Nordharzer Städtebundtheater Nordharzer Städtebundtheater: Wahre Menschen hinter den Masken
Halberstadt/MZ. - Am Nordharzer Städtebundtheater nun kehrt die Geschichte dorthin zurück, wo sie auch im Film ihren Anfang nimmt - auf die Bühne. In der Fassung von Jan Mendell gewinnt die Erfindung sogar zusätzliche Plausibilität, weil sie im Theater von der Größe und den Grenzen der Schauspielkunst erzählt. Die aberwitzige Vorstellung der polnischen Darsteller-Truppe, die im nationalsozialistisch besetzten Warschau buchstäblich um ihr Leben spielt, ist rührend komisch und beängstigend zugleich. Und wenn die Kunst vom Leben gedoppelt wird, sind die Übergänge fließend.
Die beiden Hauptdarsteller, die im Stück das Künstlerpaar Maria und Josef Tura spielen, sind auch in Wirklichkeit verheiratet. Kerstin und Henry Klinder kokettieren mit dieser Parallele ebenso wie mit den Posen, die jedem Schauspieler geläufig sind, Regisseur André Bücker verstärkt die Überschneidungen zusätzlich. Wenn die Warschauer Souffleuse Anna sich bei ihrer Halberstädter Kollegin Rat holt, wenn sich der junge Fliegeroffizier mitten im Hamlet-Monolog durch die Reihen der Abonnenten drängt oder wenn der Regisseur Dobosch eine Probe aus dem Parkett heraus unterbricht, wird die berühmte vierte Wand zu einer durchlässigen Membran - und das Theater feiert sich selbst.
Die Kehrseite solcher Komik aber sind jene Momente, in denen die für einen Künstler lebensnotwendige Eitelkeit verletzt wird und hinter der Maske der Mensch aufscheint. Da träumt der Komparse von der Hauptrolle, während der Held unter der Missachtung seiner Person leidet. Und da bedarf es weder der braunen Propaganda-Materialien noch der Echosalve des "Heil Hitler", um die Worte von Shakespeares Shylock zu beglaubigen: "Wenn ihr uns stecht, bluten wir nicht?" Natürlich ist, wie bei jedem Theater, auch hier ein bisschen Schmiere dabei. Aber in diesem Fall wirklich schöne!
Nächste Vorstellung: 1. Februar, 19.30 Uhr, Halberstadt