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PC-Spiele PC-Spiele: Warten auf den nächsten Zug

Von Heiko Haupt 22.07.2002, 19:54
Spiele wie "Age of Wonders 2" liegen in den
Spiele wie "Age of Wonders 2" liegen in den Take2

Paderborn/dpa. - Die Unterschiede der beiden Macharten Echtzeit und Runde mögen auf Anhieb gering wirken. Tatsächlich fordern sie jedoch komplett unterschiedliche Spielweisen: Läuft ein Spiel in Echtzeit, ist der Mensch unablässig gefordert, um dem ebenfalls ununterbrochen agierenden vom Computer dargestellten Gegner Einhalt zu gebieten. Bei den rundenbasierten Spielen geht es vergleichsweise gemächlich zu: Erst zieht der eine, dann der andere Spieler beziehungsweise der Computer. Wer Zeit zum Überlegen braucht, kann sie sich nehmen.

«Der Vorteil der rundenbasierten Spiele ist, dass man Zeit hat, sich seine Aktionen und Strategien zu überlegen», sagt Martin Szymanski von Infogrames in Frankfurt. Das Unternehmen vertreibt in Deutschland die Runden-Erfolge «Civilization3» und «Heroes of Might & Magic 4». Bei Echtzeit-Strategiespielen könne dagegen von Strategienoft kaum die Rede sein. «Weil es es dauernd etwas zu tun gibt.»

Ein Klassiker in diesem Genre ist «Civilization», dessen dritter Teil im Frühjahr dieses Jahres die Spiele-Charts stürmte. Im Grunde geht es bei dem kurz «Civ3» genannten Titel darum, eine Kultur von ihren Anfängen im Jahr 4000 vor Christus bis ins Jahr 2050 zu führen.Da werden zu Beginn gerade ein bis zwei Arbeiter bewegt, die Straßen bauen oder Felder bewässern. Am Ende sind Zug um Zug, Runde um Runde unzählige Einheiten an strategisch wichtige Punkte zu befördern, sind die Wissenschaft voran zu treiben und Städte zu erweitern.

Runden-Spiele sind in der Regel nicht auf das reine Produzieren vom Kampfeinheiten ausgelegt. «Das hat viel mit dem Aufbau des eigenen Reiches und auch mit der Wirtschaft zu tun», sagt Markus Wilding von Take2 in München. Auch bei diesem Publisher sieht man eine Zukunft für die Runde: Erst vor wenigen Wochen hat das Unternehmen mit «Age of Wonders 2» einen entsprechenden Titel in den Handel gebracht.

Wer meint, dass hektische Echtzeitspiele eine größereHerausforderung darstellen, dürfte sich wundern: «Im Vergleich zu Echtzeit-Strategie ist der Spielablauf bei rundenbasierten Spielen sicherlich anders, aber darum nicht einfacher», sagt Hermann Achilles, Geschäftsführer des Verbandes der Unterhaltungssoftware Deutschland (VUD) in Paderborn. «Hier bietet sich dem Spieler allein durch die Spielweise eine Alternative, ja vielleicht sogar wiedereine echte Abwechslung.»

Diese Abwechslung hat nicht selten Suchtcharakter. So befragte die in Fürth erscheinende Fachzeitschrift «PC Games» Leser, was sie an «Civilization3» am besten finden und was sie am meisten stört: In beiden Kategorien lag der Suchtfaktor ganz vorne.

«Gerade Rundenstrategiespiele wie Civilization haben die wohl älteste Zielgruppe unter den Computerspielern», sagt Wilding. Und das sind nicht jene, die ein Spiel ein paar Mal «daddeln», um dann zur nächsten Herausforderung zu greifen. «Meist sind es Leute, die sich relativ wenige Spiele kaufen, dann aber lange darantüfteln.»

Dass die Runde auch für neue Ideen taugt, zeigt «Die Gilde», diesich ebenfalls Wochen in Top Ten breit machte. Hier haben dieEntwickler die Verbindung zweier Spielewelten geschafft: Diemittelalterliche Handels- und Lebenssimulation spielt sich nämlichrundenweise in Echtzeit ab. So wird in der Stadt in Echtzeitproduziert und agiert. Jeder Tag entspricht jedoch einer Jahreszeitund diese in der Zählweise des Spiels wiederum einem Jahr. DiesesJahr ist schlussendlich eine Runde, für die eine bestimmte Anzahl sogenannter Aktionspunkte zur Verfügung steht. Die dienen dazu,Fähigkeiten wie Handwerkskunst oder auch Kampf und Rhetorikaufzupolieren sowie anderen Stadtbewohnern auf die eine oder andereWeise übel mitzuspielen.

«Hätten wir die Spielzeit nicht in Runden unterteilt, müsste mananstatt einen Tag 365 Tage a 24 Stunden spielen, um ein Jahr zubeenden», sagt Jürgen Kroder, Sprecher des Publishers JoWood inNeu-Isenburg (Hessen). Dabei hätte der Spieler viel Leerlauf undwürde sich schnell langweilen.