Oberlausitz Oberlausitz: Zum Fischzug in die Lausitz
Halle/MZ. - Und den Gast möchte man sehen, der nicht anbeißen würde, stehen Köstlichkeiten wie "Zander in Blutwursthülle", "Mosaik von Edelfischen" oder eben "Suppe von Lausitzer Teichfischen" zur Wahl.
Heimischer Fisch, das heißt hier vor allem Karpfen, aber auch Zander, Stör, Hecht, Forelle oder Wels aus einem der knapp 1 000 Teiche, die einer einzigartigen Kulturlandschaft nördlich von Bautzen das Gepräge geben. Etliche dieser Teiche sind in der "Luzica", was so viel wie Land der Lachen und Sümpfe bedeutet, bereits im 13. Jahrhundert angelegt und für die Fischzucht genutzt worden.
Aber nicht allein dieser Gewässer wegen wurde die Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft, übrigens das größte zusammenhängende Teichgebiet Europas, von der Unesco als Biosphärenreservat anerkannt: Hier sind Tiere und Pflanzen heimisch, die anderswo bereits ausgestorben sind: Seeadler, Singschwan, Silberreiher und Fischotter oder Sonnentau, Glockenheide und Orchiedeen. Naturlehrpfade, Wander- und Radwanderwege ermöglichen den Touristen an diesem wie verzaubert scheinenden Flecken Erde manche Entdeckung.
Aber am meisten beeindruckt doch die Vielzahl der im Sonnenlicht gleißenden, zumeist schilfumgürteten Teiche. Zumal sie bereits zum zweiten Mal den Anlass für "Lausitzer Fischwochen" mit buntem Programm geben. Dessen absolute Höhepunkte sind die Feste rund ums Abfischen, zu denen sich Gäste in hellen Scharen einfinden. In diesem Herbst haben sie dazu noch an zwei Wochenenden Gelegenheit.
Mehrere Tage vor dem Abfischen wird das Wasser des Teiches langsam abgelassen. Wer je gesehen hat, wie sich die Karpfen dann am tiefsten Punkt sammeln und an Land gebracht werden, wird es kaum vergessen: Dieses Gezappel auf den Sortiertischen, von denen die Fische in unterschiedliche Bottiche schlittern! In ihnen geht es zu den Hälteranlagen, wo Lausitzer Spiegelkarpfen in glasklarem Wasser auf Weihnachten und Silvester warten.
Beim Abfischen der "Schwarzen Lache" zeigt sich Pächter Rüdiger Richter zufrieden mit der Ernte: 60 bis 70 Tonnen Karpfen werden erwartet. Fische, die ihm drei Jahre lang reichlich Arbeit beschert haben: Schon drei Tage, nachdem ihr Leben in einem flachen, von der Maisonne erwärmten Teich begonnen hatte, wurden sie zum ersten Mal umgesetzt. Am Ende ihres ersten Sommers waren sie dreißig Gramm schwer. Noch etliche Male mussten sie das Wasser wechseln, ehe sie zum Abwachsen in die "Schwarze Lache" kamen und dreisömmrig abgefischt wurden: mit dem stattlichen Gewicht von gut zwei Kilogramm.
Wenn abends zum Festtanz aufgespielt wird, sollten Fremde jedoch auf der Hut sein: Wassermanns Töchter, die in den umliegenden Teichen daheim sind, nehmen ihre Tänzer gern mit in ihr Reich. Die Fischer erkennen sie an ihren nassen Kleidersäumen und schlagen ihnen daher jeden Tanz aus.