«Ohrfeigen-Skandal» «Ohrfeigen-Skandal»: Für Podolski ist die Sache abgehakt

Berlin/dpa. - «Es scheint internziemlich zu brodeln. Offenbar hat sich einiges aufgestaut, was sichnun entladen hat», erklärte der «Kaiser» in seiner «Bild»-Kolumne undstufte Podolskis Handgreiflichkeit gegen Kapitän Ballack in Walesnochmals als einen «schwerer Missgriff» ein. Für Podolski selbst istmit der Zahlung einer Spende von 5000 Euro für eine Fair-Play-Aktion«das Ding vom Mittwoch auch abgehakt». Der 23 Jahre alte Stürmererwartet trotz des enormen Echos und der heftigen Kritik an seinemBacken-Wischer, dass es für ihn im Nationalteam «normal» weitergeht.
«Ich habe kein Problem mit Michael Ballack, wir haben unsausgesprochen. Und wir wollen weiterhin gemeinsam den Erfolg fürDeutschland», sagte Podolski am Wochenende und gestand öffentlichein, «Mist gebaut» zu haben. «Zuerst war mir das alles gar nicht sobewusst, aber ich hätte niemals einem Mitspieler ins Gesicht langendürfen», erklärte Podolski und gelobte Besserung: «AlsNationalspieler bin ich auch Vorbild - und dieser Rolle will ichgerecht werden. In Wales war das nicht der Fall.» Für den ehemaligenTeamchef Beckenbauer ist Podolskis Ausraster ein deutliches Zeichendafür, dass es in der deutschen Mannschaft doch größereatmosphärische Störungen geben könnte.
Bundestrainer Joachim Löw hatte sich unmittelbar nach dem 2:0 inCardiff zwar deutlich hinter seinen Kapitän gestellt: «Wenn derKapitän taktische Anweisungen gibt, ist darauf auch zu hören.» AufKonsequenzen für Podolski aber verzichtete er. «Wir tun uns beim DFBschwer mit disziplinarischen Maßnahmen», meinte Teammanager OliverBierhoff noch in Wales. «Wenn eine Ohrfeige gegen Michael Ballackstraffrei bliebe, wäre das nach innen kaum das richtige Signal»,unterstrich dagegen Beckenbauer.
Für Felix Magath, Trainer des neuen Bundesliga-Tabellenführers VfLWolfsburg, ist die Angelegenheit eine «interne Sache» der Mannschaft:«Spieler, Trainer und Manager müssen das selbst regeln. Wenn es dannintern ausgeräumt wird, ist es auch gut.» Nationaltorhüter RobertEnke sieht gute Chancen einer Selbst-Disziplinierung innerhalb desDFB-Teams: «Da bleibt nichts hängen», sagte der Hannoveraner. Dassnach der von Podolski gezahlten «Straf-Spende» die Autorität von Löwangekratzt sein könnte, schließt DFB-Chef Theo Zwanziger aus:«Überhaupt nicht. Mannschaftsintern war das schnell abgehakt.»
DFB-Sportdirektor Matthias Sammer sieht im Streit Podolski/Ballackeine «grundsätzliche Problematik» im deutschen Fußball. «Wir müssenunseren jungen Spielern verdeutlichen, dass es Hierarchien undStrukturen gibt. Was mich ärgert: Wenn ich alle unsere Mannschaftendurchschaue, ist das nicht mehr der Fall. Wichtig ist, dass jungeSpieler demütig sind», sagte Sammer, der auch für den Elite-Nachwuchszuständig ist, im TV-Sender «Premiere» und fügte hinzu: «Da sind wirmomentan auf dem Holzweg.» Zu seiner aktiven Zeit hätte sich keinSpieler erlauben können, «auch nur ansatzweise die Hand zu erheben».
Erst nach einem Telefonat von Teammanager Oliver Bierhoff mitPodolski zwei Tage nach der Attacke kam es zur Ankündigung desMünchner Stürmers, als Wiedergutmachung 5000 Euro für einen gutenZweck zahlen zu wollen. Dabei gehe es gar nicht um die Höhe derSpende, sondern um die Geste, bemerkte DFB-Präsident Zwanziger. Derhatte seine ursprüngliche Meinung über den Vorfall von Wales («Daswar gar nichts») nach Studium der TV-Bilder korrigiert: «Der DFB hateine gesellschaftspolitische Aufgabe, deshalb musste ich reagieren.»
