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Per Rad entlang der Tauber Per Rad entlang der Tauber: «Ein Gang durch die deutsche Geschichte»

Von Uta Buhr 27.05.2003, 08:55
Flüsschen mit zierlichen Schleifen - die Tauber fließt in vielen Windungen durch Bayern und Baden-Württemberg. (Foto: Touristikgemeinschaft Liebliches Taubertal/dpa/gms)
Flüsschen mit zierlichen Schleifen - die Tauber fließt in vielen Windungen durch Bayern und Baden-Württemberg. (Foto: Touristikgemeinschaft Liebliches Taubertal/dpa/gms) Touristikgemeinschaft Liebliches

Wertheim/dpa. - : Zu sehengibt es unter anderem das mittelalterlich-romantische Rothenburg obder Tauber, die Deutschordensstadt Bad Mergentheim sowie das DörfchenStuppach mit der berühmten Stuppacher Madonna von Matthias Grünewald.

«Ein Gang durchs Taubertal ist ein Gang durch die deutscheGeschichte, ein Gang durch das alte Reich mit ziemlich leichterBarschaft des Geldbeutels», schrieb 1865 der Kulturhistoriker WilhelmHeinrich von Riehl. An der Faszination, der er erlag, hat sich weniggeändert: Auch heutige Urlauber lieben im Taubertal die Verbindungaus Naturerlebnis, Burgenromantik und rustikaler Gastlichkeit.

Genau so ergeht es zum Beispiel vier Radfahrern aus dem flämischenBrügge, die begeistert sind von der sanften Hügellandschaft, in dersie jeden Tag etwas Neues entdecken. Besonders angetan hat es ihnendie elegante Steinbrücke in Tauberrettersheim, geschaffen vomBarock-Baumeister Balthasar Neumann. Nie hätten sie ein solchesKleinod in einem verträumten 900-Seelen-Dorf erwartet.

Die Kelten, die einst in der Region siedelten, nannten den Fluss«Dubra», zu Deutsch: «die Schwarze». Daraus wurde später die Tauber.Der linke Nebenfluss des Mains entspringt in Franken und durchfließtden Taubergrund zwischen Rothenburg und Tauberbischofsheim. Er isttief in die unterfränkische Muschelkalkplatte eingeschnitten undmündet bei Wertheim. Die Mönche des Klosters Bronnbach unterwiesendie Bauern der Gegend einst in der Landwirtschaft und fanden heraus,dass sich der Muschelkalkboden vorzüglich für den Weinanbau eignete.

Nicht zuletzt der Wein ist es auch, der den Landstrich heute zum«Lieblichen Taubertal» macht - so lautet jedenfalls der Name desregionalen Fremdenverkehrsamtes. Früher war das gesamte Gebiet mitWeinbergen überzogen, heute beträgt die Gesamtanbaufläche noch gut1100 Hektar. «Wein hält gesund und macht fröhlich», prosten sich dieRadler aus Brügge zu, die inzwischen in Rothenburg angekommen sind.

Für die vier Belgier, die zu Hause täglich Historie pur vor Augenhaben, ist die Stadt mit dem prächtigen Rathaus und dem romantischenMalerwinkel, der schon Carl Spitzweg im 19. Jahrhundert in seinenBann schlug, ein «deutsches Märchen». Großes Vergnügen bereitet denBesuchern hier nach Einbruch der Dunkelheit auch ein Stadtrundgangmit dem Nachtwächter, der seiner Gefolgschaft die GeschichteRothenburgs mit Anekdoten und derben Anspielungen näher bringt.

In zierlichen Schleifen windet sich die Tauber durch Wiesen, Äckerund Weindörfer und wechselt dabei von Bayern nach Baden-Württemberg.Der erste Höhepunkt hier ist das Renaissance-Schloss der Fürsten vonHohenlohe in Weikersheim. Hinter der schlicht-eleganten Fassadeverbirgt sich ein verspielter Barockgarten mit Springbrunnen, Puttenund üppigen Blumenrabatten. Innen lockt das Schloss mit zweiRaritäten: einem Rittersaal und dem Spiegelkabinett.

Weiter geht es auf gut ausgebauten Radwegen nach Bad Mergentheim.Nicht nur die Sole, die hier aus dem Boden sprudelt, macht den Kurortso anziehend, sondern auch die Vielfalt der historischen Bauwerke.Während die um den Marktplatz gruppierten Bürgerhäuser in der Zeit um1500 errichtet wurden, stammt die im gotischen Stil erbauteMarienkirche bereits aus dem 14. Jahrhundert. Glanzlicht ist dasDeutschordensschloss mit dem historischen Kapitelsaal und derHochmeistergalerie, das von 1525 bis 1809 Hauptsitz des Ordens war.

Vor dem 42 Meter hohen Türmerturm von Tauberbischofsheim wartetbereits die «Türmerin» auf die Radler. Sie eilt die vielen Stufenhinauf und lässt ihre schnaufenden Gäste weit hinter sich. In derStadt mit dem Olympiastützpunkt der Fechter ist Beinarbeit eine derleichtesten Übungen der Bevölkerung. Der etwas mühsame Aufstieg lohntsich aber allemal: Von oben genießen Besucher einen schönen Blick aufdie Altstadt mit ihren Bürgerhäusern und plätschernden Brunnen.

Letzte Etappe ist Wertheim. Weit in die Ferne grüßen die rötlichenSandsteinmauern der Burg hoch über der Tauber. In der WertheimerMünzgasse fällt das reich mit Inschriften und Schnitzwerk verzierteHaus des ehemaligen Schultheißen Peter Heußlein ins Auge. Zusammenmit dem angrenzende Gebäude diente es einst der herrschaftlichenMünzstätte als Unterkunft. Ein weiteres Wahrzeichen und beliebterTreffpunkt der Einheimischen ist der aus dem roten Sandstein derRegion erbaute Engelsbrunnen. Die Namensgeber - zwei anmutige Engel -halten das Wertheimer Wappen und ihre Hände schützend über die Stadt.

Informationen: Touristikgemeinschaft «Liebliches Taubertal»,Gartenstraße 1, 97941 Tauberbischofsheim (Tel.: 09341/822 94, Fax:09341/823 82)