Profiboxen Profiboxen: Urkal nach geplatztem WM-Traum am Karriereende?
Berlin/dpa. - Nach dem dritten vergeblichen WM-Anlauf hat Oktay Urkal offenbar die Nase voll. Der Profi-Boxer aus Berlin weiß nach dem technischen K.o. gegen WBA-Weltmeister Vivian Harris (USA) in seiner Heimatstadt, dass ein WM-Gürtel für ihn ein Traum auf Dauer bleibt.
Zum Europameister im Halbweltergewicht hat es gereicht, zum Weltmeister fehlt dem «Ali vom Kreuzberg» ein Quäntchen Klasse. «Wenn einer besser ist, dann ist er eben besser», lautete die Einsicht des Olympia-Zweiten von 1996. Der physisch stärkere Harris hatte den Berliner in der elften Runde mit einem rechten Haken zu Boden geschickt. Ringrichter Armando Garcia (USA) zählte den taumelnden Urkal an und brach den Kampf ab, bevor Trainer Ulli Wegner das Handtuch zum Zeichen der Aufgabe in den Ring schleudern konnte.
Urkals Kommentar vor 4000 Zuschauern im Tempodrom hörte sich schon wie ein Nachruf auf die eigene Karriere an. «Man muss erst mal in mein Alter kommen, und diese Leistung bringen wie ich», meinte der 34-jährige gebürtige Türke. «Ich war der beste Amateur Deutschlands. Ich habe immer mein Bestes gegeben. Ich brauche meinen Kopf nicht hängen zu lassen. Das Leben geht weiter.» Offiziell wollte er seinen Rücktritt nach 34 Siegen und drei Niederlagen noch nicht verkünden. «Vielleicht boxe ich ja nochmal um die Europameisterschaft.»
Trainer Wegner schwor, sich in den nächsten Tagen um seinen Schützling verstärkt kümmern zu wollen. «Er ist ein Super-Junge. Wir werden ihn nicht im Stich lassen», versicherte er und beschimpfte die Punktrichter («Was die gepunktet haben, war katastrophal») und den Ringrichter («Der war saumäßig»). Der Trainer wollte nicht wahrhaben, dass Urkal der Weg zum WM-Titel für immer versperrt bleibt.
Dagegen hatte Kollege Emanuel Steward Recht behalten. Der legendäre Trainer aus dem Detroiter Kronk Gym, der einst die Ex-Weltmeister Lennox Lewis und Graciano Rocchigiani betreute und derzeit neben Harris auch für Wladimir Klitschko verantwortlich ist, hatte die größere Schlagkraft seines Schützlings als Sieggarant vorhergesagt.
Die Taktik von WBA-Champion Harris (25 Siege/1 Unentschieden/1 Niederlage), auf Grund der größeren Reichweite aus der Distanz zu boxen, ging voll auf. Der acht Jahre jüngere Titelverteidiger präsentierte sich noch stärker als bei der Erstauflage des Duells ein halbes Jahr zuvor in Berlin. Damals hatte er Urkal knapp nach Punkten bezwungen.
Ob der neuerliche Sieg über Urkal dem Weltmeister zu einem größeren Bekanntheitsgrad in den USA verhilft, ist dagegen fraglich. Andere Stars dieser Gewichtsklasse wie Floyd Mayweather jr. (USA) oder Ricky Hatton (Großbritannien) gingen ihm bisher beharrlich aus dem Weg. Immerhin hat Harris' Promoter Main Events kürzlich einen neuen Vertrag mit dem US-Fernsehsender ESPN abgeschlossen.