Paul Biedermann Paul Biedermann: «Was privat ist, wird privat bleiben»
HALLE/MZ. - Schwimm-Weltmeister Paul Biedermann plant seinKarriereende erst nach den Olympischen Spielen 2016. «Ich möchteschon bis 30 schwimmen. 2016 ist ja Rio, das möchte schon gerneerleben», sagte er in einem Interview der Nachrichten-Agentur dpaüber die Ambitionen auf seine dann dritten Spiele. «Danach möchte icheinen guten Beruf haben, eine Familie gründen und vielleicht einZweithaus irgendwo am Meer haben.»
Zunächst stehen für den 23-Jährigen aus Halle/Saale aber in derkommenden Woche die deutschen Meisterschaften an. In Berlin will sichder Weltrekordler über 200 und 400 Meter Freistil die Tickets zur EMin Budapest (4. bis 15. August) sichern und seine Form zudem über die100 Meter Kraul testen. Dabei stört auch der Bart nicht, der momentannoch Biedermanns Gesicht ziert. «Es bremst auf jeden Fall, abererstens hat es ja den Trainingseffekt und zweitens: wenn ich damitschwimme, weiß ich, ich könnte noch schneller», sagte er grinsend.«Das ist ein bisschen was für die Motivation.»
Ihr Privatleben möchten Biedermann und seine Freundin, Doppel-Olympiasiegerin Britta Steffen, weiter abschirmen: «Ich finde es jaselber peinlich, wenn Leute irgendetwas über Liebesgeschichtenausquatschen. Was privat ist, wird privat bleiben.» Ende März war dieLiaison des Schwimm-Traumpaares bekanntgeworden. Homestorys sollenaber tabu bleiben. «Wir wollen uns über den Sport definieren undnicht über private Geschichten», betont Biedermann. Der erstegemeinsame Start kommende Woche in Steffens Heimatstadt Berlinfiel ins Wasser: Die Doppel-Olympiasiegerin und -Weltmeisterin sagteihre DM-Teilnahme wegen Trainingsrückstands nach Krankheiten ab.
Nach dem Verbot der Auftrieb verleihenden Wunderanzüge glaubtBiedermann, dass sein Fabel-Weltrekord von 1:42,00 Minuten über die200 Meter Freistil noch lange Bestand haben wird - es sei denn, derWeltverband FINA rückt von den eng anliegenden Badeshorts (Jammers)wieder ab. «Bei uns fehlt über 50 Meter Kraul eine Sekunde, das istkrass. Bei den Kraulstrecken sehe ich keinen Weltrekord in dennächsten Jahren», sagte der Praktikant der Wasserwerke Halle.
Biedermann hofft, dass nach den «Wunderanzügen» nun nicht dasDauer-Thema Doping im Schwimmsport wieder hochkocht und Leistungeninfrage gestellt werden. «Dann gewinnt man und ist absolut glücklichund dann heißt es: Was nehmen Sie denn? Das macht so viel kaputt.»Kritisch sieht er die Rolle des Weltverbandes FINA im Anti-Doping-Kampf. «Ich fand es auch skandalös, dass es in Rom bei der WM keineBluttests gab. Das war peinlich vom Weltverband. Aber der Weltverbandwurde dafür nicht kritisiert, sondern wir Sportler.»
Zu seinem großen Konkurrenten Michael Phelps (USA) hat Biedermannweiter keinen großen Kontakt. «Angeblich soll er ein Foto von mir imSpind haben. Ich kann es mir nicht vorstellen», sagt der Olympia-Fünfte von 2008. Er wäre am Wochenende in Paris gern gegen den 14-fachen Olympiasieger geschwommen. «Aber das geht wegen der deutschenMeisterschaften nicht. Ich hoffe, dass es genug Möglichkeiten gibt,aufeinanderzutreffen, zum Beispiel bei der Kurzbahn-WM im Dezember.»
Für den «Sportler des Jahres» kommt ein Wechsel in eine andereStadt oder ein Weggang von Trainer Frank Embacher nicht in Betracht.«Mit Halle verbinde ich Heimat und meine Wurzeln. Ich bin hiergeboren, hier aufgewachsen. Ich schwimme hier und ich möchte weiterdie Erfolge für Halle einfahren», betont Biedermann. «Mir ist dieseStadt ans Herz gewachsen, auch wenn sie ihre Ecken und Kantenhat.» Für den neuen Schwimm-Trainingskomplex, deren Grundsteinkommende Woche gelegt werden soll, hat er nur einen Wunsch: «Ichhoffe, dass sie nicht Paul-Biedermann-Halle heißt», sagt er lachend.