Olympische Sommerspiele 2004 Olympische Sommerspiele 2004: Italiener holt Gold beim Rad-Straßenrennen in Athen

Athen/dpa. - Jan Ullrich hat die historische Chance verpasst, als erster Radprofi seinen Olympiasieg zu wiederholen. Der Goldmedaillen-Gewinner von Sydney musste am Samstag beim olympischen Straßenrennen von Athen über 224,4 km unter gnadenlos glühender Sonne mit dem 19. Rang zufrieden sein. Auf geschichtsträchtigem Kurs unter der Akropolis holte der 30-jährige Italiener Paolo Bettini Gold vor dem Portugiesen Sergio Paulinho. T-Mobile-Sprinter Erik Zabel aus Unna wurde hinter Axel Merckx (Belgien) Vierter und ärgerte sich mächtig: «Schade, um vier Sekunden an Bronze vorbei. Das erinnert mich an Barcelona - aber c'est la vie.»
Bei über 40 Grad hatten der Italiener, in den vergangenen beidenWeltcup-Rennen jeweils unglücklicher Zweiter, und der Portugiese inder vorletzten Runde erfolgreich attackiert. Der Tour-de-France-Vierte Ullrich konnte nicht folgen. Die Zuschauer zeigten wenigInteresse an dem Ereignis: Nur im Start-Ziel-Bereich standen die Fansdicht gedrängt.
Ullrich, der sich fest eine Medaille vorgenommen hatte und damitauch seine Vorstellung auf der Tour vergessen machen wollte, muss nunalle Hoffnungen auf das Zeitfahren über 48 km am Mittwoch setzen.Auch der Tour-Zweite Andreas Klöden, der mit Krämpfen ausstieg, undMichael Rich hatten mit dem Ausgang des Rennens nichts zu tun. Zumersten Mal hatten Radprofis in Atlanta, wo der Schweizer PascalRichard gewann, an Olympischen Spielen teilnehmen dürfen.
Die aktivsten Fahrer waren zu Beginn der Paris-Roubaix-GewinnerMagnus Backstedt, der als erster ausriss. In der sechsten von 17Runden bekam der bullige Schwede Gesellschaft von Tour-BergkönigRichard Virenque (Frankreich) und dem Zeitfahr-Spezialisten LaszloBodrogi (Ungarn). Dahinter zeigten sich die deutschen Fahrer auf derHöhe des Geschehens und an der Spitze des Verfolgerfeldes, in demUllrich und Klöden in der neunten Runde das Tempo forcierten.Ergebnis: Die Ausreißer wurden bald gestellt.
Backstedt gab sieben Runden vor Ende ebenso wegen Erschöpfung aufwie Klöden und Rich, der sich für das Zeitfahren noch einigesausrechnet. «Andreas hat bei der extremen Hitze versäumt, genug zutrinken. Deshalb bekam er Krämpfe», sagte Teamarzt Lothar Heinrich.Den Fahrern war gestattet worden, auch außerhalb der BoxengasseGetränke aus den Begleitfahrzeugen anzunehmen. Sie hätten lautHeinrich rund zehn Liter trinken müssen. «Ich habe genug getrunken,aber trotzdem Krämpfe bekommen. Ich fühle mich nach meiner super-super Tour irgendwie ausgepowert», sagte Klöden. Auch Jens Voigt(Berlin) fuhr nicht durch.
Schwere Stürze hatten zum Auftakt für Dramatik gesorgt: Derspanische Weltmeister Igor Astarloa stürzte zwei Kilometer nach demStart. Mit ihm gingen auch Michael Boogerd (Niederlande) und dreiweitere Fahrer zu Boden. Die beiden Mitfavoriten konnten das Rennennicht fortsetzen. Warn-Hinweise hatten sich schnell bewahrheitet.«Das Rennen wird besonders zu Beginn gefährlich, wenn die Fahrer derNationen noch dabei sind, die keine Erfahrungen mit großenStarterfeldern haben», hatte Sport-Direktor Burkard Bremer vom BundDeutscher Radfahrer (BDR) gesagt. «Viele werden fallen», prophezeiteTyler Hamilton (USA).
Ullrich, der mit der Startnummer eins ins Rennen ging, nahm dieHitzeschlacht mit einem verbundenen rechten Unterarm in Angriff. Der30-Jährige war im Trainingslager auf Kreta auf einer Abfahrt in einerKurve weggerutscht und hatte sich Schürfwunden zugezogen. «Das wirdmich nicht behindern. Nur wenn Sonne direkt auf die größte Wunde amUnterarm scheint, ist das unangenehm. Deshalb haben wir sieverbunden», sagte Ullrich vor dem Start.
