt aus

Von Bernhard Krieger 13.02.2002, 16:03

Bologna/dpa. - «Ich habe nach Anweisung von Ferrari Epo und Wachstumshormonegenommen», sagte der 30 Jahre alte Vuelta-Etappengewinner SimeoniRichter Maurizio Passarini in Bologna. «Simeonis Aussage wird in derGeschichte des Radsports unvergessen bleiben», kommentierte die «LaGazzetta dello Sport» am Mittwoch.

Als erster «Pentito», wie die Italiener eigentlich reumütigeMafiosi nennen, packte Simeoni vor Gericht ganz detailliert aus.Bereits seit 1993 habe er sich mit Epo gedopt. Nach seinem Wechselins Profi-Lager 1995 habe von Oktober 1996 bis November 1997 Ferraridie Epo-Verabreichungen überwacht und ihm außerdem systematischWachstumshormone und das Testosteron-Präparat «Andriol» gegeben.

«Damit ich bei den Dopingkontrollen keine Probleme bekomme, hatmir Ferrari für den Vorabend und den Morgen der Kontrollen dasPräparat Emagel empfohlen, das das Blut verdünnt», sagte Simeoni vorGericht. Einmal habe ihm Ferrari auch vor einer Kontrolle 300 GrammBlut abgenommen, weil sein Hämatokritwert ansonsten das zulässigeLimit von 50 Prozent überschritten hätte. Wegen eines zu hohenHämatokritwerts, der als Indiz für Epo-Doping gilt, war 1999 auchItaliens Radsportidol Marco Pantani beim Giro disqualifiziert worden.

Bei seinen Aussagen belastete Simeoni auch seinen früheren Team-Kollegen Claudio Chiapucci. Dieser bestritt jedoch, von FerarrisDopingbehandlungen gewusst zu haben, sagte der inzwischen nicht mehraktive Chiapucci am Mittwoch. Der Präsident der italienischen Profi-Radfahrer-Vereinigung Adorni lobte Simeoni für seinen Mut: «Er hateinen großen Schritt getan.»

Francesco Moser meinte, die «Radprofis haben die Lösung desDopingproblems selbst in der Hand». In den italienischen Medien wurdeSimeonis Aussage als mutiger Schritt in die richtige Richtunggewertet. «An Simeoni sollten sich viele ein Beispiel nehmen»,kommentierte die «La Gazzetta dello Sport».

Nach Simeonis belastender Aussage wird eine Verurteilung desSportmediziners Ferrari immer wahrscheinlicher. Der 48-Jährige istein Schüler des ebenfalls wegen systematischen Dopings vor Gerichtstehenden Francesco Conconi. Beide sollen laut Staatsanwalt GiovanniSpinosa Ausdauersportlern jahrelang Doping-Mittel verschrieben haben.Zu Ferraris «Patienten» gehörten neben Armstrong, der bei dervergangenen Tour zugegeben hatte, mit Ferarri seit 1997 Kontakt zuhaben, auch Ex-Weltmeister Abraham Olano (Spanien), Axel Merckx(Belgien) und Sechstage-Spezialist Andreas Kappes (Bremen).