1. MZ.de
  2. >
  3. Varia
  4. >
  5. Pferdesport: Pferdesport: Ludger Beerbaum wieder Derby-Sieger

Pferdesport Pferdesport: Ludger Beerbaum wieder Derby-Sieger

Von Karl Morgenstern 01.06.2003, 14:42

Hamburg/dpa. - Der deutsche Weltranglisten-Erste Ludger Beerbaum (Riesenbeck) hat dem 74. Deutschen Spring-Derby seinen Stempel aufgedrückt. Mit seinem 13-jährigen Schimmelhengst Champion Du Lys, mit dem er schon 1998 im Derby triumphiert hatte, wurde er am Sonntag in Hamburg zum zweiten Mal Derby-Sieger, weil er im dramatischen Stechen der besten drei als einziger in hervorragenden 48,45 Sekunden fehlerfrei blieb. 35 000 Euro waren der verdiente Lohn.

Sein spontaner Kommentar nach seinem mutigen Temporitt: «Es lief heute fantastisch. Wirklich wie am Schnürchen. So gut lief es seit vier Jahren nicht mehr bei mir.» Der im holsteinischen Breitenburg lebende schwedische EM-Dritte Rolf-Göran Bengtsson vergab mit Lordano den greifbar nahen Sieg, als er am letzten Hindernis vorbei galoppierte und damit auf den 3. Platz hinter Weltcup-Sieger Marcus Ehning (Borken) mit Locando zurückfiel.

Ludger Beerbaum, Marcus Ehning und der «Holsteiner Schwede» Rolf- Göran Bengtsson haben mit ihren makellosen Ritten alten Glanz erneuert. Erstmals seit 1997 blieben mit diesem Trio wieder mehrere Reiter im schwersten Parcours der Welt fehlerfrei. Damit hat sich die Zahl der 0-Fehler-Ritte in der 83-jährigen Derby-Historie auf 131 erhöht. Der große Pechvogel war die 22-jährige Hamburgerin Janne Friederike Meyer, die im vorigen Jahr als Sechste geglänzt hatte, diesmal aber am Wall stürzte. Aus war es mit dem Traum vom ersten Amazonensieg seit 1975.

Alle anderen Sieger des traditionsreichsten europäischen Turniers, zugleich Auftakt der mit insgesamt 961 000 Euro dotierten dritten Riders Tour, standen im Schatten des stürmisch gefeierten Derby- Siegers. Das gilt auch für den 46-jährigen Dressur-Sieger Dolf- Dietram Keller (Bad Bevensen), der den populären «Dressur-Königinnen» keine Chance ließ, und den zweimaligen Mannschafts-Olympiasieger Lars Nieberg (Homberg-Ohm), der sich im Audi-Championat von Hamburg durchsetzte und mit einem nagelneuen Auto als Sonderpreis nach Hause reisen durfte. Besonders erfolgreich war wieder der 28-jährige Westfale Christian Ahlmann. Der stärkste deutsche Nachwuchsreiter gewann nicht nur die 2. Derby-Qualifikation, sondern auch den mit 38 500 Euro dotierten Großen Preis von Hamburg.

Am meisten aber durften sich die Veranstalter freuen: 50 000 Zuschauer strömten nach Klein Flottbek - so viele wie noch nie in der 83-jährigen Derby-Geschichte.

Das 43. Deutsche Dressur-Derby endete mit einer handfesten Überraschung: Der erfahrene Profi Dolf-Dietram Keller aus dem niedersächsischen Bad Bevensen stahl vor 4000 Zuschauern den prominenten Favoritinnen Isabell Werth (Wedemark) und Heike Kemmer (Winsen/Aller) im Finale der besten drei mit dem traditionellen Pferdewechsel die Schau. Der gebürtige Hamburger, der bis vor wenigen Jahren auch ein erfolgreicher Springreiter gewesen war, bot mit seinem wertvollen 10-jährigen Hannoveraner Zuchthengst De Niro eine durchgängig starke Leistung, für die er die Tageshöchstnote von 1310 Punkten erhielt - das war zuviel für die beiden Konkurrentinnen. Keller, der im Klostergut Medingen einen eigenen Ausbildungsstall unterhält, bekannte nach seinem Sieg: «Eigentlich habe ich jahrelang davon geträumt, einmal morgens in Hamburg das Dressur- und nachmittags das Spring-Derby reiten zu können. Aber das war nur ein Traum. Jetzt bin ich nur noch Dressurreiter.»

Sowohl die viermalige Olympiasiegerin Isabell Werth als auch die Mannschafts-Europameisterin Heike Kemmer mussten mit dem Handicap fertig werden, nicht ihre eigenen Top-Pferde im Finale reiten zu können. Sie mussten vielmehr auf erfahrene Vierbeiner zurückgreifen, die vom Veranstalter gestellt worden waren. Trotzdem nahm Isabell Werth, die vor drei Jahren das letzte Dressur-Derby gewonnen hatte, ihre Niederlage nicht tragisch: «Es war ein eine schöne Sache und ein großartiger Spaß. Hauptsache, das Dressur-Derby findet wieder statt.»