Olympia 2012 Olympia 2012: Noch 500 Tage: London nicht in Feierstimmung
Berlin/dpa. - Über die riesige Leinwand im Zentrum des Londoner Stadtteils Walthamstow flimmern weithin sichtbar die Werbespots, die sich die Organisatoren von Olympia 2012 in London haben einfallen lassen. Leider sieht sie niemand in dem eher abgelegenen Teil der Stadt, der bis vor kurzem noch für seine Windhundrennen bekannt war. Der Platz vor dem Bildschirm ist manchmal ziemlich leer, meistens aber ganz leer. 500 Tage vor der Eröffnungsfeier von London 2012 ist die Vorfreude auf die Spiele an der Themse gebremst.
Die Londoner haben im Moment noch andere Sorgen. Die Inflation in Großbritannien galoppiert, die Arbeitslosigkeit ist hoch, die Regierung kürzt bei den Menschen, wo es nur geht. Und wenn es ums Feiern geht, steht erst einmal das Königshaus im Vordergrund.
Auch wenn Organisationschef Sebastian Coe beinahe wie in alten Zeiten als Mittelstreckler nach Erfolgen auf der Medienbühne strebt - Olympia ist im Alltag der Londoner noch nicht angekommen. Erwähnt man die Namen der Olympia-Maskottchen Wenlock und Mandeville, erntet man nur Schulterzucken. Dies soll sich von Dienstag an ändern. Der Ticketverkauf beginnt, und zentral auf dem Trafalgar Square wurde eine Countdown-Uhr platziert.
8,8 Millionen Eintrittskarten gehen weltweit in den Handel - für 650 Veranstaltungen in 26 Sportarten an 17 Wettkampftagen. Der Preis für Erwachsene startet ab 20 Pfund (rund 23 Euro) - ein Logenplatz für den Abend, an dem Superstar Usain Bolt gegen sieben andere Männer um die 100 Meter-Krone sprintet, kann aber auch bis zu 725 Pfund kosten. Der Clou für Familien: Kinder bis 16 Jahre zahlen «ihr Alter» - ein zwölfjähriger Filius also 12 Pfund - pro Karte. «Es sind mehr Plätze im öffentlichen Verkauf als bei allen Spielen vorher», sagte Dee Docey von der städtischen Wirtschaftsbehörde in London. 2,5 Millionen Interessenten haben sich schon online registriert.
Die Olympia-Macher an der Themse haben sich ein schönes Konzept für das Ringespektakel 2012 überlegt. «Grüne Spiele» sollen es werden - mit Regenwasser-Spülung auf den Toiletten im olympischen Dorf und renaturiertem Flusslauf des Lea-Rivers durch den Olympiapark. Gleichzeitig sollen die Spiele als Motor für ein riesiges Stadtentwicklungsprogramm dienen.
Nach dem neuen Finanzzentrum Canary Wharf am ehemaligen Hafen wird derzeit der Londoner Nordosten rund um den Olympiapark kräftig aufgehübscht. Zehntausende Wohnungen entstehen, Einkaufszentren und Freizeitparks. Das Konzept ist auf Nachhaltigkeit angelegt, alle Sportstätten werden entweder wieder abgebaut oder dienen später Schülern und Freizeitsportlern. Das neue Olympiastadion wird Heimat des abstiegsbedrohten Premier-League-Clubs West Ham United.
Hinter den Kulissen laufen die Arbeiten an Olympia 2012 auf Hochtouren. Im Olympiapark in Stratford, ehemals eine riesige Industriebrache, sind zurzeit 10 000 Arbeiter am Schaufeln, Hämmern und Bohren. Fast zehn Milliarden Pfund sollen verbaut werden. «Wir bleiben innerhalb des Budgets und innerhalb des Zeitplanes», sagt der zuständige Mann im Außenministerium, Staatssekretär Jeremy Browne. Die Radrennbahn ist schon fertig.
Fast alle der restlichen Sportstätten sollen bis Mitte 2011 benutzt werden können - ein Jahr vor Eröffnung der Spiele. Größer sind die Bedenken um die Sicherheit. «Wir werden 120 Staatsoberhäupter und Regierungschefs hier haben», sagt Browne. Die Angst vor Terror ist allgegenwärtig, allein 600 Millionen Pfund sollen in die Sicherheit der Spiele fließen. «Wir wollen aber auch die Spiele nicht unnötig stören», sagt Browne, «wir wollen nicht, dass die Leute am Eingang drei Stunden schwitzend und mit schreienden Kinder in der Schlange stehen.»