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Nordische Kombination Nordische Kombination: Ronny Ackermann sagt Olympia ab

Von Gerald Fritsche 21.01.2010, 13:38

Leipzig/dpa. - Am Donnerstag sagte der erfolgreichste deutsche Nordische Kombiniererder jüngeren Vergangenheit seine Teilnahme bei den Winterspielen abund zog sich auf unbestimmte Zeit vom Sport zurück. Somit fällt amWochenende beim Weltcup in Schonach auch der mit Spannung erwarteteAuftritt des Dermbachers aus, mit dem er sich in letzter Minuteeigentlich noch das Ticket nach Vancouver sichern wollte.

«Die Entscheidung ist mir nicht gerade leicht gefallen,schließlich habe ich die vergangenen vier Jahre auf die OlympischenSpiele hintrainiert. Aber ich muss realistisch bleiben, in meinerderzeitigen Form würde ein Start in Vancouver einfach keinen Sinnmachen», sagte Ackermann. Er betonte: «Damit wäre ich auch keineHilfe für die Mannschaft.»

Am Donnerstag vormittag hatte der 32-Jährige, der in seinerKarriere viermal Weltmeister geworden war, Bundestrainer HermannWeinbuch mit seiner Entscheidung konfrontiert. «Dieser Schritt hattesich nach dem Weltcup in Chaux-Neuve angedeutet. Er war nichtzufrieden mit sich. Und Ronny ist ein Winner-Typ. Er will um dieMedaillen kämpfen, wenn er an den Start geht. Dazu sieht er sichderzeit aber nicht in der Lage», erzählte Weinbuch.

«Eigentlich bin ich seit meiner Virusinfektion im vergangenen Jahrnie mehr richtig in Tritt gekommen. Ich habe zwar gehofft, dass mirmit zusätzlichen Trainingseinheiten wieder der Anschluss gelingt,aber die letzten Weltcups haben ganz einfach gezeigt, dass ich zuweit weg von der Weltspitze bin», bemerkte Ackermann. Bei seinenbisherigen drei Olympia-Auftritten hatte er drei Silbermedaillengewonnen.

Doch nicht nur die Krankheit zum Jahreswechsel 2008/2009 hat demThüringer zugesetzt. «Er ist seit zwölf Jahren in der absolutenWeltspitze und musste jedes Jahr enorm kämpfen. Jetzt, wo er ältergeworden ist, hat er die Leichtigkeit verloren. Er trainiert härterals sonst, kann das aber in den Wettkämpfen nicht umsetzen. Ich hätteihn als Leitwolf gern dabei gehabt, respektiere aber seineEntscheidung», sagte Weinbuch.

Der Bundestrainer ist sich nicht sicher, ob «Acker» überhaupt nocheinmal zurückkehrt. «Bei ihm ist alles vorstellbar: Eine Pause biszum Saisonstart, eine ein- bis zweijährige Auszeit, wie es anderevorgemacht haben, oder eben auch das Karriereende. Ich rate ihm: Lasses auf dich zukommen, erhole dich. Wenn du die Lust, das Feuer wiederspürst, dann mach weiter. Sport soll Spaß machen und nicht nur Kampfsein», bemerkte Weinbuch. Seit vergangenem Mai ist Ackermann mitseiner langjährigen Freundin Annika verheiratet. Das Paar hat denfünf Monate alten Sohn Hugo.

Wie Weinbuch bedauert auch Ulrich Wehling, dreimaligerOlympiasieger in der Nordischen Kombination und Wettkampf-Direktorbeim Weltverband FIS, den Rückzug Ackermanns. «Er hat dieEntscheidung so konsequent gefällt, wie er auch sonst im Sport zusehen ist. Das zeigt, wie selbstkritisch er ist. Leider fehlt nun inVancouver ein markanter Name, aber leider nimmt der Sport daraufkeine Rücksicht», sagte Wehling.