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Pferdesport Pferdesport: Zittern bis zum letzten Reiter

Von Michael Rossmann 05.05.2002, 16:45
Der Mühlener Otto Becker reitet nach der Siegerehrung im Weltcup der Springreiter am Sonntag (05.05.2002) in Leipzig auf seinem Hengst Cento eine Ehrenrunde. Becker gewann das Finale vor Ludger Beerbaum (Riesenbeck) und Rodrigo Pessoa (Brasilien).
Der Mühlener Otto Becker reitet nach der Siegerehrung im Weltcup der Springreiter am Sonntag (05.05.2002) in Leipzig auf seinem Hengst Cento eine Ehrenrunde. Becker gewann das Finale vor Ludger Beerbaum (Riesenbeck) und Rodrigo Pessoa (Brasilien). dpa

Leipzig/dpa. - «Ich habe davon geträumt», sagte der glückliche und Schweißüberströmte Sieger. «Mir war klar, dass die anderen noch Fehlermachen, darauf habe ich gelauert.» Bis zum letzten Reiter mussteBecker bangen, doch dann patzte der bis dahin führende AmerikanerMcLain Ward, und dessen Pferd Victor trat gleich drei Hindernisseherunter. Becker erging es besser, und er lobte danach seinen 13-jährigen Holsteiner: «Er hat mir Sicherheit gegeben.»

Trotz Beckers Plätzen 6 und 3 in den vorangegangenen Prüfungenbesaß der Bundestrainer den richtigen Riecher. «Ich glaube, Ottomacht es», hatte Kurt Gravemeier noch am Vormittag gesagt. HinterBeerbaum mit Gladdys und Pessoa mit Baloubet kamen die AmerikanerMcLain Ward (Viktor) und Leslie Howard (Priobert) gemeinsam auf Platz4. Toni Haßmann (Lienen) wurde mit Goldika 6.

«Ich hatte die ganze Woche schon ein unheimlich gutes Gefühl»,berichtete Becker, «aber ich habe nichts gesagt und den Ball flachgehalten.» Der dreimalige deutsche Meister und Mannschafts-Olympiasieger von Sydney behielt die Nerven, war am Ende der lachendeDritte und kassierte rund 90 000 Euro. In der ersten Runde patzte derbis dahin führende Beerbaum, anschließend der dann in Front liegendeWard.

Beerbaums Gladdys sammelte pro Runde 4 Fehler. «Das war ein Abwurfzu viel», kommentierte der viermalige Olympiasieger: «So einfach istdas und so bitter.» Einen hervorragenden 6. Platz erreichte Haßmann.Der 26-Jährige hatte nach dem ersten Umlauf als 3. noch gejubelt: «Sogut ist mein Pferd noch nie gegangen. Ich bin einfach glücklich.»Doch in der zweiten Runde gab es mit Goldika 3 Abwürfe. Für denNewcomer der Saison, der die Weltcup-Meetings in Helsinki, Aarhus undBerlin gewonnen hatte, war es trotzdem ein toller Erfolg.

Mit den starken Resultaten von Leipzig, wo Lars Nieberg(Homburg/Ohm) und Sören von Rönne (Hamburg) die Plätze 10 und 11schafften, gelang den deutschen Reitern die von Bundestrainer KurtGravemeier (Münster) versprochene «Wiedergutmachung für Göteborg».Beim letztjährigen Finale hatten seine Schützlinge einen Einbrucherlitten; bester Deutscher war damals Rene Tebbel (Emsbüren) als 12.

Fast vergessen war nach Beckers Sieg die Parcours-Affäre.Hintergrund der teilweise hitzigen Debatte war die Anweisung desInternationalen Reitverbandes FEI, die Kurse für den zweiten und dendritten Teil des Finals kurzfristig neu zu planen und zu bauen. «Daswar eine Vorsichtsmaßnahme, weil es Gerüchte gab, dass die deutschenReiter diese Parcours trainiert haben», erklärte der Weltcup-DirektorMax Ammann. Beerbaum sagte dazu: «Ich kann mich nur amüsieren überdiesen Schwachsinn.»

Er bestätigte aber, dass mehrere deutsche Final-Teilnehmer amvergangenen Wochenende gemeinsam in Aachen trainiert haben und derParcoursbauer des Finals, Frank Rothenberger (Bünde), auch dort Kursegesetzt habe. «Das hatte aber nichts mit den Parcours hier in Leipzigzu tun», versicherte Beerbaum.

Während die deutschen Reiter den kurzfristigen Umbau begrüßten,ärgerten sie sich über das Gerücht der Wettbewerbsverzerrung. «Dasmacht mich wütend», schimpfte Becker: «Das ist eine Bombe, die vonNeidern gezündet wurde.» Mehrere Reiter vermuteten, dass OlafPetersen der «Verräter» sei. Petersen, der Vorsitzende des FEI-Springausschusses, sagte: «Ich habe zuerst selber nur Gerüchtegehört.» Nachdem Rothenberger das gemeinsame Training bestätigthatte, habe der Verband reagieren müssen.