Podiumsdiskussion Podiumsdiskussion: Rauball attackiert Prasser und Schuldner
BERLIN/DPA. - Liga-Präsident Reinhard Rauball hat angesichts vonRekord-Ablösen und riesigen Schuldenbergen von internationalenProficlubs die Europäische Fußball-Union UEFA aufgefordert, ihreAktivitäten zu verstärken. «Es ist höchste Zeit, der UEFA zu sagen,so geht es nicht weiter», sagte Rauball auf einer Podiumsdiskussionder «Frankfurter Allgemeinen Zeitung» in Berlin. Bei der UEFA gibt esschon länger eine Arbeitsgruppe, die sich mit Lizenzierungsfragen,vor allem mit finanziellen Spielregeln beschäftigt. Ein einheitlicheseuropäischen System aber ist noch nicht gefunden.
So habe der FC Valencia laut Rauball einen Schuldenstand von über600 Millionen Euro, führte Rauball als Beispiel an. «Bei uns liegtdie 1. und 2. Liga insgesamt unter der Verschuldung», betonte derLiga-Präsident. Beim spanischen Erstligisten sei jetzt ein Investorbereit, 500 Millionen Euro in den Club zu stecken. In England gibt esnach Angaben von Rauball sogar zwei oder drei Clubs, die mit je übereiner Milliarde Euro verschuldet seien. «Die Amtszeit von MichelPlatini wird daran zu messen sein, wie es ihm gelingt, diesesProblems Herr zu werden», erklärte der Chef der Deutschen FußballLiga (DFL) in Richtung UEFA-Präsident.
In der derzeit laufenden Transfer-Periode hat Real Madrid für denPortugiesen Cristiano Ronaldo 94 Millionen Euro an Manchester Unitedgezahlt - das ist der teuerste Wechsel im Weltfußball überhaupt. Fürden brasilianischen Superstar Kaka muss Real 65 Millionen an den ACMailand überweisen. Rauball sprach bei dieser internationalenEntwicklung von «unmoralischen Zahlen» und forderte, peu á peu dieRahmenbedingungen wieder auf vernünftige Maßstäbe zurückzuführen.Dabei müsse in erster Linie nicht nur mit den Managern gesprochenwerden, sondern mit den Gesellschaftern, erklärte Rauball.
Das deutsche Lizenzierungsverfahren könne dabei durchaus Vorbildfür andere europäische Länder sein. Seit März 2008 beschäftigt sichdie UEFA-Arbeitsgruppe mit Lizenzierungsfragen, Kernpunkte sind diePrognose der Zahlungsfähigkeit, Transfer- und Gehaltszahlungen derClubs. Ein einheitliches europäisches Verfahren aber fehlt weiter.Doch Rauball ist zuversichtlich: «In fünf Jahren wird die Situationso gut sein wie jetzt in Deutschland. Dann werden sich dieeuropäischen Verhältnisse dem deutschen Lizenzierungsverfahrenangepasst haben.»
Der Liga-Chef, zugleich Präsident von Borussia Dortmund, warntedavor, traditionell erarbeitete Werte des professionellen Fußballsaufs Spiel zu setzen: «Es ist nicht nachzuvollziehen, eine gestandeneKultur und Tradition ohne Not zu gefährden, nur weil jemand seinepersönlichen Interessen verwirklichen will.» In Deutschland sei nichtmöglich, was derzeit in Spanien oder Italien laufe. Das hiesigeLizenzierungssystem, Tradition und Fankultur würden zu Mitteln undWegen auffordern, so etwas zu verhindern, betonte Rauball bei derDiskussion am Mittwochabend.
Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble sieht den deutschenProfifußball im europäischen Umfeld von explodierenden Transfersummenauf einem «guten Weg». Schäuble empfahl gleichwohl, man müsse «nichtalle Regeln von wirtschaftlichen Gesetzen 1:1 auf den Sportübertragen». Die Frage sei auch, wo Unmoral anfange, ob bei 100 oder30 Millionen. Der aktuelle Wechsel von Nationalstürmer Mario Gomezvom VfB Stuttgart zu Bayern München wird in der Bundesliga mit 30Millionen Euro Ablöse als Rekord gehandelt.