1. MZ.de
  2. >
  3. Varia
  4. >
  5. Öffentlichkeitsarbeit: Öffentlichkeitsarbeit: Geheimtraining in Bundesliga kein Tabu

Öffentlichkeitsarbeit Öffentlichkeitsarbeit: Geheimtraining in Bundesliga kein Tabu

Von Britta Körber 28.03.2008, 17:45

Hamburg/dpa. - Während der Branchenführer nach dem öffentlichenAufschrei der Fans die Entscheidung vertagte, wollen einige Clubsdieses Mittel zur Vorbereitung auf wichtige Spiele nutzen. So plantder Hamburger SV nach dem Bau eines kleinen zusätzlichen Stadions aufseinem Gelände, verstärkt unter Ausschluss der Öffentlichkeit zutrainieren. «Wenn wir das neue Stadion haben, werden wir mitAnkündigung auch mal eine Tür zulassen», sagt HSV-SportdirektorDietmar Beiersdorfer, der dabei an «ein- bis eineinhalb Einheiten dieWoche» denkt. Vereine wie Werder Bremen, der VfB Stuttgart undBorussia Dortmund befürworten das «Top secret»-Training vor demWochenende.

«Wir leben hier in einem Schlaraffenland. Ausländische Clubs habenfast alle Trainingszentren, wo kein Zuschauer herankommt», sagtBremens Trainer Thomas Schaaf mit Blick auf Topvereine in England,Spanien und Italien, wo solche Praktiken längst akzeptiert sind. «Wirwollen uns alle international messen und müssen der EntwicklungRechnung tragen», ergänzt Beiersdorfer. Ihm geht es darum, Coach undSpielern optimale Trainingsbedingungen zu ebnen. Eine totaleAussperrung hält er aber für falsch: «Das gibt die Kultur inDeutschland nicht her.»

Auch bei den Bayern will man von einem generellen Ausschluss derFans unter Neu-Coach Jürgen Klinsmann nichts mehr wissen. «Wir werdenLösungen finden, dass man beiden Seiten gerecht wird», sagte ManagerUli Hoeneß am Freitag dem ZDF. «Es gibt noch überhaupt keineEntscheidung, wie oft öffentliches Training ist und wie oft nicht»,meinte der Manager. Er könne sich nicht vorstellen, dass «wir inZukunft keine öffentlichen Trainings mehr haben».

Die deutschen Vereine würden sich ihren Fans sehr öffnen, meintSchaaf. «Sicher muss man auch überlegen, dass man nicht mehr jedeTrainingseinheit öffentlich macht.» Das Interesse an Werder ist inden vergangenen Jahren wie bei vielen Top-Clubs enorm gestiegen, eswurde ein Sicherheitsdienst angeheuert, um für Ordnung zu sorgen. Vorallem in der Ferienzeit werden 1000 Kiebitze und mehr auf demTrainingsgelände gezählt. «Da muss man sich leider schon fragen: Wiesehr wird das Training dadurch beeinflusst», gibt Schaaf zu bedenken.«Man muss den Bundesligavereinen zugestehen, dass sie auch mal dieTore zumachen. Wir wollen die Fans nicht aussperren, aber man mussder Mannschaft auch mal zugestehen, dass sie nicht ständig beobachtetwird», sagt Hannovers Trainer Dieter Hecking.

Sein Kollege Thomas Doll hatte schon in seiner Zeit beim HSV neueMethoden eingeführt und das Abschlusstraining im Stadion vor leerenRängen angesetzt. Nun tut er dies in Dortmund. «Für die Spielerkönnte es vor wichtigen Partien gut für die Konzentration sein», sagtSchalkes Manager Andreas Müller, «aber bei uns hat das Verhältniszwischen Spielern und Fans Tradition. Das haben sich unsere Anhängerverdient.» Punktuelle Einheiten ohne Zeugen will er nichtausschließen.

In Stuttgart wurde von einem Jahr extra ein Trainingsplatz mitZuschauertribüne eingeweiht. «Bei uns ist nicht angedacht, die Fansauszusperren. Das ist ein Thema des FC Bayern», sagt Coach Armin Veh.Er räumt aber ein, dass das konzentrierte Arbeiten in geschlossenenCamps, wie es in Italien praktiziert wird, besser möglich ist.

Zur üblichen Praxis gehört die Abschirmung vor Medienvertreterndirekt vor dem Punktspiel, wie etwa am Freitag in Nürnberg vor demDerby gegen die Bayern. Aber verstärkte Abschottung soll es auch beim«Club» in Zukunft nicht geben. Andere Vereine sind sogar erfreut überjeden Trainings-Kiebitz. «Wir denken nicht daran, Fans auszusperren.Wir sind froh, wenn welche kommen», sagt Hans-Georg Felder von HerthaBSC. So denkt man unter anderem auch in Leverkusen, Bochum, Duisburgund Rostock.