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Oberturm Ballenstedt Oberturm Ballenstedt: Barockhaube mit Turmuhr

Von Detlef Anders 07.06.2001, 15:12

Ballenstedt/MZ. - Es war eine kurze Feier - die zum Singen versammelten Kinder mussten durch einen pünktlich zur Eröffnung einsetzenden Regen in den Kindergarten flüchten. Wolfgang Gurke erinnerte nach dem Schauer an die seit 1972 auf dem Turm aufgepflanzte "Hundehütte" aus Asbestziegeln, die entsorgt werden musste, und an die mühsame Rekonstruktion der barocken Turmhaube an Hand historischer Fotografien. 1534 war der Turm erstmals im Rahmen der Stadtmauer erwähnt worden. Der Inhalt des Turmknopfes ist bereits aus dem Jahr 1551 bekannt. Nachdem 1991 der Unterturm saniert werden konnte und 1994 der Marktturm, stand der Wunsch nach einer Sanierung des Oberturmes auf der Wunschliste der Ballenstedter Stadtväter ganz vorn an.

Basis für die Realisierung war eine Spende von Hubert Bagge, dem Chef eines Löninger Bauunternehmens. Den Scheck über 50 000 Mark überreichte der Unternehmer, dessen Firma das innerstädtische Einkaufszentrum an der Wasserstraße/Wallstraße in Ballenstedt errichtet hatte, bereits im Januar 1997 dem Bürgermeister, weil die Stadt, mehr als sie es eigentlich brauchte, bei der problematischen Bauvorbereitung geholfen hatte. Da es zunächst unterschiedliche Meinungen zur Turmsanierung im Stadtrat gegeben hatte, wurde das Geld "auf die hohe Kante" gelegt. Mit den Zinsen standen nun 54 000 Mark zur Verfügung. Zusammen mit 33 000 Mark aus den Stadtsanierungsgeldern konnte das Vorhaben schließlich in Angriff genommen werden. 12 000 Mark musste die Stadt aus der eigenen Tasche für die Turmuhr zahlen, weil diese nicht förderfähig war. Einige Ballenstedter, berichtete Gurke, wollten sogar auf den Straßen sammeln gehen, damit der Turm die Uhr erhält.

"Wir wollten der Stadt das Flair der alten Zeit wieder geben", erklärte der Bürgermeister. "Nehmen Sie diesen Turm als ein Wahrzeichen der Stadt und ein Stück Identität hin", forderte Gurke die Ballenstedter auf. Der Klang der Uhr sei inzwischen eine Bereicherung der Stadt. Insgesamt 99 000 Mark kostete die Sanierung. Die Turmhaube wurde in einer Werkstatt vorgefertigt. Durch den so möglich gewordenen Austausch "in einem Ritt" sparte die Stadt Zeit und Geld. Weil der Turm von Längsrissen durchzogen war, mussten acht Anker gesetzt werden. Das Bruchsteinmauerwerk wurde neu verfugt und Ausbesserungsarbeiten an der Treppe erledigt. Auch eine Beleuchtung wurde installiert. Das alte Uhrwerk soll nach einer Rekonstruktion im Museum der Stadt ausgestellt werden.

Zum Tag des offenen Denkmals im September soll der Oberturm wieder allen Ballenstedtern zugänglich sein. Und wer bis dahin nicht warten möchte, der kann sich im Rathaus den Schlüssel ausleihen und auf eigene Gefahr die Aussicht auf die Stadt genießen, versprach der Bürgermeister.