Olympia-Bewerbung 2012 Olympia-Bewerbung 2012: IOC-Präsident Jacques Rogge schaut sich in Leipzig um

Leipzig/dpa. - Vier Wochen vor der Vorentscheidung desInternationalen Olympischen Komitees (IOC) über den Austragungsortder Spiele 2012 hat IOC-Präsident Jacques Rogge dem Bewerber Leipzigein gutes Zeugnis ausgestellt. «Die Bewerbung ist gut durchdacht. Ichglaube, mit dem Konzept, was man sich hier erdacht hat, ist es aufjeden Fall möglich», sagte der Belgier nach einer sechsstündigenInspektion des deutschen Bewerbers.
Bei einem Telefonat mit Bundeskanzler Gerhard Schröder konnte sichder IOC-Präsident von der politischen Rückendeckung der Bewerbungüberzeugen. Schröder erneuerte gegenüber Rogge die Garantien derBundesregierung und sprach jegliche Unterstützung zu. Sein in Leipziganwesender Innenminister Otto Schily wollte sogar eine Prognose fürdie Entscheidung am 18. Mai in Lausanne wagen: «Mein Optimismus istabsolut gesteigert worden, das wir die erste Hürde nehmen und imnächsten Jahr auf dem Siegertreppchen oben stehen werden.»
Rogge lobte bei seinem offiziellen Statement am Montagabend in derAlten Börse von Leipzig vor allem «die kurzen Entfernungen, die großeAufmerksamkeit für die Athleten und das Konzept der temporärenBauten». «Die Größe der Stadt ist nicht der entscheidende Fakt fürden Erfolg der Spiele», betonte der IOC-Präsident, der auch dieSicherheitsfrage ansprach. «Ich kann mit großem Selbstbewusstseinsagen, dass wir zu denjenigen gehören, die für die größtmöglicheSicherheit sorgen können», entgegnete Schily.
Beeindruckt war auch DSB-Präsident Manfred von Richthofen. «DiePräsentation war wirklich gut, eine gelungene Alternative zu dengroßen Bewerbungen anderer Städte», sagte der Sportfunktionär. Ergehörte zum Begleittross des Belgiers, der Leipzigs KonkurrentenParis, London, New York, Moskau, Madrid, Istanbul, Rio de Janeiro undHavanna bereits in Augenschein genommen hatte.
Mit der Einladung an Rogge versuchte Leipzig seineAusgangsposition zu verbessern. «Ich hoffe, der Besuch hat beiJacques Rogge und seiner Gattin Anne einen bleibenden Eindruckhinterlassen», sagte Oberbürgermeister Wolfgang Tiefensee. InLausanne entscheidet die IOC-Exekutive, welche Städte in die Endrundeam 6. Juli 2005 in Singapur einziehen dürfen. Dabei ist LeipzigsPlatz unter den Kandidatenstädten im Neunkampf mit den Weltmetropolennoch nicht sicher.
Der IOC-Präsident, der sich «von sportlichen und nicht politischenDingen» leiten lassen möchte, enthielt sich in der Messestadt einerdetaillierten Bewertung, wofür NOK-Präsident Klaus SteinbachVerständnis zeigte: «Er ist ein sehr neutraler Präsident, der immerwieder darauf hinweist, dass er bei der Wahl keine Stimme hat. Erbetonte jedoch, dass er sich nicht positionieren will.»
Bei seinem «privaten Arbeitsbesuch» ließ sich Rogge auf der NeuenMesse zunächst das Konzept von Leipzig vorstellen. «Wir haben ihmauch Schattenseiten nicht verschwiegen», betonte Tiefensee. Der Roggebegleitende IOC-Vizepräsident Thomas Bach (Tauberbischofsheim) hattebereits im Vorfeld signalisiert, dass man «die Schwachstellen wieVerkehr und Unterkünfte offensiv ansprechen und zugleichLösungsmöglichkeiten aufzeigen sollte».
Beim offiziellen Essen in «Auerbachs Keller» traf Rogge auch mitdem Kuratoriums-Vorsitzenden der «Leipzig 2012 GmbH», Hans-DietrichGenscher, und dem sächsischen Ministerpräsidenten Georg Milbradtzusammen. «Alle wünschen sich, dass die Spiele nach Leipzig kommen.Daher müssen wir auch kämpfen und wirbeln», sagte Ski-OlympiasiegerinRosi Mittermaier als prominente Sport-Botschafterin für Leipzig.
Nach dem Essen besuchte Rogge, begleitet von zahlreichenPressevertretern, die Thomaskirche. Daran schlossen sichBesichtigungen des neu erbauten Zentralstadions sowie vonLoftwohnungen an der Elster an. Sie sollen als ergänzendeBeherbergungsmöglichkeiten genutzt werden. Nach einem Hubschrauber-Rundflug trug sich der IOC-Präsident in das Goldene Buch der StadtLeipzig.
