Polanski-Opfer verlangt Einstellung des Verfahrens
Los Angeles/dpa. - Eine Amerikanerin, die von Roman Polanski als 13-Jährige sexuell missbraucht wurde, hat sich am Montag für eine Einstellung des Verfahrens gegen den Regisseur eingesetzt.
Die jetzt 45 Jahre alte Samantha Geimer reichte einen entsprechenden Antrag vor Gericht in Los Angeles ein, berichtete der US-Sender CNN. Der Oscar- prämierte Filmemacher, der seit 1977 aus Angst vor einer Verhaftung nicht mehr in die USA reiste, hatte selbst im Dezember bei den Behörden beantragt, das anhängige Verfahren gegen ihn einzustellen.
Polanski (75) hatte sich damals des Beischlafs mit dem Teenager schuldig bekannt, war aber vor der Urteilsverkündung aus den USA geflohen. Seine Anwälte sind der Ansicht, dass damalige Fehler des Richters und der Anklage die Einstellung des Verfahrens rechtfertigen. Polanski ist mit der französischen Schauspielerin Emmanuelle Seigner verheiratet und lebt in Paris.
Geimer, eine dreifache Mutter, die mit ihrer Familie auf Hawaii lebt, will den Fall aus der Welt schaffen, um endlich Ruhe zu haben. Sie habe den Vorfall verarbeitet und sei nun nicht mehr ein minderjähriges Opfer. Allerdings würde sie jedes Mal neu darunter leiden, wenn «sensationslüsterne Einzelheiten» in der Öffentlichkeit ausgebreitet werden. Sie sehe sich jetzt als Opfer der Staatsanwaltschaft, die den Fall nicht ruhen lässt, so Geimer. Im März 1977 hatte der Regisseur von der damals 13-jährigen Aufnahmen für eine Modezeitschrift gemacht. Laut Anklageschrift gab er dem Mädchen anschließend Alkohol und Betäubungsmittel und vergewaltigte sie.
Der Superior Court in Los Angeles hat für den 21. Januar eine Anhörung festgesetzt. Kommt Polanski der Forderung von Richter Peter Espinoza nach und erscheint persönlich zu dem Termin, muss er mit einer Festnahme rechnen. Geimer sagte am Montag laut CNN, sie würde vor den Richter treten und auf eine Einstellung des Verfahrens dringen, falls der Regisseur dem Termin fern bleibt.
Schon 2003, als Polanski für den Film «Der Pianist» eine Oscar- Nominierung erhalten hatte, äußerte Geimer den Wunsch, dem Filmemacher die Einreise zu der Oscar-Gala zu ermöglichen. Sein künstlerisches Werk habe nichts mit der Tat von damals zu tun, nahm sie Polanski in Schutz. Er gewann den Regie-Oscar, blieb aber der Verleihung fern.
Zu den wichtigsten Werken des Filmemachers polnisch-jüdischer Abstammung gehören «Rosemaries Baby» (1967), «Tanz der Vampire» (1967), «Chinatown» (1974), «Der Pianist» (2001) und «Oliver Twist» (2005). 1968 wurde Polanskis schwangere Frau Sharon Tate in Kalifornien von Charles-Manson-Anhängern ermordet.