Polen Polen: Fan-Rivalität endet tödlich
Warschau/Krakau/dpa. - Als drei Wisla-Fans eine nahe gelegene Kneipe verließen,fuhren zwei Autos auf die jungen Männer zu. Eine GruppeGleichaltriger mit Cracovia-Schals, bewaffnet mit Knüppeln undMessern, ging auf die Wisla-Anhänger los. Ein 21-Jähriger wurdeniedergestochen und starb an den schweren Verletzungen. Seitdemwächst nicht nur in Krakau die Sorge vor einem neuen Fußball-Krieg ander Weichsel.
Die Feindschaft zwischen Wisla- und Cracovia-Anhängern istlegendär, doch längst nicht die einzige Fehde in der polnischen Liga.«In den vergangenen Jahren sind mindestens fünf Wisla-Fans getötetworden», sagte Vereinssprecher Jerzy Jurczynski. Beim nächstenLigaspiel wird die Mannschaft mit schwarzen Armbinden spielen, undJurczynski hofft, dass sich andere Vereine dem Protest gegen dieGewalt anschließen.
Der Krakauer Bürgermeister und die Präsidenten von Wisla undCracovia forderten am Dienstag Gesetzesänderungen, um mehr Sicherheitin den Stadien zu garantieren. Polizisten, nicht nur privateSicherheitsfirmen, sollten künftig auch im Stadion selbst beiSportveranstaltungen für Ordnung sorgen. Cracovia-Präsident JanuszFilipiak gestand, dass die keineswegs «schmächtigen Sicherheitsleutebei Risiko-Begegnungen» wie etwa gegen Wisla, Angst hätten, imStadion einzuschreiten.
Die Krakauer Polizei richtete als erste Konsequenz aus dem Vorfallam Wochenende eine Sonderkommission ein, die sich ausschließlich mitFan-Gewalt befasst. Im Parlament wurde bereits vor Wochen einGesetzesentwurf der Regierung eingebracht, der die Einrichtung vonSchnellgerichten unter anderem bei Hooligan-Kriminalität vorsieht.
Justizminister Zbigniew Ziobro will sich demnächst inGroßbritannien über die Erfahrungen der englischen Behörden beimStadionverbot für Hooligans und mit anderen präventiven Maßnahmeninformieren. Die Zeit eilt, denn in wenigen Monaten dürften außervielen friedlichen Fußball-Freunden auch zahlreiche polnischeHooligans zur Weltmeisterschaft nach Deutschland reisen.
Für die Polizei ist die Fan-Gewalt längst kein reingesellschaftliches Problem mehr. Immer mehr Kriminelle mischten sichunter die Fans, warnt Dariusz Nowak, Sprecher der Polizei inSüdpolen. «Im Alltag sind sie in organisierten Banden aktiv, alsHobby nehmen sie an den Hooligan-Kämpfen teil und nutzen dabei dieMethoden, die sie in ihren Gangs lernten», sagte er in einemInterview.
Ein Beamter des nach Vorbild des amerikanischen FBI eingerichtetenZentralen Ermittlungsbüros (CBS) sieht die Unterwanderung als bereitsweit fortgeschritten an. Organisierte Banden dominierten bereitsFangruppen in Warschau, Schlesien und Pommern, sagte er der Zeitung«Zycie Warszawy». So sei ein Vertreter einer Mafia-Bande bei den Fansvon Legia Warschau aktiv. Seine Gewinne aus dem Verkauf von Drogen anHooligans und Fans gehen teils an die Mafia, teils in Waffenarsenalefür Hooligankämpfe, hieß es.
«Wir zählen darauf, dass die Polizei einen entschiedenen Kampfgegen die Banditen aufnimmt, die sich unter die Fans mischen», hofftWisla-Sprecher Jurczynski. Der Vater des am Sonntag getöteten Fansdagegen fürchtet, die Gewalt im Stadion wird trotz aller Appellenicht aufhören. «Es wird Rache geben», klagte er in der Zeitung«Super Expres». «Und wieder wird Blut fließen.»