Pornografie Pornografie: Im Internet wuchert «Geschmackloses»
Mainz/dpa. - Rasend schnell verbreiteten sich unter Jugendlichen offenbargerade Adressen von Seiten mit grausamen Fotos. «Über unsere Hotlineerhalten wir eine Vielzahl von Hinweisen auf derartige Angebote»,sagte Döring. «Wir nehmen an, dass Kinder und Jugendliche dasBetrachten dieser Bilder als Mutprobe ansehen.» Wahrscheinlich gäbensie sie auch an den Schulen weiter.
«Nach unserer Einschätzung sind 'Tasteless'-Angebote geeignet,Kinder und Jugendliche sittlich schwer zu gefährden», betonte Döring,der als Jurist bei Jugendschutz.net arbeitet. Gegen viele dieserAngebote könnten die Jugendschützer allerdings kaum etwasunternehmen, weil sie im Ausland ins Netz gestellt worden seien, vorallem den USA. Besorgten Eltern riet Döring, auf dem Computer zuHause eine Filter-Software zu installieren, die den Zugriff aufbestimmte Arten von Webseiten verhindere.
Rund 550 Anbieter von offen zugänglichen Pornografie-Seiten inDeutschland sind Jugendschutz.net im vergangenen Jahr ins Netzgegangen, die Zahlen liegen seit wenigen Wochen vor. Mehr als 90Prozent der Anbieter seien bereits nach einem ersten Hinweis derJugendschützer bereit gewesen, beanstandete Inhalte zu entfernen oderden Zugang zu den Seiten zu beschränken. «Das ist unser Haupterfolg:Bei den Anbietern ist das Bewusstsein da, dass wir Unbelehrbare andie Behörden melden», sagte Döring. Ohne Altersbeschränkung werdePornografie in Deutschland meist nur noch aus Unkenntnis ins Netzgestellt.
Allerdings sei «unerträglich», dass die zentrale Vergabestelle fürdie Seiten Namen zulasse, «die als Gewerbeanmeldung niemalsdurchkämen.» Dazu zählten beispielsweise verachtende Bezeichnungenfür Frauen. «Aus unserer Sicht besteht da auch keinUnrechtsbewusstsein», sagte Döring.
Mehr als 1000 jugendgefährdende Seiten erfassten die MainzerKontrolleure im vergangenen Jahr, drei Mal so viele wie 1999.Zusätzlich zu der für Erwachsene erlaubten «einfachen» Pornografiefanden sie 250 Fälle von harter Pornografie etwa mit Kindern, Tierenoder Gewaltdarstellungen, die sofort an das Bundeskriminalamt inWiesbaden weitergeleitet wurden. Damit war die Zahl derhartpornografischen Seiten genauso hoch wie die der rechtsextremenSeiten, die Jugendschutz.net erfasste. Die Einrichtung wurde 1997 vonden Jugendministern der Länder gegründet.