Pferdesport Pferdesport: Ingrid Klimke träumt vom Glück
Hamburg/dpa. - Sie ist im besten Alter für eine Reiterin, stolz auf ihre acht Monate alte Tochter Greta und träumt von einem großen internationalen Sieg, egal ob in der Military oder in der Dressur. Die 35-jährige Tochter des im August 1999 verstorbenen sechsmaligen Dressur-Olympiasiegers Reiner Klimke ist im wahrsten Sinne des Wortes die vielseitigste deutsche Reiterin.
Allerdings wurde die deutsche Ex-Meisterin in den vergangenen Jahren wahrlich nicht vom Glück begünstigt und sogar schon als «reitende Pechmarie» apostrophiert. Aber eine Ingrid Klimke gibt nie auf. «Das hab' ich wohl vom Vater geerbt», versicherte die westfälische Frohnatur.
Als sie sich endlich für die Olympischen Spiele in Sydney 2000 qualifiziert hatte, nachdem sie acht Jahre zuvor schon als sichere Olympia-Teilnehmerin gegolten hatte, die Tierärzte ihr am Ende doch kein «grünes Licht» für Barcelona gaben, hatten die Olympier das Reglement geändert. Sie war zwar in der Team-Wertung mit Sleep Late so stark, dass nur der Australier Stuart Tinney im Endklassement besser war. Nach altem Regelwerk wäre das die Silbermedaille gewesen. Doch erstmals wurden Einzel- und Mannschaftsprüfung getrennt ausgetragen. Pech für eine großartige Ingrid Klimke.
Vor den Reiter-Weltmeisterschaften 1998 in Italien galt sie als eine der großen deutschen Hoffnungen. Doch ihr Wallach Bintang erlitt kurzfristig einen Hexenschuss. Aus für Rom. Dass das Pferd wenige Tage später wieder fit war, änderte nichts an Ingrid Klimkes Dilemma.
Nun hofft sie, sich in diesem Jahr für die Europameisterschaften im Dressur- und Vielseitigkeitsreiten zu qualifizieren. Für die Military-EM im irischen Punchestown im September ist sie schon fast eine Bank, denn mit Robinson's Concord, Sleep Late - mit diesen beiden Pferden gewann sie ihre Meistertitel - und It's just Tuffy hat sie gleich drei erstklassige Pferde. Doch die Dressur-EM im englischen Hickstead wird ohne sie stattfinden, denn ihr Top-Pferd Nector musste sie wieder abgeben. Die Besitzer wollten es so.
«Schade, ich war schon auf dem Weg zum Finale in Göteborg. So nah war ich noch nie dran», erklärte Ingrid Klimke. Seitdem spielt Nector im großen Sport keine Rolle mehr. Und ihre beiden jungen Vierbeiner Comic FRH, ein 6-jähriger Hengst, und Robinson's Santa Cruz, eine 7-jährige Stute, sind noch nicht reif für höhere Aufgaben im Dressur- Viereck. «Sie sind sehr gut und berechtigen zu den schönsten Hoffnungen, aber sie sind eben noch nicht so weit.»
Immerhin hat sie einen großen Trost: «So ein Pech wie mit Nector wird mir wohl nicht wieder passieren. Bei meinen anderen Pferden sind die Besitzverhältnisse in Ordnung. Da brauch' ich keine Sorgen für die Zukunft zu haben.» Ingrid Klimke träumt weiter davon, doch noch einmal das Double zu schaffen, international in Military und Dressur zu glänzen, auch wenn das Vielseitigkeitsreiten ihre ganz große Liebe ist. Der Vater hatte seine beispiellose Karriere schließlich auch als «Buschreiter» begonnen. Reiner Klimke gewann 1959 die zweite Military überhaupt in Luhmühlen und nahm an den Olympischen Spielen 1960 in Rom als Vielseitigkeitsreiter teil.