Portugal Portugal: FC Porto in Korruptions-Affäre verwickelt

Lissabon/Madrid/dpa. - Sportlich droht dem FC Porto das frühe Ausin der europäischen Elite-Liga, nun scheint der amtierende Champions-League-Sieger auch in einen Bestechungsskandal verwickelt zu sein.Bei einer Razzia durchsuchte die Polizei die Geschäftsräume desportugiesischen Fußball-Meisters und die Wohnung des Clubchefs. DenPräsidenten Jorge Nuno Pinto da Costa wollten die Beamten gleichmitnehmen. Der Vereinsboss entging nach Presseberichten vom Freitagseiner Festnahme nur dadurch, dass er sich gerade auf eine Spanien-Reise befand.
Der 66-Jährige soll mit einem Skandal um korrupte Schiedsrichterzu tun haben, der unter dem Beinamen «Goldener Pfiff» bereits imApril für Schlagzeilen sorgte. Damals ging es vor allem um denDrittligisten SC Gondomar, dem korrupte Referees zum Aufstieg in die2. Liga verhelfen sollten. «Nun hat der Skandal sich auf die höchsteSpitze des portugiesischen Fußballs ausgeweitet», schrieb die Zeitung«Diário de Notícias».
Die Polizei nahm am Donnerstag zwei Erstliga-Schiedsrichter, zweiLinienrichter und einen Spielervermittler fest, der auch an Transfersfür den FC Porto beteiligt war. Pinto da Costa soll nach der Rückkehraus Spanien vor Gericht erscheinen und verhört werden. Ihm wird - wieden fünf Festgenommenen - nach diesen Angaben «Korruption im Sport»zur Last gelegt. Darauf stehen in Portugal bis zu vier Jahre Haft.
Worin die Vorwürfe konkret bestehen, teilten die Ermittler nichtmit. Die Polizei-Razzia dürfte aber mit den dunklen Geschäften desEx-Ligapräsidenten Valentim Loureiro zu tun haben. Loureiro, seinesZeichens Bürgermeister der vor den Toren Portos gelegenen KleinstadtGondomar, war im April einer von insgesamt 16 Festgenommenen. Er solldie Schlüsselfigur eines Rings gewesen sein, der dafür sorgte, dassder SC Gondomar mit Hilfe korrupter Schiedsrichter die gewünschtenResultate erzielte.
Schon damals wurde in Portugal gemunkelt, auch der Chef des FCPorto könnte mit der Sache zu tun haben. Die Presse vermutet, diePolizei habe durch das Abhören von Loureiros Telefon Hinweise dafürbekommen, dass auch Pinto da Costa mit nicht astreinen Methoden beimdamaligen Ligachef für den FC Porto gewisse Vorteile herausgeschlagenhaben könnte. Die großen Vereine in Lissabon, Benfica und Sporting,klagten bereits darüber, dass die Referees den FC Porto bevorteilten.
Pinto da Costa ist einer der mächtigsten Männer im portugiesischenFußball. Als er vor 22 Jahren den Vorsitz übernahm, gab er die Deviseaus: «Lissabon darf nicht länger den Rest des Landes wie eine Koloniebehandeln.» Heute kann er mit dem FC Porto eine Erfolgsbilanzvorweisen, die ihresgleichen sucht: Zwölf Meisterschaften, achtPokalsiege, zwei Europapokal- und einen UEFA-Cup-Sieg.