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Nordische Ski-WM Nordische Ski-WM: Formtief von Ronny Ackermann gefährdet ehrgeizige Ziele

14.02.2005, 15:41
Der Bundestrainer der nordischen Kombinierer, Hermann Weinbuch (r.), steht neben dem deutschen Topathleten Ronny Ackermann (Archivfoto: dpa)
Der Bundestrainer der nordischen Kombinierer, Hermann Weinbuch (r.), steht neben dem deutschen Topathleten Ronny Ackermann (Archivfoto: dpa) dpa

Oberstdorf/dpa.­ - In Hinterzarten und Ruhpolding hat Ackermann in der vergangenenWoche bei schlechten Bedingungen Sonderschichten geschoben, um sichseinen Medaillentraum zu erfüllen. «Eine Heim-WM ist ein Highlight,das man nur einmal in der Karriere erlebt. Ich will top fit sein»,erklärte der Thüringer, der im Einzel-Wettkampf als Titelverteidigeran den Start geht. Da das Springen in diesem Wettbewerb auf derNormalschanze ausgetragen wird, gilt der in der Loipe überragendeWeltcupsieger Hannu Manninen aus Finnland aber als Favorit.

Weinbuch setzt daher vor allem auf die Wettbewerbe im Sprint undim Team, wo das Springen jeweils auf der Großschanze stattfindet. «Dawollen wir mit um die Siege kämpfen», lautet die Vorgabe desCheftrainers, der vor 18 Jahren an gleicher Stätte mit seinenKollegen Hans-Peter Pohl und Thomas Müller den WM-Titel mit derMannschaft gewann. Daran sollen Ackermann & Co. anknüpfen. «Mit zweiMedaillen hätten wir unser Ziel erfüllt. Gewinnen wir in allen dreiEntscheidungen Plaketten und zudem die WM-Staffel erstmals seit 1987,wäre ich total zufrieden», sagte Weinbuch, der mit dem wiedererstarkten Björn Kircheisen ein weiteres heißes Eisen im Feuer hat.

Im Fokus steht aber Ackermann. «Wenn Ronnys Springen wiederfunktioniert, kann er auch Manninen schlagen», erklärte Weinbuchzuversichtlich. Obwohl dies derzeit nicht der Fall ist, sollAckermann in Oberstdorf erst am Dienstag wieder auf die Schanzegehen. «Es bringt doch nichts, wochenlang herum zu springen»,begründete Weinbuch die Ruhepause.

Wahrscheinlich wird sich Weinbuch in diesen Tagen als Psychologeversuchen und seinem Schützling davon erzählen, wie er 1987 nachlangwieriger Schuhrand-Entzündung mit Blutvergiftung und Antibiotika-Behandlung eine Woche vor der WM wieder zur Top-Form auf der Schanzefand. Von Ackermanns Können ist der Coach nämlich überzeugt: «Ronnyist ein absoluter Weltklassemann, hat den unbedingten Siegeswillen.Er ist der Erbe der 80er Erfolgsgeneration.»

Mit breiter Brust und großer Zuversicht reist Michael Uhrmann zur Heim-WM nach Oberstdorf, wo er die deutschen Ski-Adler nach einer dreijährigen Durststrecke zu neuen Höhenflügen führen soll. Der Bayer trägt die Hoffnungen im Team der Skispringer, die seit dem Mannschaftssieg bei den Olympischen Winterspielen 2002in Salt Lake City bei allen Großveranstaltungen ohne Edelmetallgeblieben sind. «Möglich ist alles. Wir wollen unbedingt eineMedaille, wissen aber, dass es brutal schwer wird», sagte Uhrmann, der sich nach seinem zweiten Platz bei der Generalprobe in Pragelato auch im Einzel eine Chance ausrechnet.

Der 26-Jährige hat nach anfänglichen Gewichtsproblemen durch denneuen Body-Mass-Index seine Form im Saisonverlauf kontinuierlichverbessert und sich zum Leitwolf im Team entwickelt. Entsprechendforsch formulierte Uhrmann sein Ziel für die Titelkämpfe. «Die WMwird ein Riesenereignis, vielleicht für mich das größte Ding nachOlympia. Wenn alles passt, dann habe ich es drauf, endlich auch eineEinzelmedaille vor eigenem Publikum zu holen», sagte Uhrmann, derschon beim Team-Olympiasieg vor drei Jahren dabei war.

Bundestrainer Peter Rohwein traut dem Spaßvogel, der alsStimmungskanone in der Mannschaft gilt, einiges zu. «Er ist gutdrauf, seine Sprünge sind stabil», lobte der Coach, der großen Anteilan der Entwicklung Uhrmanns hat. «Peter setzt auf mich und sagt mirdas auch öfter. Er ist ruhiger und sachlicher in der Auswertung undhat Vertrauen zu mir wie kein anderer Trainer zuvor», erklärteUhrmann, der in den vergangenen Wochen vor allem an der Verbesserungseiner Kraftwerte gearbeitet hat.

Trotz des Aufwärtstrends in der Mannschaft, die in Pragelato aufPlatz drei kam, verschließt der Beamte des Bundesgrenzschutzes jedoch nicht die Augen vor der Realität. «Wir sind Außenseiter und würden Luftsprünge machen, wenn wir Bronze holen», erklärte Uhrmann. Diesen Anspruch erhebt auch DSV-Sportdirektor Thomas Pfüller. «Zeiten, in denen ein Martin Schmitt und ein Sven Hannawald über eine Saison lang konstant Siegleistungen anboten, haben wir zwar nicht. Dennoch sollteein Michael Uhrmann mit der Weltspitze mithalten können. Und was eine Mannschaft zu leisten vermag, haben die Springer mit ihrem Sieg in Willingen gezeigt», sagte Pfüller.

Favoriten sind jedoch andere wie die Finnen mit aison-DominatorJanne Ahonen und dem zuletzt in Pragelato auftrumpfenden Skiflug- Weltrekordler Matti Hautamäki. Auch Adam Malysz aus Polen, der in beiden Einzelkonkurrenzen als Titelverteidiger an den Start geht, befindet sich in Top-Form. Hinzu kommen die Österreicher Martin Höllwarth und Thomas Morgenstern sowie die Norweger mit dem starken Roar Ljökelsöy.