Olympia 2010 Olympia 2010: Halbzeit in Vancouver
Vancouver/dpa. - TOPS:
Deutsche Rodler: Wenn's drauf ankommt, sind sie ganz cool in derEisrinne. Fünf Medaillen, zwei davon in Gold durch Tatjana Hüfner(26) und Felix Loch (20) - so lautet die glänzende Bilanz.«Himmelhochjauchzend, zu Tode betrübt.» So beschrieb Altmeister GeorgHackl den schwierigen Spagat zwischen Trauer und Medaillen-Jubel nachdem tödlichen Trainingsunfall des Georgiers Nodar Kumaritaschwili.
Vancouver: Eine einzige Partymeile. Jubel, Trubel, Heiterkeit: Anallen Ecken und Enden feiern, schwofen und singen Hunderttausende vonFans aus aller Welt. «Das hier ist wirklich der olympische Geist, einGeist, der keine Grenzen kennt», schwärmt die «Vancouver Sun». Dieherrliche Lage der «Perle am Pazifik» lässt die Touristen immerwieder staunen.
Tapferkeitsmedaillen: Mit vier gebrochenen Rippen und einemLungenfellriss erkämpfte Petra Majdic Bronze im Langlauf-Sprint. Siewar beim Einlaufen gestürzt und eine Böschung hinabgefallen.Schwedens Skirennfahrerin Anja Pärson wurde am Tag nach ihremschrecklichen Sturz in der Abfahrt Dritte im Super-G - ihre sechsteOlympia-Medaille schmerzte besonders: «Ich habe wirklich überallblaue Flecken.»
Freaks im Schnee: Ob beim Boardercross, in der Halfpipe oder aufder Buckelpiste die wilden Kerle und Mädels begeisterten vor allemdie jungen Zuschauer. Zu harten Rockklängen und in lässigen Klamottenboten sie spektakulären Sport und heiße Shows. Allen voran ShaunWhite mit seiner roten Mähne: Die «fliegende Tomate» aus den USA warder unumstrittene Star in der halben Eisröhre.
Stars and Stripes: Das US-Team ist auf dem Weg zurWintersportnation Nummer eins. Am «goldenen Mittwoch» feierten dieAmerikaner gleich sechs Medaillen - ihr erfolgreichster Tag in derolympischen Geschichte. «Ein Teufelstag», jubelte die «WashingtonPost». Vor allem Ski-Star Lindsey Vonn und Eiskunstlauf-Ass EvanLysacek dürfen auf weitere Werbemillionen hoffen.
Skijägerin: Mit einem Lächeln auf den Lippen flog Magdalena Neunerzu Gold und Silber - der Wahnsinn in Whistler. Selbst dieTeamkolleginnen staunten über das «brutale Selbstvertrauen» (KatiWilhelm) der Biathletin. Die 23-Jährige kann sich schon mal denvierten Advent im Kalender ankreuzen. Dann werden Deutschlands«Sportler des Jahres» in Baden-Baden gekürt.
FLOPS:
Sicherheit: Der schreckliche Unfalltod des Georgiers NodarKumaritaschwili geht als dunkelstes Kapitel in die Historie derWinterspiele ein. Riiisiko! - hieß es auch für die Skeletonis undBobfahrer in der Eisbahn von Whistler. Safety first? «Ich bin nichtfür immer schneller, immer höher, immer weiter», warnte IOC-Vizepräsident Thomas Bach.
Eisflitzerinnen: Anni-Friesinger nur 14. über 1000 Meter,Seriensiegerin Jenny Wolf ohne das erwartete Gold, und ClaudiaPechstein bei ihrem juristischen Dauerlauf vor dem InternationalenSportgerichtshof gescheitert - lauter Ausrutscher. Dafür, dass dieEismaschine im Olympic Oval von Richmond versagte, konnten diedeutschen Eisschnellläuferinnen aber nichts.
Spätstarter: Die Skination musste durchs Jammertal. Mit BenjaminRaich als Bestem auf Rang 14 lieferte die Alpenrepublik ihrschlechtestes Abschneiden im Super-G überhaupt bei Olympia ab - eineWatschn. In der Abfahrt gab's nur Bronze für Elisabeth Görgl. Aberdann kam Andrea Fischbacher und raste zu Gold im Super-G - doch nochFelix Austria.
Wetterspiele: Blech für Petrus - zumindest an den Anfangstagen.Dauerregen in Cypress Mountain, Nebel, Schnee und Wind in Whistler,Absagen, Verschiebungen. Die Organisatoren ließen den Schnee sogarmit dem Hubschrauber einfliegen. Aber dann sorgte die Sonne fürFrühlingsgefühle. Im russischen Sotschi, Austragungsort der Spiele2014, sind für diesen Sonntag übrigens 16 Grad vorhergesagt.
Aljona Savchenko/Robin Szolkowy: Tränen bei ihr, Schelte für ihn,bittere Enttäuschung bei beiden: Die zweifachen Paarlauf-Weltmeisteraus Chemnitz sind, wie Eis-Königin Katarina Witt feststellte,«letztendlich am Druck zerbrochen». Bronze glänzte nicht. Für IngoSteuer zählte nur Gold. Der erfolgbesessene Trainer reiste mit denbeiden gleich nach Hause. Zum Schaulaufen müssen sie zurück.
Flamme: An ihr entzündeten sich die Diskussionen. Bei derEröffnungsfeier schmunzelte die Welt über die Panne, als eine dervier riesigen Stelen nicht ausfuhr. Die Fackelträger um Wayne Gretzkystanden ratlos da. Ein kleineres olympisches Symbol des Friedensdurften die Olympia-Touristen am Convention Center bewundern - hintereinem hohen Maschendrahtzaun. Auch da gab's lange Gesichter.